Zuversichtlich gegen den BVB

Nürnberg - Am Samstag (28.10.06, 15.30 Uhr) empfängt der 1. FC Nürnberg Borussia Dortmund im easyCredit-Stadion. Im DFB-Pokalspiel beim SC Paderborn (2:1 n.V.) haben die Schützlinge von Trainer Hans Meyer gerade unter Beweis gestellt, dass sie noch gewinnen können. In der Bundesliga wollen die Cluberer nun nach sechs Unentschieden hintereinander mit einem ähnlichen Erfolgserlebnis nachlegen.

Zwar haben die Nürnberger in der Meisterschaft schon länger keinen "Dreier" mehr eingefahren, dafür sind sie aber auch bereits seit etwas mehr als einem halben Jahr ungeschlagen. Zum letzten Mal, am 22. April, verlor der FCN ausgerechnet beim kommenden Gegner Dortmund (1:2). Überhaupt zogen die Cluberer gegen den BVB in den vergangenen Jahren häufig den Kürzeren. Der letzte Sieg gegen die Westfalen datiert vom 3. April 1992 (2:1), in den folgenden 14 Aufeinandertreffen konnten die Schwarz-Gelben nicht mehr geschlagen werden. Aber die Zeit scheint günstig, den BVB endlich mal wieder mit leeren Händen nach Hause zu schicken.


Vittek und Mintal treffen wieder

Der FCN stellt die beste Abwehr der Liga. In den letzten acht Punktspielen gab es lediglich sechs Gegentreffer, das schaffte keine andere Mannschaft. Entsprechend lobte Meyer die Organisation seiner Truppe bei Ballbesitz des Gegners als "absolut effizient". Darunter litt allerdings die Zielstrebigkeit in den eigenen Angriffsbemühungen. Abgesehen vom Saisonauftakt in Stuttgart (3:0) und der Partie der vergangenen Runde in Frankfurt (2:2) trafen Meyers Jungs pro Begegnung höchstens einmal. Angesichts des zwischenzeitlichen Ausfalls von Top-Torjäger Robert Vittek und des langsamen Wiederaufbaus Marek Mintals nach dessen zweimaligen Mittelfußbruchs verwundert das jedoch nicht sehr.

Inzwischen kommen die beiden slowakischen Nationalspieler wieder in Fahrt. In Paderborn erzielte Mintal mit seinem ersten Pflichtspieltor seit 430 Tagen den 1:1-Ausgleich, Sturmpartner Vittek besorgte den Siegtreffer zum 2:1. Außerdem überzeugte Ivan Saenko nach seiner Einwechslung auf der linken Außenbahn in der Offensive mit einer engagierten Vorstellung. Meyer, der mit der Leistung seiner Mannschaft in Paderborn "sehr zufrieden" war, kann also zuversichtlich ins Heimspiel am Samstag gegen den BVB gehen.

Treueschwur für Bert van Marwjik

Ganz anders die Dortmunder, die durch ihren schwachen Auftritt im letzten Bundesligaspiel gegen Schlusslicht VfL Bochum (1:1) und das Aus im DFB-Pokal gegen Hannover 96 (0:1) für reichlich Unmut bei den eigenen Fans sorgten. Neben der Mannschaft ist zunehmend auch der vormals sakrosankte Trainer Bert van Marwijk in die Kritik geraten. Dabei erregt wohl weniger der gegenwärtige Tabellenstand die erhitzten Gemüter, als die Art und Weise, wie die Mannschaft sich zuletzt auf dem Platz präsentierte. Denn gemessen am Saisonziel, der Qualifikation für den UEFA Cup, liegt das Team zwei Plätze hinter den punktgleichen Nürnbergern auf Rang sieben weiterhin gut im Rennen.

Meyer will sich deshalb auch von dem ganzen öffentlichen Gerede nicht irritieren lassen: "Ich bin aus der Ferne nicht in der Lage einzuschätzen, was in dieser Mannschaft wirklich los ist. Was mich nur wundert: Der BVB hat zwölf Punkte, nur einen Zähler weniger als die Bayern. Dort soll also alles drunter und drüber gehen?" Die Auswärtsbilanz der Westfalen (zwei Siege, zwei Niederlagen) könne sich zudem sehen lassen: "Die ist richtig meisterhaft", so der Club-Coach. Laut Borussias Vize-Kapitän Dédé habe der BVB den Faden nur vorübergehend verloren: "Ich bin sicher, dass wir in Kürze auch fußballerisch wieder überzeugen", so der Brasilianer im Interview mit fcn.de. Inzwischen hat die Dortmunder Vereinsführung um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc ihrem Trainer van Marwijk den Rücken gestärkt und ihm trotz der Pokal-Pleite "ohne Wenn und Aber" die Treue geschworen. Die wichtigste Personalie ist damit beim BVB vor dem 9. Spieltag vom Tisch.

Beide Teams ohne weitere Ausfälle 

Die Schwarz-Gelben werden am Samstag voraussichtlich mit dem gleichen Kader nach Nürnberg fliegen, der auch für das Hannover-Spiel nominiert war. Torhüter Roman Weidenfeller, der gegen die 96er die Rote Karte gesehen hatte und im DFB-Pokal für zwei Spiele gesperrt wurde, ist in der Bundesliga einsatzberechtigt. Nicht zur Verfügung stehen van Marwijk die Verletzten bzw. Rekonvaleszenten Sebastian Kehl (entzündete Narbe am Knie), Christoph Metzelder (Aufbautraining), Bernd Meier (Kreuzbandriss) sowie David Vrzogic (Kreuzbandriss).

Die Cluberer haben ihren DFB-Pokal-Ausflug ebenfalls körperlich gut überstanden. "Es gibt keine Verletzten. Alle 18 Spieler, die im Kader gegen Paderborn waren, sind auch im Kader gegen Dortmund", informierte Meyer. Auch Robert Vittek, der einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen hatte und wenig später ausgewechselt werden musste, sowie der nach dem Spiel leicht angeschlagene Ivica Banovic sind am Samstag mit dabei: "Alles nicht weiter problematisch, alle sind müde, aber gesund", so Nürnbergs Coach weiter. Aufpassen muss am Samstag Andreas Wolf, dem als einzigen Nürnberger die fünfte Gelbe Karte droht.

Wichtig ist nur, dass die Mannschaft gewinnt

Über die taktische Ausrichtung seiner Mannschaft hüllte sich Meyer wie gewohnt in Schweigen. Vermutlich wird er wieder ein Sturmtrio auf den Rasen des easyCredit-Stadions schicken und das von ihm bevorzugte 4-3-3 spielen lassen. Aber: "Bei allem Bemühen, nach vorne zu spielen, wollen wir nicht ins offene Messer rennen." Es könnten also auch nur zwei Angreifer von Beginn an zum Zuge kommen. 

Im Modell mit drei Angreifern hat Meyer derzeit die Planstellen an Markus Schroth im Sturmzentrum sowie Vittek und Saenko auf den Außenbahnen fest vergeben. Marek Mintal, Torschützenkönig der Saison 2004/05, nimmt's gelassen: Viele große Spieler hätten in ihrer Karriere zeitweise draußen gesessen. Wichtig sei nur, "dass die Mannschaft gewinnt."

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