Fans Sonntag, 30.01.2022

Zeitzeugen erzählen "Club-Geschichten": "Mein Traum vom roten Trikot"

Foto: Archiv

Der Linksaußen behandelte den Ball so elegant, wie man es sonst nur bei Südamerikanern sieht. Das musste sich Heini „Heiner“ Müller in seiner Kindheit abgeschaut haben, denn die verbrachte er von 1938 bis 1942 in Peru. In Deutschland frönte der junge Müller zunächst dem Radrennsport, bevor er sich dem runden Leder zuwandte und im Finale um die Deutsche Meisterschaft 1961 sein bestes Spiel machte. Wie er vor über 60 Jahren dem Club die achte Meisterschaft sicherte, erzählt er jetzt in einem Film von Christian Mößner und Bernd Siegler. Künftig sollen nach diesem Vorbild weitere "Club-Geschichten" erscheinen, in denen sich Zeitzeugen an Vergangenes erinnern.

Heini Müller (*18.2.1934) spielte zunächst beim TSV Roth, wo er mit seiner hohen Ballkunst schnell zum Publikumsliebling avancierte. Als Jugendlicher, der als Fan des 1. FCN oft im Zabo war, hatte er damals nur einen Wunsch: „Einmal im Leben in diesem Stadion mit dem roten Trikot auflaufen.“

Es blieb kein frommer Wunsch. Sein herausragendes Talent blieb dem Club nicht lange unentdeckt, und 1954 man ihn. Gleich in seinem ersten Spiel im roten Trikot in der ersten Mannschaft, einem Freundschaftsspiel 1956 gegen die urugayische Spitzenmannschaft FC Rampla Juniors aus Montevideo machte er gleich ein Tor und gehörte von da an zur Stammformation. An der Seite des erfahrenen Max Morlock reifte Müller zu einem Halblinken der Extraklasse. Gute Ideen, schnelle Reaktion und überlegtes, präzises Abspiel zeichneten ihn aus. „Ich spiel‘ halt lieber a bissle, als dass ich die Außenlinie entlangrenn“", lautete seine Devise.

Spiel des Lebens im Finale

Müller liebte es, etwas zurückgezogen für Druck zu sorgen und seine Kondition auszuspielen: „Ich war wie ein VW. Einmal aufgezogen bin ich gelaufen und gelaufen.“ Das imponierte auch den damaligen Bundestrainer Sepp Herberger. 1957 kam Müller in zwei B-Länderspielen gegen Österreich und Holland zum Einsatz.

Beim Finale um die Deutsche Meisterschaft am 13. Juni 1961 gegen Borussia Dortmund wuchs der mit 27 Jahren Zweitälteste der jungen wilden Truppe über sich hinaus und machte das Spiel seines Lebens. Er bereitete das 3:0 von Heinz Strehl mustergültig vor, das 2:0 schoss er selbst. „Es war kein schönes Tor, aber auch ein Tor“, sagt der stets bescheidene Müller heute noch. Auch für seinen unermüdlichen Einsatz als Antreiber des Nürnberger Sturms hat er eine Erklärung: „Vielleicht die einzige Deutsche, die du mitmachst, hab‘ ich gedacht, da hab‘ ich mich halt reingehängt.“

Bis heute dem Club verbunden

Auch in der Bundesliga setzte sich Müller durch und schoss entscheidende Tore. Im Sommer 1967 war jedoch seine Karriere nach 313 Spielen für den Club zu Ende. „Wenn es eine Verjüngungsspritze gäbe, würde ich dir eine aus meiner eigenen Tasche bezahlen“, sagte der damalige Trainer Max Merkel zu Müller.

Nach seiner aktiven Zeit betreute Müller noch fünf Jahre die Club-Amateure, dann die Jugend des TSV Roth. Auch heute beobachtet er noch ganz genau das Geschehen beim Club: „Für mich gibt es keinen anderen Verein.“

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