Großer Glanz von gestern in Nürnberg

Können die Cluberer dem Benfica-Adler die Flügel stutzen?

Nürnberg - Im Städtischen Stadion lieferte der 1.FCN vor 46 Jahren eine seiner stärksten internationalen Leistungen ab. Gegner war damals wie am Donnerstag (21.02.08, 21.05 Uhr) Benfica Lissabon. Zum ersten Mal präsentieren sich die Portugiesen jetzt im ausverkauften easyCredit-Stadion. fcn.de hat den Europapokal-Gegner des Club genauer unter die Lupe genommen.

Benfica ist mit über 160.000 Mitgliedern der größte Verein der Welt. Der Rekordmeister aus Lissabon (31 Meisterschaften) hatte seine größte Zeit in den 60er-Jahren, in denen der legendäre Eusébio bei den Rot-Weißen unter Vertrag stand. Der "Schwarze Panther" wird als größter Fußballer, den Portugal und Benfica je hervorgebracht haben, verehrt. Mit Eusébio holte Benfica 1961 (3:2 gegen Barcelona im Endspiel) und 1962 (5:3 gegen Real Madrid; bis heute eines der besten europäischen Finalspiele aller Zeiten) den Europapokal der Landesmeister.

Nur sechsmal nicht im Europapokal

Benfica stand 1963, 1965 sowie 1968, 1988 und 1990 noch fünf weitere Male im Finale des Europapokals, konnte die ersten beiden Erfolge jedoch nicht wiederholen. Im UEFA-Pokal schnitten die Roten ("Encarnados") am besten in der Saison 1982/83 ab, als unter Sven-Göran Eriksson erst im Finale gegen den RSC Anderlecht Endstation war. Dafür wurde der Verein 27-mal Portugiesischer Pokalsieger und gewann viermal den portugiesischen Super-Cup. Nur sechsmal seit 1955 konnte sich der Dauergast (47-mal) nicht für den Europacup qualifizieren!

Aktuell ist das vom Spanier José Antonio Camacho trainierte Team mit zehn Punkten Rückstand auf den FC Porto Zweiter. Eine Enttäuschung für Benfica, zumal auch der UEFA Cup nach dem "Abstieg" aus der Champions League nur als Trostpflaster aufgefasst wird. In der zugegeben schweren Gruppe setzte es zum Auftakt eine 1:2-Niederlage beim italienischen Rekordmeister AC Mailand, wobei der Anschlusstreffer durch Nuno Gomes erst in der Nachspielzeit fiel. Mehr ausgerechnet hatte man sich aber vor allem in der folgenden Partie daheim gegen Donezk, doch auch hier musste sich Benfica geschlagen geben (0:1). Es folgte ein 1:0-Sieg gegen und eine 0:1-Pleite bei Celtic Glasgow, bevor der vierte Punkt mit dem 1:1 gegen Milan erkämpft wurde. Trotz eines 2:1-Sieges bei Shakthar am letzten Spieltag reichte es letztlich aber doch nicht für das Weiterkommen in der Königsklasse. Das Viertelfinale erreicht hat Lissabon zumindest im portugiesischen Pokal, dem "Taca de Portugal".

In der Offensive dreht sich alles um Rui Costa

Die individuelle Klasse ist durchgängig hoch in Benficas Kader, der zudem eine gesunde Mischung zwischen jungen Talenten wie di Maria oder Fabiao Coentrao und routinierten Haudegen wie Petit, Rui Costa oder Nuno Gomes aufweist. Der erfahrene ehemalige Leverkusener Jörg Butt ist bei den Adlern Ersatz für Nationalkeeper Quim und kommt nur gelegentlich im Pokal zum Einsatz. Pikant: Im Winter gerieten sich Trainer Camacho, der zu aktiven Zeiten im Real-Dress von 1973 bis 1984 in 415 Spielen als knallharter Verteidiger Angst und Schrecken verbreitete, und Präsident Luis Felipe Vieira in die Haare; der Coach forderte eine Offensivkraft - und bekam sie schließlich. Für 3,5 Millionen Euro holte man vom FC Sevilla Strafraumstürmer Ariza Makukula, der prompt im Hinspiel (1:0) das entscheidende Tor für Benfica erzielte.

Rui Costa begann und beendet seine Karriere nach jetzigem Stand bei Benfica, wo er einst ausgerechnet von Eusébio bei einem Probetraining entdeckt wurde und demnächst als Sportlicher Leiter die Fäden ziehen soll. Rui Costa ist als Spielmacher der aktuelle große Star in Lissabon, gewann 2003 mit dem AC Milan die Champions League und wurde ein Jahr darauf Vize-Europameister mit Portugal. Zudem holte er u.a. 1994 die portugiesische und 2004 die italienische Meisterschaft. Benficas Offensivspiel ist sehr abhängig von ihm. Wenn es beim 35-Jährigen, der in Florenz als Klasse-Spieler reifte, nicht läuft, stottert der Angriffs-Motor.

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