Nürnberg - Schwarze Zahlen, Vertragsverlängerung mit Robert Vittek und in der Bundesliga noch ungeschlagen - sowohl die wirtschaftliche als auch sportliche Bilanz des Clubs kann sich sehen lassen. Kein Wunder, dass auf der Mitglieder-Versammlung am Mittwoch beste Stimmung herrschte. Diese könnten die FCN-Profis mit einem Sieg am Sonntag (22.10.06, Anpfiff 17.00 Uhr, live auf Radio Gong 97,1) in Frankfurt noch gewaltig steigern.
Nach fünf Unentschieden - davon zuletzt viermal 1:1 in Serie - ist aus Nürnberger Sicht mal langsam wieder ein "Dreier" fällig. Doch Vorsicht: Die Trauben in der Commerzbank-Arena, der Heimstätte der Eintracht, hängen hoch. Schließlich sind die Hessen außer dem Club das einzig noch unbesiegte Team der Liga. Stellt sich die spannende Frage, welche Serie am Sonntag reißt? Oder bleibt doch etwa alles beim Alten? Ein Unentschieden ist bei den beiden Remiskönigen der Liga (Frankfurt 6/Nürnberg 5) in der Tat nicht ganz auszuschließen. Reizvoll auch eine andere statistische Randnotiz: Während der Club sieben seiner acht Tore vor der Halbzeitpause erzielte, bejubelte die Eintracht sieben ihrer neun Treffer nach dem Seitenwechsel.
Polaks Einsatz fraglich
Ganz sorgenfrei reist Club-Trainer Hans Meyer nicht in die Main-Metropole. Ausgerechnet der Einsatz von Jan Polak, mit drei Treffern in den vergangenen vier Spielen zuletzt der Torschütze vom Dienst, steht auf der Kippe. Der tschechische Nationalspieler klagt über Leistenbeschwerden. Sicherheitshalber hat Meyer seinen Kader, in dem Dean Heffernan und Marek Nikl fehlen, auf 19 Mann aufgestockt. Auf jeden Fall kann der Nürnberger Trainer wieder auf den zuletzt Rot-gesperrten Jaouhar Mnari zurückgreifen. Meyer: "Ich bin sehr froh, dass er wieder dabei ist."
Auf die Frage, warum der letzte Sieg (1:0 gegen Mönchengladbach) seiner Mannschaft schon über zwei Monate zurück liegt, zuckt Markus Schroth nur mit den Achseln. "So etwas habe ich auch noch nicht erlebt", erklärt der Angreifer. "Vielleicht sind die Spieler vor der eigenen Courage erschrocken, und vielleicht hat die Tabelle ja zu viel Druck ausgeübt", mutmaßt Club-Präsident Michael A. Roth. Dass die Position im Ranking mit Platz sechs immer noch ausgezeichnet ist, haben die Franken insbesondere Torhüter Raphael Schäfer und der Abwehr zu verdanken. Erst vier Gegentreffer sind ligaweiter Spitzenwert.
Meyer lobt die Eintracht
Damit es hinten so bleibt und vorne die vielen Chancen auch mal wieder in Tore umgemünzt werden, hat Hans Meyer beim Training in dieser Woche die Zügel noch einmal angezogen. Mit lautstarken Kommandos wollte er "die Spieler aufwecken". Zudem freute er sich über die Tatsache, "dass ich die Jungs nun wieder über längere Zeit zusammen habe".
Respekt hat Meyer vor der Arbeit, die in Frankfurt geleistet wird: "Mit dem Aufstieg vor zwei Jahren hat Trainer Friedhelm Funkel schon ein außerplanmäßiges Wunder vollbracht, das in der letzten Saison seine Fortsetzung gefunden hat." Immerhin sei die Eintracht als Neuling nie in Abstiegsgefahr geraten, "hat das Pokalfinale erreicht und phasenweise Herz erfrischenden Fußball gezeigt", lobt der Nürnberger Coach.
Meyer: "Frankfurter Niederlage kein Vorteil für uns"
Über das Endspiel in Berlin hatte sich Frankfurt nur ein Jahr nach dem Wiederaufstieg gleich auch für den UEFA-Pokal qualifiziert. Am Donnerstag stand nun die Premiere in der Gruppenphase gegen US Palermo auf dem Programm. Trotz guter Leistung und 1:0-Halbzeitführung (Tor: Albert Streit) zog die Eintracht am Ende gegen den Tabellen-Dritten der Serie A unglücklich mit 1:2 den Kürzeren. Die erste Pflichtspiel-Pleite seit zehn Spielen!
"Die Frankfurter Niederlage ist für uns kein Vorteil, denn die Eintracht ist nun vom Druck des Ungeschlagenseins befreit", kommentierte Meyer die Niederlage des kommenden Gegners gewohnt humorvoll. Jedenfalls ist auch sein Kollege Friedhelm Funkel überzeugt: "Diese Niederlage wird uns nicht zurückwerfen." Möglicherweise aber hat das Team gegen Palermo einige Kräfte lassen müssen. "Die Mannschaft ist topfit", entgegnet Torwart Markus Pröll im Interview mit fcn.de und fügt hinzu: "Jeder Fußballer spielt lieber öfter, als öfter zu trainieren. Man bleibt im Rhythmus." Pröll selbst hat seinen Rhythmus längst gefunden. Der Keeper ist der "Elfer-Killer" der Liga, hat in dieser Saison alle drei gegen die Eintracht verhängten Strafstöße abgewehrt.
Bader: "Warum nicht einen Dreier?"
Auch wenn Funkel einige personelle Änderungen im Vergleich zum Palermo-Spiel angekündigt hat, wird er auf einen Akteur sicher setzen: Alex Meier. Der 23-Jährige erzielte in den letzten drei Bundesliga-Begegnungen eben so viele Treffer und ist damit der Mann der Stunde bei den Hessen. Zuschauen müssen hingegen die verletzten bzw. rekonvaleszenten Profis Christop Preuß, Chris, Jermaine Jones und Faton Toski.
Rund 5.000 FCN-Fans werden ihre Lieblinge in der Commerzbank-Arena anfeuern. Unterstützung tut Not, denn die Bundesliga-Bilanz gegen die Eintracht ist nicht die beste: Keines der letzten zehn Bundesliga-Duelle konnten die Cluberer gegen die Riederwälder für sich entscheiden. In der vergangenen Spielzeit setzte es gleich drei Niederlagen - zweimal 0:1, und im Pokal-Achtelfinale kam das Aus im Elfmeterschießen. "Diese drei Pleiten haben richtig weh getan. Wir fahren nach Frankfurt, um dort unbedingt was zu holen. Warum nicht einen Dreier?", meint Sportdirektor Martin Bader.