Zeitenwende mit Allofs und Hecking
Vier Siege in Folge gelangen Wolfsburg zuletzt. Der VfL im Teamcheck.
Wie sieht mich der andere? Diese Frage beschäftigt jeden, den einen weniger, den in der Öffentlichkeit stehenden um so mehr. Mitunter tun sich aber zwischen dem, wie man wahrgenommen werden will und dem, wie man es wird, Unterschiede auf. Augenfällig wird dies selbstredend vor allem dann, wenn jemand aus seinem Selbstverständnis keinen Hehl macht. Die Anatomie eines Siegers, ein Original, das Gänsehautgefühl erzeugt und mit seinem Antlitz immer irgendwie ausdrückt, Platz da.
Das sagt Wolfsburg über sich, oder um exakt zu bleiben: VW in einer Werbebroschüre über eines seiner bekanntesten Produkte. Aber ist nicht VW Wolfsburg und ist nicht der vom weltgrößten Autokonzern gesponserte VfL ein den angebotenen Automobilen irgendwie gleich gelagertes sportliches Aushängeschild? Unstrittig ist jedenfalls, dass sich die Macher bei VW und beim VfL überglücklich in den Armen liegen würden, wenn die Bundesliga-Fußballer landauf landab so gesehen werden würden.
2:1-Erfolg gegen den BVB
Zuletzt hat zumindest das mit dem „Platz-da“ hervorragend geklappt. Mit vier Siegen in Folge, darunter der jüngste, so wichtige, weil richtungweisende 2:1-Erfolg über den BVB, rollte der VfL das Feld von hinten auf und spurtete dorthin, wo er in der jüngsten Vergangenheit immer sein wollte: ins obere Tabellendrittel. Was die Siegesserie indes nicht auslöste: eine bundesweite Sympathiewelle für den VfL. Sein Ansehen hinkt zum Leidwesen seiner Bosse immer noch weit zurück, unabhängig vom Umstand, dass die „Wölfe“ viele exzellente Fußballer in ihren Reihen haben und einen höchst gepflegten Ball zu treten vermögen.
Original, Gänsehautgefühl? Das Plastik-Image eines Werkklubs, eines schwerreichen noch dazu, für den Geld keine Rolle spielt, haftet dem VfL seit den Tagen des Traineragers Felix Magaths an. Überstrahlte die Meisterschaft 2009 noch dessen erste Wolfsburger Schaffensperiode, so war seine zweite vornehmlich geprägt von ausladenden Einkaufszügen auf dem Transfermarkt, ohne dass sich beim VfL tabellarisch viel bewegt hätte: Er blieb im unteren Tabellendrittel hängen, der Ertrag spottete den Investitionen Hohn.
Allofs baut Erblasten ab
Kein Wunder also, dass ein neuer Ansatz her musste, einer, der billiger und somit besser fürs allgemeine Ansehen ist und dennoch zugleich nach oben führt. Womit wir bei Manager Klaus Allofs wären, dem die VW- und VfL-Bosse vor gut einem Jahr die sportliche Verantwortung übertrugen. Sein Amtsbeginn sollte den Beginn einer neuen Ära markieren. Vorbei die Zeiten, als der VfL gefühlt nahezu jede aufgerufene Summe bezahlte, nachhaltiges Wirtschaften mit Augenmaß lautet die Maxime. Etwas, was Klaus Allofs bekanntlich über viele Jahre hinweg in Bremen sehr erfolgreich gelungen ist – so gesehen passte auch Dieter Hecking ins Bild des „neuen“ VfL.
Anstatt eines Trainer mit Glamour-Faktor wählte Allofs jemanden aus, der nicht nur beim 1. FCN nachhaltig bewiesen hat, erstens keine Stars zu brauchen, um Erfolg zu haben, und zweitens in der Lage ist, sich seine Stars selbst zu machen. Vieles, was den neuen VfL kennzeichnen soll, haben die beiden schon auf den Weg gebracht, so der erste Zwischenstand: Allofs hat die Magath'schen Erblasten ein großes Stück weit abgebaut, der VfL-Kader kommt heute deutlich strukturierter, kleiner und weitaus weniger luxuriös daher – ein Mehr gibt’s nur bei der sportlichen Perspektive zu verzeichnen.
Luiz Gustavo von Bayern verpflichtet
Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr wateten die „Wölfe“ zum gleichen Zeitpunkt kniehoch im Abstiegssumpf. Heute muss man kein kühner Optimist sein, um zu prophezeien, dass sie sich nicht so schnell wieder die Pfoten dreckig machen müssen. So weit, so gut, der „neue“ VfL. Wo jedoch alles beim Alten geblieben ist: beim Image, was die Investitionsmöglichkeiten anbelangt. Mögen die „Wölfe“ noch so sehr auch in diesem Punkt von einer Zeitenwende reden, so wenig wird ihnen das abgenommen, deutlich gesunkene Transfertätigkeiten hin oder her. Wer sich kurzerhand einen Luiz Gustavo vom Triplesieger FC Bayern leisten kann, braucht sich darüber eigentlich nicht zu wundern.
Apropos wundern: Manager Klaus Allofs hat vor der anstehenden Partie noch einmal betont, dass das Lösen eines internationalen Tickets keineswegs Pflicht ist. „Besser abschneiden als vergangene Saison“, lautet nach Allofs die Vorgabe für den qualitativ so hochwertig besetzten Kader. Zur Erinnerung: Der VfL wurde Elfter, ein Platz hinter dem Club. Also reicht jetzt Rang zehn? Wir glauben dies als höflicher Gastgeber uneingeschränkt, auch wenn der Rest der Republik schmunzelt. Und richtig hellhörig werden wir, wenn Klaus Allofs sagt, dass es Rückschläge geben wird. Dazu wäre doch am Samstag eine prima Gelegenheit.
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- 1. FC Nürnberg
- 72. Daniel Ginczek 1:1
- VfL Wolfsburg
- 39. Maximilian Arnold 0:1
- Stadion
- Grundig Stadion
- Datum
- 23.11.2013 14:30 Uhr
- Schiedsrichter
- Tobias Welz
- Zuschauer
- 35678
- 1. FC Nürnberg
- ?? - Chandler, Nilsson, Pogatetz, Plattenhardt - Frantz
(55. Mak), Feulner, Kiyotake (64. Ginczek), Hloušek, Hasebe - Drmic
- Reservebank
- Rakovsky, Pinola, Esswein, Mak, Stark, Ginczek, Pekhart
- Trainer
- Gertjan Verbeek
- VfL Wolfsburg
- 18466 - 18466, 18466, Knoche, Rodríguez - Gustavo, Medojevic, Arnold (90. Polak), 18466
, Perisic (77. Caligiuri) - 18466 (77. Dost)
- Reservebank
- Grün, Klose, 18466, Caligiuri, Evseev, Polak, Dost
- Trainer
- Dieter Hecking



