Nürnberg - Am Samstag (25.11.06, 15.30 Uhr) tritt der 1. FC Nürnberg beim VfL Wolfsburg an. Nach den Spielen in Aachen (1:1) und gegen Leverkusen (3:2) bestreiten die Cluberer zum dritten Mal hintereinander ein Duell mit einem Tabellennachbarn. Die Partie in der Volkswagen Arena birgt nicht nur aufgrund der Platzierung - Nürnberg ist Neunter, Wolfsburg mit einem Zähler mehr Achter - Brisanz. Auch die Frage, welchem Team es gelingen wird, die hervorragende Verteidigung des Gegners zu knacken, verspricht Spannung.
"Der VfL hat die beste Defensive in der Liga, selbst die Bayern, die in Wolfsburg mit 0:1 unterlagen, sind daran gescheitert. Das sagt alles über die Qualität der Mannschaft von Klaus Augenthaler", lobte Hans Meyer am Donnerstag (23.11.06) auf der Pressekonferenz den Kontrahenten, der seit sechs Spielen nicht mehr verloren hat, zuletzt aber gegen Cottbus und in Bielefeld nicht über ein 0:0 hinaus kam. Die Wölfe haben in der laufenden Spielzeit erst zehn Gegentreffer kassiert.
Positive Auswärtsbilanz
Nürnberg schneidet in dieser Statistik allerdings auch nicht schlecht ab und steht mit 14 kassierten Toren gemeinsam mit Arminia Bielefeld an zweiter Stelle. Entsprechend zeugt auch Augenthalers Einschätzung des Gegners von großem Respekt: "Die Nürnberger spielen einen hervorragenden Fußball und treten auch auswärts sehr dominant und selbstbewusst auf. Das wird eine harte Nuss für uns. Der Club hat nicht von ungefähr erst zwei Spiele verloren und die auch noch knapp."
Hinzu kommt, dass sich für die Franken die Reise in die Autostadt zumeist gelohnt hat. In der vergangenen Saison trennten sich beide Teams in Wolfsburg 1:1-unentschieden. Davor fuhr der 1.FCN beim VfL zwei Zu-Null-Siege (1:0, 2:0) ein. Auch ansonsten scheinen die Cluberer - zumindest statistisch gesehen - die Wölfe zum Fressen gern zu haben: Die einzige Bundesliga-Niederlage datiert vom 3. November 2001. Beim damaligen 0:5 in Wolfsburg saß Augenthaler, der zwischen März 1999 und April 2003 am Valznerweiher unter Vertrag stand, noch auf der FCN-Trainerbank. Und Joshua Kennedy, zurzeit in Nürnberg im Reha-Training, schoss damals das 4:0 für den VfL. Insgesamt fällt die Auswärtsbilanz für den Club an der Aller aber positiv aus (2-2-1).
Nürnberger Stürmer treffen wieder
Die Nürnberger haben also allen Grund, am Samstag selbstbewusst aufzutreten. "Die stabile Abwehr der Wolfsburger schätzen wir, aber sie lässt uns nachts nicht unbedingt schlecht schlafen", stellte Meyer auf der Pressekonferenz fest und fügte hinzu: "Wir haben mit Ivan Saenko, Robert Vittek und Markus Schroth durchaus torgefährliche Stürmer. Und wir haben auch in den vergangenen Wochen und Monaten gezeigt, wozu wir fähig sind." Ein großes Manko im Nürnberger Spiel war zuletzt häufig die schlechte Chancenverwertung. Aber nachdem gegen Leverkusen alle drei Angreifer getroffen haben, scheint Meyers Truppe auch dieses Problem in den Griff bekommen zu haben.
Einen dicken Wermutstropfen - Marek Mintals erneuten Ausfall - müssen die Cluberer allerdings schlucken. "Das ist natürlich eine mittlere Katastrophe", kommentierte Meyer die anhaltenden Probleme des Goalgetters, nach dessen Mittelfußbruch. Abgeschrieben hat den slowakischen Nationalspieler beim Club allerdings niemand. "Wir werden uns nicht nach einem Mintal-Ersatz umschauen, solange nicht hundertprozentig geklärt ist, wie es bei ihm aussieht. Wir mussten jetzt weit über ein Jahr ohne ihn auskommen, rein sportlich scheint Mareks Ausfall also nicht so dramatisch. Aber rein menschlich wiegt er sehr schwer", so der 1.FCN-Coach.
Keine schwache Minute erlauben
Anders als Nürnberg hat der VfL Wolfsburg tatsächlich handfeste sportliche Probleme in der Offensive. Augenthalers Elf fehlt es an Durchschlagkraft - nur neun Tore in 13 Spielen (Liga-Minusrekord!) belegen das. Für Nürnbergs Innenverteidiger Andreas Wolf kein Grund, sich deshalb entspannt zurückzulehnen. "Man darf sich gegen kein Team eine schwache Minute erlauben, sonst geht der Schuss nach hinten los", forderte der Abräumer in der Hintermannschaft seine Teamkollegen auf, am Samstag hellwach zu sein.
Fünf der Wolfsburger Treffer erzielte allein Nationalspieler Mike Hanke, ebenso viele hat der ehemalige 1.FCN-Profi Jacek Krzynowek - meist im Zusammenspiel mit Hanke - vorbereitet. "Wir verstehen uns auf dem Platz sehr gut. Ich versuche immer, gute Flanken zu spielen, und Mike steht immer richtig", beschrieb Krzynowek im Interview mit fcn.de die perfekt funktionierende Abstimmung zwischen ihm und Hanke. Das Schema - Krzynowek als Vorbereiter und Hanke als Vollstrecker - ist zugleich aber auch ein Schwachpunkt der Niedersachsen. Der Wolfsburger Angriff ist leicht auszurechnen. Kein Wunder, dass Krzynowek hofft, "dass künftig nicht nur Mike und ich für Gefahr nach vorne sorgen." Dem wir Augenthaler sicherlich beistimmen, zumal am Samstag auch noch Krzynowek ausfallen könnte. Der Linksfuß laboriert an Problemen an der Kniekehle. Über seinen Einsatz entscheidet der VfL-Coach kurzfristig.
Ivan Saenko kann spielen
Der 1. FC Nürnberg hat für die Partie in Wolfsburg 19 Spieler nominiert. Ivan Saenko, der während des Trainings einen Schlag in die Kniekehle bekommen hatte, ist einsatzbereit und reist mit an die Aller. Nicht im Kader stehen die Langzeitverletzten Marco Engelhardt, Gerald Sibon, Kennedy, Mintal und Vratislav Gresko. Dean Heffernan verstärkt unterdessen die zweite Mannschaft. Die Wölfe müssen auf Alexander Madlung (Entzündung im Sprunggelenk) und Diego Klimowicz (Muskelfaserriss) verzichten.
Meyers Schützlinge absolvieren ihr Abschlusstraining am Freitag noch in Nürnberg, danach fliegt die Truppe nach Hannover, wo sie von Busfahrer Udo Rauh abgeholt wird.