Mathias Zeck von Radio Gong 97,1 mit der Vorschau aufs Auswärtsspiel des 1.FCN am Sonntag bei Werder Bremen.

Spielstark gegen spielstark

Nürnberg - Am Ostersonntag (08.04.07, Anstoß 17.00 Uhr) hofft der 1. FC Nürnberg auf ein Ostergeschenk - zwar nicht in Gestalt von Ostereiern, aber von Punkten. In Bremen sind diese jedoch traditionell sehr gut versteckt, so hat der Tabellenzweite bereits neun Heimsiege in seinem Punkte-Nest. Der Club braucht sich allerdings auch nicht zu verstecken.

Immerhin hat der 1.FCN mit nur vier Niederlagen die wenigsten in der Bundesliga und bis auf eben Bremen in dieser Saison schon gegen alle Mannschaft gepunktet. Beim Jubiläum von Trainer Hans Meyer (50. Spiel als Club-Trainer) soll nun auch Werder Federn lassen. Doch die Trauben hängen hoch - was die Statistik belegt: die letzten vier Spiele an der Weser haben die Franken deutlich verloren (4:17 Tore). "Werder spielt für mich schönen Fußball im angriffsorientierten Sinne. Sie haben die meisten Chancen herausgespielt, haben die meisten Tore (61, Anm. d. Red.) geschossen - und auch noch Erfolg. Für den neutralen Beobachter ist das klasse. Und für die Werder-Fans natürlich auch", schaut Meyer fast schon neidisch zum Gegner aus dem Norden hoch.

Beide Gegner freuen sich aufeinander

Doch auch der Club hat die Massen in dieser Spielzeit verzückt und tollen Fußball gezeigt. Eine interessante Partie ist programmiert. Auch wenn es ein "schweres Spiel" wird, wie Bremens Top-Verteidiger Per Mertesacker im Interview mit fcn.de sagt, freuen sich die Bremer nach dem torlosen Remis in Cottbus auf den Club. "Es kommt uns gelegen, dass Nürnberg auch eine sehr spielfreudige Mannschaft ist. So werden sich sicherlich viele Chancen auf beiden Seiten ergeben." Genauso sieht es die andere Seite auch. Marco Engelhardt: "Dass Bremen versucht, seine Gegner spielerisch zu bestimmen, kommt uns denke ich entgegen."

"Bremen wird uns unter Druck setzen wollen, um sich wieder möglichst viele Chancen herauszuspielen und daraus Tore zu machen, das ist Werders Stärke", rechnet Meyer mit offensiven Gastgebern. Doch seine Schützlinge möchten nicht nur Statisten sein. "Wenn du in Bremen lange sauber bleibst und dir auch selbst etwas zutraust, dann kannst du dir auch dort etwas holen", hofft der 64-Jährige auf eine mutige Club-Mannschaft. "Wenn wir aber nach zehn Minuten durch zwei Klose-Tore 0:2 hinten liegen, ist das, was ich hier erzähle, natürlich alles Asche."

Titelkandidat Bremen hat mehr Druck

"Wir haben gegen die Spitzenmannschaften immer besser gespielt", behauptet Andreas Wolf, in bestechender Form agierender Abwehrchef des 1.FCN. Die Erfolge über Stuttgart (3:0 und 4:1), Bayern (3:0) und Leverkusen (3:2) geben ihm Recht. Auch im Hinspiel gegen Bremen (1:2) stellten die Franken die bessere Mannschaft. Das Glück war aber auf Seiten der Bremer. Nun soll der Spieß umgedreht werden. Für Nürnberg geht es um den UEFA Cup, aus dem Vierkampf um Platz fünf mit Hannover, Hertha und Leverkusen ist mittlerweile ein Zweikampf mit dem Werksklub geworden.

"Die Bremer haben aber deutlich mehr Druck als wir", sagt Engelhardt im Hinblick auf die Meisterträume der Grün-Weißen. "Es kann noch keiner sagen, wer Deutscher Meister wird. Vielleicht hat Schalke einen kleinen Vorteil, weil es noch ein Heimspiel mehr als Bremen und Bayern hat. Aber Werder wird seine Chance nutzen wollen", meint Meyer. Ein Aussetzer könnte in der jetzigen Phase der Saison schon ausschlaggebend sein.

