Profis Dienstag, 04.05.2021

Teil 2 - Tom Krauß im Interview: "Möchte den Gegnern auf den Sack gehen"

Foto: Sportfoto Zink

"Wenn dann mal etwas nicht funktioniert, haue ich dazwischen" sagt Tom Krauß über sich selber. So sei er als Typ eben auf dem Platz. Im zweiten Teil des Interviews mit fcn.de spricht Tom über die Motivation, seine Familie glücklich zu machen, sein Vorbild und seine Leidenschaft für FIFA.

Hier geht's zum ersten Teil des Interviews mit Tom Krauß.

fcn.de: Du stammst aus einer Fußballerfamilie. Dein Opa wie auch dein Vater haben beide in Leipzig höherklassig gespielt. Wie wichtig sind sie für dich persönlich und für deine Karriere?

Tom Krauß: Mein Opa ist leider vor zehn Jahren verstorben, aber mein Papa hat mir erzählt, dass mein Opa mich sehr unterstützt hat. Leider war ich da noch sehr jung und ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern. Aber ohne meinen Vater wäre ich jetzt nicht da, wo ich heute bin. Auch meine Mama spielte eine große Rolle. Mein Papa war ja selber Fußballer. Er hat mir in vielen Situationen geholfen. Als ich mit 16 Jahren zum Beispiel feiern gehen wollte, sagte er zu mir, ich solle mich lieber auf den Fußball konzentrieren. Er war anscheinend früher nicht der Bravste und hat mir dann gesagt, was ich beachten soll und was mich weiterbringt, um den Schritt nach oben zu schaffen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

fcn.de: Dein Papa war auch selber Trainer. Würde Papa Krauß als Trainer und Sohn Tom als Spieler in derselben Mannschaft funktionieren?

Tom Krauß: (lacht) Das wird, glaube ich, nie passieren. Mein Vater ist jetzt Rentner und genießt es einfach jedes Wochenende, mich auf dem Platz zu sehen. Wenn ich dann nach dem Spiel Nachrichten von ihm bekomme, wie stolz er auf mich ist, ist das für einen Sohn das Schönste, was es gibt. Das ist für mich auch ein Anreiz, um jedes Wochenende alles zu geben. Meine Familie stolz zu machen, macht mich einfach glücklich.

fcn.de: Bei deiner Vorstellung hier beim Club hast du dich als ruhigen Typen beschrieben. Das kommt auf dem Platz aber anders rüber, zumal du auch schon neun Gelbe Karten gesammelt hast. Unterscheidet sich der Tom auf dem Platz von dem neben dem Platz?

Tom Krauß: Ehrlich gesagt hatte ich letztes Jahr so ein Bild von mir, aber jetzt würde ich das schon wieder ändern. Wenn ich mich in einer Mannschaft sehr wohl fühle, könnte es schon sein, dass ich ein verrückter Typ bin und mit jedem Spaß haben kann. Auf dem Platz kann es schon sein, dass sich mein Charakter ein wenig verändert. Ich will einfach Spiele gewinnen. Wenn dann mal etwas nicht funktioniert, haue ich dazwischen. Dann ist es auch egal, dass ich erst 19 Jahre alt bin, denn ich will einfach jedes Spiel gewinnen. Was die Gelben Karten betrifft, so ist eben mein Spiel. Ich bin sehr aggressiv auf dem Platz und möchte den Gegnern auf den Sack gehen. Dass da jetzt neun Gelbe Karten rausgekommen sind, ist so, aber ich werde mein Spiel sicher nicht verändern.

fcn.de: Das heißt, der Trainer sagt jetzt nicht: „Tom pass auf, ansonsten bist du gegen Bochum gesperrt!"?

Tom Krauß: Nein. Das Gute ist ja, dass wir den Klassenerhalt jetzt fix haben. Wenn es dazu kommen soll, was ich natürlich nicht hoffe, denn ich will noch alle drei Spiele bestreiten, dann ist es halt leider so. Aber so ist mein Spiel. Die Schiedsrichter geben mir auch immer sehr früh die Gelbe Karte, weil es dann schon direkt ein richtiges Foul ist. Da muss ich noch cleverer werden.

fcn.de: Du hast in einem Interview verraten, das Joshua Kimmich dein Vorbild ist. Was imponiert Dir an ihm?

