Fans Donnerstag, 13.08.2020

Von Nürnberg nach Vegas: "Ich bin ein Cluberer - das ganze Leben lang"

Fotos: privat

Mit 14 Jahren zog Club-Fan Dominik Eberle mit seiner Familie in die USA. Bis dahin spielte er nur Fußball, kam dort aber erstmals mit dem American Football in Berührung. Der Rest gleicht einem sportlichen Märchen: durch sensationelle Leistungen für die Utah-State-Universität empfohl sich Eberle für die beste Football-Liga der Welt, unterschrieb kürzlich einen Vertrag bei den Las Vegas Raiders. Dem FCN drückt er weiterhin die Daumen - trotz der vielen Stunden Schlaf, auf die er dadurch seitdem verzichtete.

fcn.de: Hi Dominik! Bei uns bricht gerade der Abend an, bei dir geht der Tag in Las Vegas erst los. Wie geht’s dir? Schon eingelebt?

Dominik Eberle: Mir geht’s gut, danke! Ich bin Anfang Juni hierhergezogen, habe hier eine kleine Wohnung gekriegt. Vegas ist wirklich riesig. Ich lebe ungefähr 15 Minuten vom Strip entfernt, wo die ganzen Hotels und Casinos sind.

fcn.de: Viel Zeit zum Zocken in den Spiel-Casinos bleibt aber vermutlich nicht. Du befindest dich mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison in der NFL. Wie schaut die aktuell corona-bedingt aus?

Dominik Eberle: Wir haben aktuell viele Zoom-Meetings. Ansonsten gehe ich mit paar Leuten in den Kraftraum, gehe laufen oder kicken.

fcn.de: Mittlerweile ist es fast vier Monate her, seitdem dich die Las Vegas Raiders unter Vertrag genommen haben. Konntest du das mittlerweile verarbeiten? Wie war dieser besondere Tag für dich?

Dominik Eberle: Das war so ein toller Moment! Es gibt tausende von Spielern jedes Jahr, die den Sprung vom College in die NFL schaffen wollen. Nach dem Draft hatte mich der Coach angerufen und gesagt ‚Hey, wir wollen dich hier haben‘. Das war unbeschreiblich. Übrigens hatte mir damals sogar Enrico Valentini geschrieben und mir gratuliert. Das hatte mich sehr gefreut.

fcn.de: Eine irre Geschichte. Den Weg von Nürnberg nach Las Vegas gehen vermutlich nicht allzu viele. Du warst 14 Jahre, als es für dich und deine Familie aus Franken an die Westküste ging. Wie war das damals?

Dominik Eberle: Es war schon schwer. Wir wussten schon ein paar Monate vorher, dass wir dort hinziehen. Da hatte man dann genügend Zeit, um sich richtig zu verabschieden.

fcn.de: In den USA hast du schließlich mit dem American Football eine neue Leidenschaft entdeckt. Kannst du für die Football-Laien einmal kurz deine genaue Position und Aufgabe im Spiel erklären?

Dominik Eberle: Ich bin der Kicker, der schießt die Punkte, indem er das Ei durch die zwei Stangen schießt. Schafft man das nach einem Touchdown gibt es einen Punkt. Aus dem laufenden Spiel heraus, wenn das Team zuvor in drei Versuchen die zehn Yards nicht erreicht hat, kann man im vierten Versuch direkt schießen. Das gibt dann im Erfolgsfall drei Punkte. Das ist der wichtigste Job vom Kicker. Außerdem gibt es noch den Kickoff, da schießt man den Ball so weit wie möglich zum anderen Team.

fcn.de: Klingt, als spiele für diese Position vor allem die Mentalität eine wichtige Rolle. Wie schaffst du es, dich im Spiel auf diesen einen Schuss zu fokussieren?

Dominik Eberle: Es ist die absolute Routine. Man trainiert nur das eine, deswegen sagst du deinem Kopf, dass du es tausende Male gemacht hast. Ich gehe im Training auf alle Positionen, damit ich jede Distanz kicken kann. Da musst du dann das Selbstvertrauen haben, dass du den Schuss machst, wenn du auf den Platz kommst, du hast immerhin nur für diesen Moment trainiert.

fcn.de: Deine zweite große Leidenschaft – neben dem Football – ist der 1. FC Nürnberg. Wie verfolgst du den Club in den USA?

Dominik Eberle: Dafür muss ich wirklich früh aufstehen, stelle mir also einen Wecker. In der 2. Bundesliga sind die Spiele immer um 4.30 Uhr, danach kann ich mich also nochmal hinlegen.

fcn.de: Bereust du dann manchmal das frühe Aufstehen, wenn das Spiel nicht so läuft, wie man sich das als Fan wünscht?

Dominik Eberle: Überhaupt nicht. Ich bin ein Cluberer – das ganze Leben lang.

fcn.de: Wie fing das denn mit dir und dem Club an? Erinnerst du dich noch an deinen ersten Stadionbesuch?

Dominik Eberle: Ich kann mich genau erinnern. Ich war fünf Jahre, als ich mit meinem Vater zum ersten Spiel gegangen bin. Das war gegen Bayer Leverkusen, wir haben 1:0 nach einem Kopfballtor von Marek Nikl gewonnen. Da haben wir den Klassenerhalt geholt und Leverkusen die Meisterschaft verspielt. Danach sind wir zu fast allen Spielen gegangen, egal ob in der ersten oder zweiten Liga. Highlights waren der 3:0-Sieg gegen Bayern in der Saison 2006/07 oder am Ende der Pokalsieg. Papa und ich waren da in Berlin, das war unglaublich.

fcn.de: Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Für die neue Saison wünschen wir dir alles Gute und viel Erfolg!


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