Rätsel um Reinhardt-Ersatz noch nicht gelöst

Ob vor dem Duell mit dem Club eine Rolle spielt, dass Werder unter der Woche in Alkmaar um den Einzug ins UEFA-Cup-Halbfinale kämpfte? "Dass Werder am Donnerstag gespielt hat, ist kein Vorteil für uns, die Ligabegegnung ist ja erst am Sonntag. Der Rhythmus Donnerstag/Samstag ist deutlich schwieriger." Lob in Richtung Thomas Schaaf & Co. gab es von Meyer in jedem Fall schon mal: "Bremen ist wie auch Bayern München davor, in Europa in die Runde der letzten Vier einzuziehen, das ist ganz stark!"

In seinem Kader nimmt der Nürnberger Coach zwei Änderungen vor: verletzungsbedingt fehlt Dominik Reinhardt (Muskelfaserriss im Oberschenkel), dafür kehrt Robert Vittek nach abgesessener Gelb-Sperre zurück. Zudem ersetzt Marek Nikl Matthew Spiranovic, der am Donnerstag beim 3:5 der U19-Junioren in Kaiserslautern mitwirkte. Offen ließ Meyer auch bei der Pressekonferenz am Freitag, wer für Reinhardt rechts hinten verteidigen wird. Fakt ist nur: sollte Ivan Saenko am Sonntag eine Gelbe Karte erhalten, wäre er für das darauffolgende Heimspiel gegen Alemannia Aachen gesperrt.

"Man hat Nürnberg schätzen gelernt"

Per Mertesacker: "Wir sind auf dem richtigen Weg"

Nürnberg - Für Per Mertesacker ist es kein Wunder, dass der Club an die Pforten des europäischen Wettbewerbs klopft und um Einlass buhlt. "Ich habe Nürnberg über die gesamte Saison verfolgt. Die Cluberer zeigen konstant gute Leistung. Das macht Mannschaften aus, die oben dabei sind", so der 22-jährige Abwehrchef von Werder Bremen im Interview mit fcn.de.

Am Ostersonntag (08.04.07, 17.00 Uhr) wollen die Franken an der Weser noch mehr Werbung in eigener Sache machen und beim Meisterschaftsaspiranten punkten. Mertesacker erwartet, dass es für seine Mannschaft ein "schweres Spiel" wird. Im Gespräch äußert sich der blonde Schlaks außerdem über den Titelkampf, die Aussichten im UEFA Cup und seine eigene Entwicklung in Bremen.


fcn.de: Herr Mertesacker, beim 0:0 von Werder am vergangenen Samstag in Cottbus sah es zeitweise so aus, als würde auf dem Rasen Handball und nicht Fußball gespielt. War die Verlockung groß, den Ball einfach aufzuheben und ins Tor zu tragen?

Per Mertesacker: Naja (lacht), wir haben einiges versucht. Es war sehr schwierig durch die gestaffelte Defensive der Cottbuser durchzukommen. Trotzdem hatten wir einige gute Torraumszenen und mehrere Standardsituationen, aus denen wir mehr hätten machen müssen.

Zuletzt wurde häufiger kritisiert, dass Bremen in der Rückrunde seine Spielfreude eingebüßt hätte. Lag es am fehlenden Esprit, dass Ihrer Mannschaft in Cottbus trotz 95 Prozent Ballbesitz kein Tor gelungen ist?

Mertesacker: Das kann man so nicht sagen. Wir fühlen uns gut. Die Ballsicherheit, die uns in der Hinrunde so stark gemacht hat, war in Cottbus wieder da. Wir waren spielerisch überlegen und haben hinten praktisch nichts zugelassen. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.

Pech war, wie bei Ihrem Kopfball, auch mit dabei. Wäre der Ball ins Tor und nicht an die Latte gegangen, hätte Werder wahrscheinlich gewonnen und zum ersten Mal seit neun Spieltagen die Tabellenführung übernommen. Beschäftigt Sie dieser Gedanke?

Mertesacker: Nein, überhaupt nicht. Natürlich wollten wir zurück an die Tabellenspitze und waren enttäuscht, dass es nicht geklappt hat. Aber so ein Spiel wie in Cottbus muss man eben über Standardsituationen entscheiden, was uns leider nicht gelungen ist. Wir sind im Meisterschaftskampf aber trotzdem weiterhin gut dabei.

Wie hoch sehen Sie die Chance, dass Werder sich den Titel holt?

Mertesacker: In Chancen möchte ich das gar nicht ausdrücken. Wichtig ist nur, dass wir dranbleiben. Es bleibt bis zum Schluss spannend. Die Meisterschaft wird sich wahrscheinlich erst am letzten Spieltag entscheiden.

