Die Präsidenten des 1.FC Nürnberg

Trotzdem blieb der Erfolg aus und man war den Abstiegsrängen weit näher, als dem wirtschaftlich so dringend benötigten Wiederaufstieg. Mit dem Rücken zur Wand gab Roth Rausch den Laufpass und holte im März Weltmeister Klaus Augenthaler als neuen Trainer, sowie den von 1860 München geschassten Edgar Geenen als Manager. Auch mit dem erfolgsversprechenden Duo verpasste der Club in der Saison 2000/2001 zwar den Aufstieg, doch schon ein Jahr später war es soweit. Als Tabellenführer stieg man souverän wieder in die  ersehnte Erstklassigkeit auf.

„Lepra-Affäre“ und Klassenerhalt

Nach dem Aufstieg wurde der Club aber wieder schnell auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Gegen den fünftklassigen SSV Ulm schied der 1. FCN im DFB-Pokal aus und avancierte zur Lachnummer der Nation. Augenthaler verbannte daraufhin sechs Spieler zu den Amateuren nach teilweise peinlichen Leistungen. Der Schmach nicht genug, beleidigte Manager Geenen die Profis in der Öffentlichkeit als „Aussätzige, Abschaum, Müll und Lepra“. Nicht wenige forderten daraufhin den Rücktritt des Ex-Münchers.

Doch Roth hielt an ihm fest und nach seiner eher halbherzigen Entschuldigung („Meine Wortwahl war zu drastisch“), und vor allem nach dem Klassenerhalt, war die Welt in Nürnberg wieder in Ordnung. Auch Schatzmeister Kemper fiel ein Stein vom Herzen, da durch die sogenannte Kirch-Krise (benannt nach der Insolvenz des Fernsehvermarkters) der Verbleib in Liga eins aus wirtschaftlicher Sicht überlebenswichtig war.

Glück im Unglück

Schon ein Jahr später machte aber die „Fahrstuhlmannschaft“ ihrem Namen wieder alle Ehre. Auch Wolfgang Wolf, der als Nachfolger von Klaus Augenthaler geholt wurde, konnte den erneuten Abstieg nicht verhindern. „Wir müssen total neu anfangen“, beklagte Kemper. Doch als der Hauptsponsor (Entrium/DIBa) Anfang 2004 entschloss verstärkt in den Basketball zu investieren, jubelte die Chefetage um Michael A. Roth trotz der zweiten Liga. Die Bank legte satte 5,5 Millionen Euro auf den Tisch um aus dem bis 2007 laufenden Vertrag auszusteigen.


Mit dem sofortigen Wiederaufstieg blickte der Club nach langer Zeit auch wieder in eine finanziell stabile Zukunft. „Jetzt kann ich beruhigt gehen“, verkündete Schatzmeister Bernhard Kemper im Oktober 2004, der die Nürnberger auf den Weg der Entschuldung gebracht hat.

Die Ära Martin Bader

„Wir haben nun die richtige Mannschaft beisammen, den Selbstbedienungsladen von früher gibt es nicht mehr“, lobte Michael A. Roth seine Kollegen an der Vereinsspitze. Mit dem Diplom-Sportökonomen Martin Bader hat er einen Profi in seinem Bereich als Sportdirektor verpflichtet und ihm mit Ralf Woy einen Finanzvorstand zur Seite gestellt.

So ging man mit hohen Erwartungen in die Saison 2005/06, doch, wie so oft, konnte der Club seine Stärke nicht zeigen. Nach elf Spieltagen grüßte man als Schlusslicht der Tabelle, eine Veränderung musste her. „Wir haben uns nicht mehr länger getraut, an ihm festzuhalten, hoffentlich haben wir nicht zu lange gewartet“, kommentierte Roth die Entlassung von Wolfgang Wolf Ende 2005.

Hans Meyer in Nürnberg

Die Trainersuche entpuppte sich zur ersten Bewährungsprobe für die neue Geschäftsführung um Martin Bader. Nach diversen Absagen aus dem üblichen Kandidatenkreis, holte Martin Bader mit Hans Meyer die große Überraschung zum Club. Und auch der Erfolg kehrte zurück nach Nürnberg.  Michael A. Roth freute sich besonders über die Verpflichtung des „alten Haudegens“ und mit einem wunderbaren achten Platz zum Ende der Saison 2005/2006, erreichte man die beste Platzierung seit 1992.

Erstmals war der Club nach langer Zeit wieder finanziell solide aufgestellt. „Wir halten das Heft des Handels wieder selbst in der Hand“, erklärte Bader am Ende der Saison glücklich. Man musste keine Leistungsträger abgeben, um den sportlichen Erfolg zu wahren. Zusätzlich holte man mit Tomas Galasek einen Spieler von internationalem Format ins Team. Die Vorfreude auf die kommende Saison war groß.

