Heimvorteil gegen Hansa nutzen!

Nürnberg - Der Club gegen Rostock - das wohl spannendste und wichtigste Duell im Kampf um den Klassenerhalt an diesem 19. Spieltag. Der Tabellen-16. trifft im easyCredit-Stadion auf den 15. Zwei Tage vor seinem 75. Bundesliga-Spiel als Club-Trainer nahm Hans Meyer zur Bedeutung der Partie Stellung: "Hansa steht zwei Punkte vor uns und hätte eine gute Ausgangsposition, wenn es bei uns gewinnt oder punktet." Seine Jungs wüssten, was auf dem Spiel steht, so der 65-Jährige bei der Pressekonferenz am Donnerstag (07.02.08). "Die Spieler sollen es am Samstag auf dem Platz zeigen - und das werden sie auch zeigen!"

Manager Martin Bader vertraut den Profis genauso - wohlwissend, dass diese in der Vergangenheit schon desöfteren bewiesen haben, dass sie Situationen, in denen es spitz auf Knopf stand, meisterten: "Wir sind eine Mannschaft, die, wenn es darauf ankommt, auch genau weiß, was sie zu tun hat. Wir mussten gegen Hertha und Dortmund gewinnen; wir wollten gegen Bukarest weiterkommen, wir wollten in Larissa den Einzug in die Zwischenrunde klarmachen. Genau zu diesen Zeitpunkten ist die Mannschaft immer da gewesen. Uns allen ist bewusst, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten diese kleinen Endspiele, die kommen werden, für uns entscheiden müssen."

"Fans Hoffnung und Zuversicht schenken"

Der Club hat den Vorteil, in der Rückrunde gleich gegen fünf Teams, die mit unten drin stehen, zuhause antreten zu können: Cottbus, Bochum, Bielefeld, Duisburg - und zunächst Rostock. Eine große Chance, die auch Bader sieht: "Wir müssen unseren Fans wieder Hoffnung und Zuversicht schenken. Sonst ist unser Vertrauenskredit aufgebraucht." An der sportlich prekären Situation wird sich aber auch bei einem Sieg vorerst nichts ändern. Meyer: "Das faule Ei haben wir uns im Herbst ins Netz gelegt. Wir werden deshalb noch sehr lange damit zu kämpfen haben, unten herauszukommen." Der Coach bittet seine Mannschaft nach dem Abschlusstraining am Freitag (15.30 Uhr) zur Vorbereitung ins Hotel nach Bad Gögging - aber nicht, wie in früheren Jahren als "Krisentrainingslager", sondern weil in Nürnberg wegen der Spielwarenmesse die Hotelzimmer rar sind...

Gegen Hansa kann der Trainer wieder auf Zvjezdan Misimovic zurückgreifen, der seine Leistenprobleme überwunden hat. "Es ist erfreulich, dass Misimovic und Ivan Saenko schon wieder so gut mitgemacht haben", spielte Meyer auf das Elf- gegen-elf am Mittwochnachmittag an. Positiv auch, dass die Nationalspieler gesund von ihren Länderspielreisen zurückgekehrt sind. Hinter dem Einsatz von Marco Engelhardt, der wegen einer Gesäßmuskel-Zerrung zuletzt pausierte, steht dagegen weiter ein Fragezeichen. Nicht im Aufgebot befinden sich Lars Jacobsen (Zahn-OP), Andreas Wolf wegen seiner Gelb-Rot-Sperre, Robert Vittek (Rückstand) und Marek Mintal (Verdacht auf Innenbanddehnung im linken Knie). Die beiden Australier Matthew Spiranovic und Dario Vidosic testen am Samstag mit dem 1.FCN II gegen die DJK Vilzing (Valznerweiher, 13.00 Uhr).