Tom Krauß: Ich habe ihn in Leipzig nicht miterlebt, aber ich sehe seinen Werdegang und wie er es nach ganz oben geschafft hat. Er will auch jedes Spiel unbedingt gewinnen und arbeitet wie ein Profi. Er lebt 24/7 den Fußball, genau wie ich. Viele sagen sogar, ich sehe ihm ähnlich. Ob das jetzt zutrifft, weiß ich nicht. Ich mag ihn als Typ auf dem Platz. Vom Fußballerischen her ist er noch zehn Klassen besser, das ist klar.

fcn.de: Du hast mit Dennis Borkowski zusammen für RB Leipzig dein Bundesligadebüt in Augsburg gegeben. Ein besonderer Moment für dich?

Tom Krauß: Ja, das war sehr besonders. Dass es zusammen mit Denno war, macht es noch einmal umso schöner. Ich komme aus Leipzig und habe die ganze Jugend von der U12 an bis in den Profibereich durchlaufen. Das war mein großes Ziel von Anfang an. Da kamen dann schon Emotionen hoch nach dem Spiel, weil einfach ein Traum in Erfüllung gegangen ist.

fcn.de: Wie ist denn das Verhältnis zwischen dir und Dennis?

Tom Krauß: Dennis ist ein guter Kumpel, mit dem ich mich sehr gut verstehe. Wir sind jetzt nicht den ganzen Tag zusammen. Er hat auch eine Freundin, um die er sich ein bisschen mehr kümmert. Aber wir kennen uns schon sehr lange und mit ihm kann man auch einfach mal blödes Zeug labern.

fcn.de: Du hast im November letzten Jahres eine FIFA Weekend League ohne Niederlage beendet und warst in der weltweiten Rangliste auf Platz 30. Für das eSports-Team des FCN wurdest du in den Kader für die Virtual Bundesliga berufen. Ist FIFA deine zweite große Leidenschaft?

Tom Krauß: Vor zwei Monaten hätte ich gesagt ja. Zurzeit spiele ich es nicht mehr so oft, weil das Spiel irgendwie vorbei ist. Ich hatte zwischen November und Januar eine sehr gute Phase, wo ich sehr gut war. Da kam dann auch die Anfrage aus dem eSports-Team, wo ich natürlich sofort zugesagt habe. Letztes Wochenende habe ich wieder mal gespielt, da stand ich bei 18–0. Also verlernt habe ich es nicht. Durch Corona ist es schon so ein wenig zu meiner zweiten Leidenschaft geworden. Ohne Corona hätte ich wahrscheinlich nicht so viel gespielt.

Fcn.de: Wann gibst du denn endlich dein Debüt für FCN eSports? Nächste Saison?

Tom Krauß: Ich habe immer gesagt, dass ich es von der Leistung auf dem Platz abhängig mache und mich erst mal auf den richtigen Fußball konzentriere. Als ich beim eSports-Team unterschrieben habe, lief es leider sportlich nicht so gut für uns. Da habe ich gesagt, dass ich jetzt erst wieder mal schauen will, dass die Ergebnisse stimmen. Jetzt würde es passen, aber leider ist die Saison in der VBL zu Ende. Vielleicht klappt es dann in der nächsten Saison.

Fcn.de: Der Klassenerhalt ist nun rechnerisch fix. Wie lautet die Marschroute für die noch ausstehenden drei Spiele?

Tom Krauß: Wir haben uns das Ziel gesetzt, dass wir noch so viele Punkte wie möglich holen und die da oben ärgern wollen. Klar, wenn Bochum am nächsten Wochenende gewinnt, sind sie aufgestiegen und das auch zurecht. Wir wollen einfach den Fußball spielen, den wir in den letzten Wochen gezeigt haben. Ich denke, der ist ziemlich erfolgversprechend und auch attraktiv anzusehen. Nächste Saison greifen wir dann wieder an und schauen, was möglich sein wird.


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