Ihre Mannschaft liegt auch noch im Rennen um den UEFA Cup. Im Viertelfinale treffen Sie jetzt auf AZ Alkmaar - ein unangenehmer Gegner. Was ist für Bremen im Europapokal möglich?

Mertesacker: Erst einmal sind wir im Viertelfinale, was schon eine gute Leistung ist. Beide Mannschaften sind verdient so weit gekommen. Es wird auf jeden Fall eine schwierige Aufgabe gegen Alkmaar, wir dürfen die spielstarken Holländer auf keinen Fall unterschätzen. Aber wenn man schon so weit gekommen ist, setzt man alles daran, auch das Finale zu erreichen. In Alkmaar möchten wir uns eine gute Ausgangslage für das Rückspiel schaffen.

Vor gut einem halben Jahr gaben Sie Ihr Debüt bei Werder. Sie kamen damals von Hannover 96 und hatten lange mit einer Verletzung gekämpft. In Bremen sind Sie mit 22 Jahren auf Anhieb einer der Leistungsträger geworden. Eine rasante Entwicklung...

Mertesacker: Ich bin froh, dass es so reibungslos ging, gerade nach der WM. Der Erwartungsdruck war entsprechend hoch, dann kam meine Verletzung hinzu. Aber das Vertrauen, das einem geschenkt wird, will man natürlich zurückgeben. Es ist schön, dass mir das gelungen ist. Ein großes Plus dabei war die funktionierende Mannschaft, die es mir leicht gemacht hat, mich einzufügen.

Am Ostersonntag kommt der 1. FC Nürnberg an die Weser. Die Cluberer haben angekündigt, Bayern im Meisterschaftskampf zu helfen und in Bremen und ein paar Wochen später auf Schalke zu punkten. Lassen Sie sich in die Suppe spucken?

Mertesacker: Es wird sicherlich ein schweres Spiel für uns - auch aufgrund der Doppelbelastung mit Donnerstags- und Sonntagsspiel. Aber das sind wir ja gewohnt und lassen uns dadurch nicht beirren.

Zur Winterpause belegte Nürnberg den siebten Platz. In der Rückrunden-Tabelle ist der 1.FCN momentan Dritter, Bremen dagegen Achter. Überrascht Sie die Stärke des Clubs?

Mertesacker: Man hat Nürnberg schätzen gelernt. Ich habe den 1.FCN über die gesamte Saison verfolgt. Er stand am Anfang ganz oben und ist zurzeit nah dran am UEFA-Cup-Platz. Die Cluberer zeigen konstant gute Leistung. Das macht Mannschaften aus, die oben dabei sind. Für beide Teams ist noch viel drin.

Bremen muss am Sonntag gewinnen, um im Meisterschaftsrennen zu bleiben, der Club spekuliert auf den UEFA-Pokalplatz fünf und will ebenfalls punkten. Für eine spannende Begegnung im Weserstadion dürfte also gesorgt sein...

Mertesacker: Ja, bestimmt. Es kommt uns gelegen, dass Nürnberg auch eine sehr spielfreudige Mannschaft ist. So werden sich sicherlich viele Chancen auf beiden Seiten ergeben.

Vielen Dank, Herr Mertesacker, für das Gespräch!

Unter Weiner noch ungeschlagen

Das Schiri-Trio: Kai Voss, Michael Weiner und Norbert Grudzinski (v.l.)

Nürnberg - Der Deutsche Fußball-Bund hat Michael Weiner als Schiedsrichter für die Begegnung am Sonntag (08.04.07, 17.00 Uhr) zwischen Werder Bremen und dem 1. FC Nürnberg ausgewählt. Der 38-jährige Polizeibeamte aus dem niedersächsischen Giesen leitet im Weserstadion zum 107. Mal eine Begegnung im Fußball-Oberhaus.

Keinen anderen Bundesligisten hat er dabei öfter gepfiffen als den Club (17-mal). In dieser Saison fielen drei Partien unter seine Leitung: das 1:1 in Cottbus, das 0:0 gegen Schalke und der grandiose 3:0-Erfolg über die Bayern. Die Serie von drei ungeschlagenen Spielen wollen die Cluberer mit Weiner auch im hohen Norden fortsetzen.

Die Assistenten Norbert Grudzinski und Kai Voss sowie der vierte DFB-Offizielle Thorsten Schriever komplettieren das Schiedsrichter-Gespann.

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