Würzburger Kickers: Dem Zeitplan enteilt
Binnen eines Wimpernschlags arbeitete sich der FC Würzburger Kickers aus den Niederungen des Regionalliga-Fußballs in Deutschlands zweithöchste Spielklasse vor. Vor dem Franken-Duell am 13. Spieltag rangiert das Team von Trainer Bernd Hollerbach sogar vor dem Club.
Die Zeit ist eine physikalische Größe, manchmal verfliegt sie, manchmal scheint sie stillzustehen. Mit dem heutigen Freitagabendspiel knüpft der FC Würzburger Kickers an lange vergangene Zeiten an und lässt die fränkischen Derbys mit dem Club in Deutschlands zweithöchster Spielklasse wieder aufleben.
Im Jahr 2016 sind die Würzburger nach langen Jahren im Amateurbereich wieder in Liga zwei vertreten. Dem ursprünglichen Zeitplan ist die Mannschaft aus Unterfranken dabei längst enteilt. 2014 starteten die Kickers unter dem Aufsichtsratsvorsitzendem Thorsten Fischer, dem Betreiber der Online-Druckerei, die auch den Namen der Flyeralarm-Arena stellt, das ehrgeizige „Projekt 3x3. Würzburg braucht Profis!“. Mit dem ehemaligen Kickersspieler und langjährigem Assistenten von Star-Trainer Felix Magath, Bernd Hollerbach, als neuem Übungsleiter sollte binnen dreier Jahre der Sprung von der Regionalliga Bayern in die dritte Spielklasse gelingen.
Ghana 2006, FCWK 2016!
Der große Satz gelang, mit dem gewonnenen Elfmeterkrimi im zweiten Playoff-Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken, bereits im ersten Jahr. Der Aufstieg in Liga 3 setzte beträchtliche Euphorie frei, war doch eines der größeren fußballerischen Erlebnisse der vergangenen Jahrzehnte in der Residenzstadt die Beherbergung der Nationalmannschaft Ghanas während der WM 2006 gewesen. Ohne viel Zeitverlust wurde das Vorhaben deshalb in „Projekt 3x2“ umgetauft: Das neue Ziel war nun, die Zweite Bundesliga innerhalb von drei Jahren zu erreichen.
Unter dem Motto „Wir bocksen uns in Liga Zwei. Würzburg kann mehr“ legte der Verein in Kooperation mit zwölf lokalen Winzern Wein im typischen Bocksbeutel auf. Der Preis von 19,07 Euro pro Flasche erinnerte an das Gründungsjahr des Klubs. Erneut wurde jedoch das Zeitmanagement im positiven Sinne unterschätzt. Der Durchmarsch in Liga zwei gelang bereits kurz nach Markteinführung der Tropfen in den bauchigen Flaschen: Zum Ende der Saison 2015/16 wurde der MSV Duisburg in beiden Relegationsduellen besiegt. Wieder ging es eine Spielklasse nach oben.
Brutale Effektivität
In vino veritas - Die Wahrheit liegt aber bekanntlich auch auf dem Platz. Deshalb verfahren die Kickers derzeit nach dem Wahlspruch: "Wir bocksen uns durch die 2. Liga. Einfach machen!". Nach wie vor ist der Mann an der Seitenlinie, Bernd Hollerbach, der Star am Main. Einfach machen können seine Jungs bislang prima: Mit nur 16 Toren auf der Habenseite sammelte der Liganeuling nach zwölf Spieltagen satte 20 Punkte. Vor der Länderspielpause gelang den meist mit Dreierkette verteidigenden Mainfranken ein Dreier gegen den FC St. Pauli. Der 1. FC Nürnberg ist also gewarnt vor effizienten Gästen aus der Bischofsstadt.
Die bisherigen zwei Duelle fanden in der Spielzeit 1977/78 statt. Eine Zeit, in der die beiden fränkischen Vereine in der damaligen 2. Bundesliga Süd kickten. Das Hinspiel entschieden die Kickers mit 3:0 für sich, der Club revanchierte sich zuhause mit einem 4:1-Erfolg. Für welches der beiden Teams heute der Zeitpunkt gekommen ist, an die Geschichte anzuknüpfen und die eigene Derbybilanz aufzubessern, wissen wir nach rund 90 spannenden Zeigerumdrehungen.
Weitere Artikel zur Partie
- 1. FC Nürnberg
- 45. Guido Burgstaller 1:0
89. Even Hovland (Kopfball) 2:2
- FC Würzburger Kickers
- 54. Elia Soriano 1:1
56. 18466 (Elfmeter) 1:2
- Stadion
- Datum
- 18.11.2016 18:30 Uhr
- Schiedsrichter
- Timo Gerach
- Zuschauer
- 37673
- 1. FC Nürnberg
- Kirschbaum - Brecko - Hovland - Mühl - Sepsi (88. Gíslason) - Petrak - Behrens (62. Teuchert) - Kempe - ?? - Leibold (62. Salli) - Burgstaller
- Reservebank
- ??, Margreitter, Gíslason, Kammerbauer, Salli, Sylvestr, Teuchert
- Trainer
- Alois Schwartz
- FC Würzburger Kickers
- Wulnikowski - 18466 - Neumann - Díaz - Schröck - Traut (76. Schoppenhauer) - Taffertshofer - Benatelli (46. Rama, Karsanidis63. ) - Kurzweg - Soriano - Daghfous
- Reservebank
- Siebenhandl, Schoppenhauer, Karsanidis, Lagos, Rama, Shapourzadeh, Königs
- Trainer
- Bernd Hollerbach