Rostock mit Biss und Kampf - aber ohne Vier
 
Zuletzt holte der Club gegen Hansa drei Siege. Mit dem vierten "Dreier" hintereinander stünde der 1.FCN erstmals seit dem 16. Spieltag wieder auf einem Nichtabstiegsplatz. Misimovic, der bei Jan Kollers Heimdebüt zum ersten Mal mit dem Tschechen zusammen auf dem Platz harmonieren könnte, stimmt sich auf das Duell mit den Hanseaten schonmal ein: "Gegen Rostock dürfen wir sicher nicht verkrampfen, aber wir müssen anders auftreten als zuletzt in Karlsruhe. In diesem Spiel wird die Post abgehen."

Den Club erwartet auf jeden Fall ein kämpferisch starker und mannschaftlich geschlossener Gegner. Hansas Top-Torjäger Enrico Kern verspricht im Interview mit fcn.de: "Das Spiel wird sicherlich kein Klassiker, sondern von vielen Zweikämpfen geprägt sein. Wir jedenfalls werden mit dem letzten Biss in die Partie gehen und uns weder verstecken noch Angst zeigen." Rostocks Trainer Frank Pagelsdorf muss, wenige Tage nach seinem 50. Geburtstag, auf seine Defensivkräfte Gledson (Virusinfektion) und Stefan Beinlich (Leistenprobleme) sowie auf das Angriffsduo Victor Agali (fünfte Gelbe Karte) und Sebastian Hähnge (Grippe) verzichten. Auf der Kippe steht zudem noch das Mitwirken der anderen beiden brasilianischen Innenverteidiger Orestes und Diego Morais.

Hört hier die Vorschau von Matthias Hochreuther von Club-Medienpartner Radio Gong 97.1 zum Bundesliga-Spiel am Samstag gegen Hansa Rostock.

Kern: "Es geht um einiges"

Hat privat und beruflich sein Glück gefunden: Torjäger Enrico Kern

Nürnberg - Einst galt Enrico Kern, Angreifer des nächsten Club-Gegners Hansa Rostock, als eines der größten Stürmertalente in Deutschland. Doch erst mit dem Aufstieg der Ostseekicker ist der 28-Jährige dort angekommen, wo er immer hin wollte: in der Bundesliga. Dort ist er mit sechs Treffern auch Rostocks derzeit erfolgreichster Torschütze.

Kerns erste Profistation war Tennis Borussia. Nach dem Abstieg des damaligen Zweitligisten aus Berlin unterschrieb er einen Vertrag bei Werder Bremen. Doch die mit dem Wechsel verbundenen Hoffnungen gingen nicht in Erfüllung. Stattdessen reichte es für Kern in der Spielzeit 2001/02 nur zu Einsätzen in Werders zweiter Mannschaft. Zudem stoppte eine schwere Knieverletzung einen schnelleren Aufstieg. Nach weiteren Stationen in Mannheim, Linz (Österreich) und Regensburg lotste Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf den großen Blonden mit dem Spitznamen "Otto" im Winter 2006 an die Ostsee, wo er - wie Kern im Gespräch mit fcn.de verrät - auch privat sein Glück gefunden hat.


fcn.de: Herr Kern, nach wechselhafter Hinrunde und jetzt auch nach dem Bayern-Spiel steht Hansa auf einem Nichtabstiegsplatz. Viele Kritiker haben Ihrem Team das nicht zugetraut. Sie aber schon, oder?

Enrico Kern: Auf jeden Fall. Man hat gesehen, dass im Team Potenzial steckt und wir eine gute Aufstiegsmannschaft haben. Der gleichen Meinung war ich schon nach den fünf Niederlagen zum Saisonstart - und zur Winterpause hat man ja gesehen, dass ich Recht behalten habe. Wir haben einige Favoriten ins Wanken und Stocken gebracht und hätten auch gegen Bayern einen Punkt verdient gehabt.

Am Samstag treffen Nürnberg und Rostock aufeinander. Was glauben Sie, wo beide am Ende der Saison stehen werden?

Kern: Ein Urteil darüber, was mit Nürnberg passiert, steht mir nicht zu und will ich auch nicht unbedingt abgeben. Ich kann aber für Rostock sprechen und bin überzeugt davon, dass wir nicht absteigen werden. Naja, und Nürnberg spielt ja UEFA Cup, also müsste es am Ende auch der Club schaffen, drin zu bleiben.

