Nürnberg - Sechs Tage nach dem 1:1 bei Alemannia Aachen steigt der 1. FC Nürnberg im vierten Bundesliga-Spiel des Monats November wieder in den Ring. Der zwölftplatzierte Club trifft am Samstag (18.11.06, 15.30 Uhr) im easyCredit-Stadion auf den Elften, Bayer Leverkusen - erneut ein Duell zweier Tabellennachbarn. Beide Teams starteten gut in die Saison. Während es bei Bayer dann aber Aufs und Abs gab, teilte der FCN konstant die Punkte.
So auch in Aachen, als wieder einmal die Chancenauswertung nicht zufriedenstellend war. Abgehakt - Kapitän Raphael Schäfer glaubt an ein baldiges Ende der Tormisere: "Die Spieler haben die nötige Qualität." Auch Markus Schroth macht sich und seinen Kollegen in vorderster Front Mut: "Durststrecken gehören zum Stürmerleben - bald werden die zuletzt fehlenden Zentimeter nicht mehr fehlen." Manager Martin Bader und Hans Meyer sind sich ebenfalls einig, der FCN-Trainer meint: "Häufig entscheiden Milimeter über Erfolg und Misserfolg. Wer so viele Chancen hat wie wir, wird wieder punkten, auch dreifach. Die Fans müssen nur etwas Geduld haben, können sich aber auf mich verlassen."
Flammende Rede von Meyer
Klar ist aber auch: nach zehn Spielen ohne Sieg muss irgendwann wieder ein "Dreier" her. Am besten schon gegen Leverkusen, "sonst wird die Lage richtig kompliziert", weiß Meyer. Der Druck wächst, nachdem "wir da angekommen sind, wo wir eigentlich nicht hin wollten", beschreibt Schäfer die derzeitige sportliche Lage mit vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze. "Es gibt gute und schlechte Phasen, und da müssen wir nun als Team durch."
Dass beim FCN alle in einem Boot sitzen, verdeutlichte Meyer bei der Pressekonferenz am Freitag. In einer flammenden Rede stellte er sich demonstrativ vor die Mannschaft und rief Nürnberg zur Unterstützung auf: "Ich lasse mir nicht einreden, dass mit unserer Mannschaft irgendetwas nicht stimmt. Das einzige, was im Moment nicht stimmt, sind die Ergebnisse. Ich habe überhaupt keinen Grund, mit dieser Mannschaft unzufrieden zu sein."
"Kies": Rückkehr an alte Wirkungsstätte
In den letzten 34 Spielen holten die Cluberer 13 Siege, 13 Unentschieden und verloren achtmal, bei 52:38 Toren. "Man muss insgesamt sehen, in welche Richtung die Mannschaft in diesem Jahr gegangen ist", sprach er zu den Journalisten. Hintergrund der emotionalen Ansprache waren Ausdrücke wie "Deppen" oder "arrogant", die in der Presse nach dem Unentschieden in Aachen gebraucht wurden.
Meyer äußerte sich in den Stuhlfauth-Stuben natürlich auch zu Gegner Leverkusen: "Wenn man von dieser fantastischen Frühjahrsserie absieht, die sie mit uns gemeinsam hatten, können wir uns schlecht vergleichen. Leverkusen hatte in den letzten 15 Jahren ganz andere Ansprüche als wir und hat sicher auch jetzt noch andere Möglichkeiten." Beispielhaft verwies der Coach auf Stefan Kießling, der noch in der letzten Saison für den Club spielte: "Stefan ist doch nicht wegen des Geldes gegangen, sondern weil er dort ganz andere sportliche Perspektiven sieht."
Auf dem Platz keine Freundschaft
Auf die Frage, ob er mit "Kies" telefoniert habe, antwortete Meyer: "Noch nicht. Ich werde ihn heute nach Mitternacht anrufen, damit er nicht schlafen kann." Ob der Blondschopf in seiner Heimat von Beginn an ran darf, steht noch nicht fest. In jedem Fall "kann jede Mannschaft froh sein, einen Menschen und Typen wie Stefan zu haben. Ich freue mich sehr aufs Wiedersehen", sprach Meyer sicherlich für viele Nürnberger Anhänger. Bei seinem Besuch in Nürnberg am 4. Spieltag gegen Bochum hatten sie ihm eine Gänsehaut-Atmosphäre beschert.
Wie er diesmal aufgenommen wird, darauf ist Kießling gespannt. "Etwas nervös bin schon", gab er im Interview mit fcn.de zu. "Ich freue mich aber darauf, endlich wieder ein paar Leute treffen zu können: meine Familie, Freunde und meine beiden besten Kumpels Dominik Reinhardt und Thomas Paulus." Allerdings, so betonte der U21-Nationalspieler ausdrücklich: "Ich hatte eine schöne Zeit in Nürnberg. Doch auf dem Platz zählt für mich keine Freundschaft."
Mintal und Schneider nicht dabei
Während bei Kießling im letzten Punktspiel der Knoten platzte und gegen Bayern der erste Saisontreffer gelang, muss Marek Mintal auf sein erstes Erfolgserlebnis in dieser Spielzeit weiter warten. Erneute Probleme am Mittelfuß machen mindestens den Einsatz gegen die Werkself unmöglich. Ganz bitter, zumal der Slowake unter der Woche mit einem Tor und einem Assist in der Nationalmannschaft Selbstvertrauen tankte. Außer Mintal stehen auch Gerald Sibon (Rücken) und Vratislav Gresko (muskuläre Probleme), der noch mehrere Tage ausfällt, definitiv nicht zur Verfügung. Jaouhar Mnari bleibt dagegen trotz Adduktorenproblemen im Kader. "Das Risiko erscheint uns nicht zu groß", erklärte Meyer. Neu im Aufgebot sind zudem Marek Nikl und Chhunly Pagenburg, Michael Beauchamp hilft beim FCN II aus.
Bayer, das die letzten Auswärtsspiele gegen Borussia Mönchengladbach und den VfL Bochum siegreich gestaltete, hat Respekt vor dem Club, auch wenn der FCN nur eines der letzten sieben Heimspiele gegen Leverkusen gewann. Trainer Michael Skibbe: "Nürnberg ist homogener und kompakter als Mönchengladbach und Bochum. Wir stehen also vor einer schweren Aufgabe." Wohl wahr, zumal Bernd Schneider (muskuläre Probleme) und auch weiterhin Roque Junior (Reha nach Achillessehnenentzündung) nicht auflaufen werden. Gerechnet wird unterm Bayer-Kreuz aber mit dem Einsatz von Carsten Ramelow, dem ebenfalls muskuläre Probleme zu schaffen machen. Auch Gonzalo Castro, der nach seiner schweren Schulterverletzung im Test gegen den SC Chaleroi (5:2) wieder mitwirkte, könnte in der Startelf stehen.