Besser als die Resultate

Schade, dass sein Tor am Ende nicht mehr wert war: Ivica Banovic

Berlin - Am Samstag (04.11.06) ist für den 1. FC Nürnberg mit der 1:2 (0:1)-Niederlage bei Hertha BSC eine lange Serie zu Ende gegangen. Die Schützlinge von Club-Coach Hans Meyer fuhren ausgerechnet bei dessen Ex-Verein die erste Pflichtspiel-Niederlage seit über einem halben Jahr ein. Die letzte gab's am 22. April dieses Jahres bei Borussia Dortmund (1:2). "Jetzt ist der Spuk endlich vorbei. Wir haben ein Spiel verloren", kommentierte Meyer lakonisch die Nullrunde seiner Mannschaft am 10. Spieltag.

Der Trainer ärgerte sich einen Tag nach seinem 64. Geburtstag nicht sonderlich darüber, dass die rekordverdächtige Serie seines Teams gerissen war. "Früher oder später wäre das sowieso passiert." Auch FCN-Verteidiger Dominik Reinhardt suchte nach der Niederlage bei den Gesetzen der Stochastik Trost: "Es war jedem klar, dass wir nicht die ganze Saison lang ungeschlagen bleiben werden." Zusammenbrechen werde beim Club nach der ersten Niederlage jedenfalls niemand, ergänzte Meyer noch.

Man rutscht so schnell nach unten

Dennoch war es natürlich schade, dass der Club seine gute Tabellenposition nach dem tollem Saisonauftakt mit den Siegen in Stuttgart (3:0) und gegen Gladbach (1:0) sowie den darauf folgenden sieben Unentschieden vorerst aus der Hand gegeben hat. Während die zuvor punktgleichen Herthaner am Samstag fünf Plätze gut machten und jetzt Dritter sind, fielen die Nürnberger um zwei Plätze auf Rang 9 zurück. "Mit der Remisserie haben wir uns wohl keinen Gefallen getan", musste Meyer zugeben, "nach einer Niederlage rutscht man so schnell nach unten."

Wie bei dem ein oder anderen Unentschieden wäre für den Club auch in Berlin mehr drin gewesen. "Wir spielen momentan besser, als es die Resultate aussagen", fand der Trainer. Allerdings hatte sich seine Truppe von den Hausherren zunächst den Schneid abkaufen lassen. Bei der "alten Dame" teilten sich die beiden Jungprofis Kevin Boateng (19) und Ashkan Dejagah (23) im Mittelfeld die Rolle des verletzten Yildiray Bastürk - mit Erfolg: "Der Schachzug von Falko Götz mit den zwei jungen Wilden war sehr gut. Wir waren nicht in der Lage, der starken Anfangsphase von Hertha entgegenzutreten", analysierte Meyer. Der Führungstreffer zum 1:0 durch Marko Pantelic war folgerichtig (30.).

FCN in fast allen statistischen Belangen besser

Erst in der zweiten Halbzeit fanden die Cluberer besser ins Spiel. "Nach der Pause haben wir den Hebel umgelegt und die Partie bestimmt", so Reinhardt. Einen nicht unerheblichen Anteil am Aufschwung hatte Ivica Banovic, der nach der Pause für Jan Polak gekommen war, und mit seinem ersten Saisontor genau 83 Sekunden nach Wiederanpfiff den 1:1-Ausgleich markierte. Nürnberg beherrschte den Gegner, was sich auch in den statistischen Daten ausdrückte. Der Club hatte mehr Torschüsse (16, Hertha nur sechs), mehr Ballbesitz (58 Prozent), mehr gewonnene Zweikämpfe (53 Prozent) und mehr gelungene Pässe (80 Prozent, Hertha 72 Prozent) zu verzeichnen.

Doch die Kicker vom Valznerweiher blieben im Abschluss "unkonzentriert", wie Meyer sagte. Der 64-Jährige fand es aber auch verständlich, dass in der Offensive und speziell bei Robert Vittek und Marek Mintal noch nicht alles perfekt lief: "Bedenkt man, wie lange Marek verletzt war, und dass Robert in den vergangenen drei Monaten auch einen Monat lang nicht trainieren konnte, haben die beiden ihre Sache richtig gut gemacht."

"Normalste Ergebnis der Welt"

Der Vorteil in der Chancenverwertung lag jedoch eindeutig bei der Hertha, die ihren einzigen sehenswerten Angriff in der zweiten Halbzeit mit dem Treffer zum 2:1-Endstand abschloss (66.). Torschütze Pantelic hatte von einer Unsicherheit des ansonsten gewohnt starken Raphael Schäfers profitiert. Auch dem ersten Gegentreffer war ein Club-Fehler vorausgegangen, Michael Beauchamp hatte seinen Gegenspieler Gilberto entwischen lassen. Einzelne Akteure nahm Meyer vor möglicher Kritik aber ausdrücklich in Schutz: "Fehler werden im Fußball nun einmal gemacht - aber ich meine, uns sind davon im vergangenen Jahr recht wenige unterlaufen!"

Überhaupt schmeckten dem FCN-Trainer die gestiegenen Ansprüche an seine Truppe wenig: "Ich habe das Gefühl, dass der Maßstab für unser Team ein verdammt hoher geworden ist. Bei Hertha zum Beispiel reden alle von der tollen, jungen Berliner Mannschaft - und da waren sechs Spieler über 30, und die haben mit einem Altersschnitt von 27,7 gegen uns mit 25,9 Jahre gespielt. Und bei den finanziellen Möglichkeiten der Hertha ist doch eine 1:2-Niederlage für uns das normalste Ergebnis der Welt."

Gegen Bremen den Heimvorteil nutzen

So zeigte sich auch FCN-Präsident Michael A. Roth trotz des Resultates "generell zufrieden" mit der Leistung der Cluberer, forderte mit Blick auf die nächste Partie am Dienstag (07.11.06, 20.00 Uhr) gegen Werder Bremen aber dennoch eine deutliche Leistungssteigerung: "Da müssen wir den Heimvorteil nutzen. Die Fans werden uns nach vorne treiben. Dann ist auch etwas gegen den Tabellenführer zu holen."

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