Was erwarten Sie für ein Spiel am Samstag und wie wollen sie bestehen? Und würde Hansa bei einem ausgeglichenen Spielstand kurz vor Schluss noch auf Sieg spielen?

Kern: Das Spiel wird sicherlich kein Klassiker, sondern von vielen Zweikämpfen geprägt sein. Wir jedenfalls werden mit dem letzten Biss in die Partie gehen und uns weder verstecken noch Angst zeigen. Es geht um einiges. Und zum zweiten Teil der Frage: Ich glaube beide Mannschaften würden sich mit einem Punkt nicht zufrieden geben, allerdings muss man abwarten, wie das Spiel läuft.

Der Club hat ebenso wie Hansa keinen guten Rückrundenstart erwischt. Hat sich Ihr Team das Spiel gegen Karlsruhe eigentlich angeschaut?

Kern: Wir sind Profis genug, zu wissen, was die Stunde geschlagen hat, und dass wir uns dementsprechend auf die Partie vorbereiten müssen. Ich finde es aber Quatsch zu sagen, dass Rostock oder Nürnberg einen misslungenen Rückrundenstart hingelegt haben. Dazu muss man erst zwei, drei Spiele abwarten. Man sollte nicht gleich nach einer Partie immer das Negative sehen.

Zu Ihnen persönlich: Sie haben gegen die Bayern Ihr sechstes Saisontor erzielt. Sind Sie zufrieden mit Ihrer bisherigen Ausbeute und welche Marke wollen Sie noch erreichen? Eine zweistellige Trefferquote?

Kern: Ich bin nicht der Typ, der sich selbst einschätzt - das sollen andere machen. Als Stürmer wird man natürlich an Toren gemessen und will selbstredend so viele wie möglich erzielen. Aber wenn ich am Saisonende immer noch sechs Tore auf dem Konto habe und wir drin bleiben, dann ist mir das auch recht.

Was so ein bisschen verwundert: In Deutschland hatten Sie früher durch Ihr großes Talent und auch bis heute noch einen guten Ruf - dabei spielen Sie jetzt erst ihre erste Bundesliga-Saison. Sagt man sich da: Ohne die schwere Knie-Verletzung wäre mehr drin gewesen?

Kern: Ich war in meiner Karriere häufig auf dem Sprung, aber letztlich kam dann doch immer etwas dazwischen. Aber ich trauere da nichts nach. Es war immer mein Ziel, irgendwann Bundesliga zu spielen. Dieses Ziel habe ich jetzt erreicht, darüber bin ich stolz und froh. Auch wenn ich mittlerweile nicht mehr der Jüngste bin...

Bei Hansa avancierten Sie schnell zum Leistungsträger - saisonübergreifend sind Ihnen 2007 18 Tore gelungen. Auch privat war das letzte Jahr ein besonderes. Im Juni haben Sie geheiratet und kurz darauf ein gemeinsames Heim nahe Rostock bezogen. Sie haben sich also gut in Ihrem Umfeld eingelebt...

Kern: Ja,  2007 war mit dem Aufstieg, dem privaten Glück und all den anderen schönen Erlebnissen das positivste und erfolgreichste Jahr in meinem Leben - beruflich wie privat.

An die Ostsee gelockt hat Sie Frank Pagelsdorf - 2006 aus Regensburg. Was zeichnet die Arbeit des Trainers aus?

Kern: Er kann gut motivieren und weiß gerade mit den Jungen umzugehen, sie dann auch hochzuziehen und einzusetzen. Es kommen mehrere Faktoren zusammen, dass man sagt, der Frank ist nicht nur als Trainer, sondern auch von der Einstellung her top. Er hat einfach ein gewisses Händchen. Die zwei, drei Verstärkungen, die der Verein getätigt hat, sind No-Names, und es ist schon eine Herausforderung eine Mannschaft zu formen, die in der Liga besteht. Frank hat das sehr gut hinbekommen.

Wir bedanken uns für das Gespräch, Herr Kern und wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!

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