Profis Sonntag, 22.03.2015

"Unwissenheit und Vorurteile abbauen"

Der 1. FC Nürnberg beschließt am Montagabend den Integrationsspieltag im deutschen Fußball. Im Interview äußert sich Katharina Wildermuth, Leiterin Presse- & Öffentlichkeitsarbeit beim 1. FCN, zur Initiative, zum Thema Integration und zeigt auf, welches Potenzial der Fußball hat, auf gesellschaftspolitische Themen aufmerksam zu machen.

fcn.de: Der 26. Spieltag der Bundesliga und 2. Bundesliga steht im Zeichen der Integrationsinitiative „Mach einen Strich durch Vorurteile!“. Schirmherrin ist Aydan Özoguz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Wie unterstützt der Club die Aktion?

Katharina Wildermuth: Das Logo der Aktion „Mach einen Strich durch Vorurteile!“ wird zum Heimspiel gegen den VfL Bochum überall im Grundig Stadion sichtbar sein. Die Mannschaft des 1. FC Nürnberg macht mit ihren Einlauf-Shirts sowie Trikots und mit einem Banner auf die Initiative aufmerksam. Javier Pinola ist für die Initiative Pate des 1. FCN und hat bereits unter dem Hashtag #StrichDurchVorurteile getwittert. Unsere Einlaufkinder tragen am Montag die Flaggen aller Nationen, aus denen Spieler und Trainer des Club stammen. 

fcn.de: Im aktuellen Club-Kader finden sich zwölf verschiedene Nationalitäten. Der 1. FC Nürnberg sollte allein deshalb ein hohes Eigeninteresse und eine hohe Motivation haben, dass für Rassismus kein Platz ist.

Katharina Wildermuth: Ausländische Spieler und Mitarbeiter arbeiten beim Club – auf und neben dem Platz – respektvoll und friedlich miteinander. In seiner Vereinssatzung hat der 1. FC Nürnberg klar definiert, dass ein Mitglied aus dem Verein ausgeschlossen werden kann, wenn rassistische oder ausländerfeindliche Gesinnung zutage treten. 

fcn.de: Wie verändert der tägliche Umgang die Wahrnehmung von Ausländern?

Katharina Wildermuth: Unwissenheit und Unerfahrenheit sind meist Nährboden für Rassismus. Wir können Einblicke und Verbindungen schaffen, um andere Kulturen aneinander näher zu bringen. Der tägliche Umgang sensibilisiert, wenn man von Vorfällen von Rassismus erfährt.  

fcn.de: Der Fußball setzte schon in der Vergangenheit mit den Aktionen „Mein Freund ist Ausländer“ und „Geh deinen Weg“ deutliche Zeichen. Welches besondere Potential hat der Fußball auf gesellschaftspolitische Themen aufmerksam zu machen?

Katharina Wildermuth: Der Club will helfen, Unwissenheit und Vorurteile abzubauen. Gerade Fußballvereine und -spieler können etwas bewirken, weil sich Botschaften in einem emotionalen Umfeld sehr gut transportieren lassen. Und sie wirken milieuübergreifend. Mit diesen Aktionen kann in besonderer Weise Solidarität mit Opfern geübt und auf Integrationsmöglichkeiten für Ausländer hingewiesen werden.

fcn.de: Welche Aktionen unterstützt der Club darüber hinaus zum Thema Integration?

Katharina Wildermuth: Der 1. FC Nürnberg setzt sich auf verschiedenen Handlungsfeldern gegen Rassismus ein. Der Club ist Teilnehmer der Internationalen Wochen gegen Rassismus, der Initiative "Show Racism the Red Card" und der Aktion "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage". Zudem werden im „Kopfball Lernzentrum“ am Lernort Stadion Module zum Thema Fremdenfeindlichkeit und Rechtextremismus angeboten.

fcn.de: Schon im November 2014 hat der Club 3.500 Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern zu einem Heimspiel eingeladen. Der Großteil stammte aus Syrien.

Katharina Wildermuth: Die Einladung war ein Zeichen des Willkommens. Wir wollten den Asylsuchenden eine Abwechslung zum Alltag in den Nürnberger Flüchtlingsunterkünften ermöglichen. Das Echo war durchweg positiv.

fcn.de: Wie können Club-Fans die Integrationsinitiative „Mach einen Strich durch Vorurteile!“ unterstützen?

Katharina Wildermuth: Wir wünschen uns, dass alle Anhänger des 1. FCN ihren Familien und Freunden von der Aktion berichten und Pinos Tweets zahlreich retweeten. Gerade beim Club haben wir gesehen, dass Impulse gegen Rassismus, die von Fans ausgehen, erfolgreich sein können. Für sein Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und die Aufarbeitung seiner Verwicklungen in das NS-Regime hat der Club im Jahre 2013 zusammen mit der Fangruppierung Ultras Nürnberg 1994 den Julius Hirsch-Preis (2. Platz) des DFB gewonnen.    


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