Die Stunde Null

Das Team konnte die eigenen Ansprüche sogar noch übertreffen und erreichte mit dem sechsten Platz das internationale Geschäft. Damit nicht genug, am 26.05.2007 holte man seit 39 Jahren endlich wieder einen Titel ins Frankenland. Der VfB Stuttgart wurde im Finale mit 2:1 nach Verlängerung besiegt. „So schön war’s beim Club noch nie“, gestand Präsident Roth, der mit 72 Jahren noch keine Anzeichen von Amtsmüdigkeit zeigte.

Der Teppichunternehmer wurde für drei weitere Jahre wieder gewählt und konnte mit seinem Verein in eine rosige Zukunft blicken. Doch schon damals wollte Roth nicht zu überschwänglich feiern: „Wir müssen die Euphorie natürlich ein bisschen bremsen, es ist noch gar nicht so lange her, dass wir jedes Jahr gegen den Abstieg gespielt haben“, so Nürnbergs Präsident. Hellsehen gehörte eigentlich nicht zu seinem Aufgabenbereich.

Der Club zu unbeständig

Doch das Horrorszenario aller Clubfans und -verantwortlichen trat ein. Trotz einer passablen Saison im UEFA-Cup (Runde der letzten 32) und dem Pokalsieg im Rücken stieg man wieder in die zweite Liga ab. Mit der Entlassung von Ikone Hans Meyer und der Verpflichtung von Thomas von Heesen versuchte man den sportlichen Abstieg noch zu verhindern. Doch auch der westfälische Konzepttrainer konnte das Unvermeidbare nicht mehr aufhalten.

In einem Fahrstuhl geht es aber bekanntlich runter und herauf. So kehrte man, über den Umweg der neu eingeführten Relegation, nach nur einer Saison Abstinenz wieder in die Fußballbundesliga zurück. Thomas von Heesen verabschiedete sich zwar schon zu Beginn der Zweitligasaison wegen interner Querelen. Aber sein ehemaliger Co-Trainer und Nachfolger auf der Trainerbank Michael Oenning brachte den Club dahin zurück, wo er hingehört.

Roth tritt zurück

Nur acht Tage nach dem Aufstieg trat Micheal A. Roth als Präsident des 1. FC Nürnberg zurück. Als Grund für den schnellen Rückzug gab er an, dass er mehr Zeit seiner Firma widmen wollte.  In seiner insgesamt 14 Jahre währenden Amtszeit feierte und litt er mit 15 verschiedenen Trainern. Er hinterließ den Verein nahezu schuldenfrei und noch wichtiger: In der ersten Liga.

Franz Schäfer übernimmt

Roths Nachfolger war schnell gefunden. Vizepräsident Franz Schäfer übernahm schon direkt nach Roths Rücktritt die Amtsgeschäfte - ein echter Insider, denn seit den 1970er Jahren engagierte sich Schäfer im Management des Clubs. "Es gibt kaum einen Posten, den ich nicht bekleidet habe", erzählt Schäfer, der beim 1. FCN auch als Aufsichtsratsmitglied, Stadionsprecher sowie Herausgeber der Vereins- und Stadionzeitung aktiv war. Bei seinem Amtsantritt als Präsident verkündete Schäfer am 9. Juni 2009 seine drei grundsätzlichen Ziele: 1. Verbleib in der 1. Bundesliga, 2. Schaffung neuer Strukturen im 1. FCN und 3. Beginn des seit vielen Jahren geplanten, aber doch nie verwirklichten Verwaltungs- und NLZ-Neubaus am Valznerweiher.

Später wurde der Verleger von der Mitgliederversammlung ordentlich gewählt. Das paradoxe an dieser Versammlung war, dass auch direkt über das Ende von Franz Schäfer beschlossen wurde. Denn Schäfer war es, der einen Strukturwandel beim Club vorgeschlagen hat und somit den Posten des Präsidenten aufgelöst hat: „Ich habe mich selbst abgeschafft“, gab er später schmunzelnd zu Papier: "Alle Ziele waren erreicht." Mit Dieter Hecking löste ein sehr erfahrender Trainer Michael Oenning ab. Hecking schiffte den Club wieder in sichere Erstliga-Gewässer.

Der letzte Präsident

Zuletzt hatte Schäfer noch den Neubau eines Funktionsgebäudes für den 1. FCN am Valznerweiher angeregt. Das neue Gebäude bietet ein neues Zuhause für die Verwaltung der Clubberer, ein Internat für das NachwuchsLeistungsZentrum und ein Club-Museum. Aber auch die Profis profitieren vom Neubau: Natürlich entsprechen Kabine und Aufenthaltsräume den neusten Standards, zum Beispiel wird auch ein neuer und größerer Kraftraum für die Fußballer zur Verfügung stehen.

Im Oktober 2010 schied auch Franz Schäfer aus seinem Amt. Somit endet die Ära der Präsidenten beim 1. FC Nürnberg. Seitdem gibt es zwei ordentliche hauptamtliche Vorstände.

Was auch immer noch folgen mag in der langen Club-Geschichte - das Ende ist wie immer offen, aber sicher ist: „Des wärd scho widder.“

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