Teamcheck St. Pauli: Organisiert, schnell & gefährlich
Zum letzten Heimspiel der regulären Saison empfängt der Club den FC St. Pauli. Im letzten Jahr noch beinahe den Gang in die dritte Liga angetreten, spielten die Kiez-Kicker in dieser Saison lange um den Aufstieg mit.
Eigentlich ist er im modernen Fußball derzeit nicht angesagt, der Blick zurück. Nach vorne, immer nach vorne, weiterdrehen, den Fokus auf die nächste Aufgabe legen, das ist es, was zählt. Manchmal lohnt es sich indes, inne zu halten und doch über die Schulter zurückzublicken. Beim FC St. Pauli zum Beispiel. Dort grämt sich nämlich der eine oder andere Fan darüber, dass sich der kultige Kiez-Klub in diesem Jahr alsbald aus dem Kampf um die Aufstiegsplätze verabschiedete, obwohl er doch in Schlagdistanz zu ihnen überwinterte. Mit nur drei Punkten Abstand auf den Club gingen die Hanseaten in den Neustart der Liga, doch näher gekommen sind sie ihm zu keiner Phase, der Abstand wuchs und wuchs, heute beträgt er neun Zähler. „Gegen wen wir alles Punkte haben liegen lassen“, führt Mittelfeldakteur Christopher Buchtmann dabei an.
Eine Aussage, die verständlich wird, wenn man sich die Bilanz des Vierten gegen die so genannten Kellerkinder zu Gemüte führt. In den zwölf Duellen mit den unteren Sechs der Tabelle holte die Lienen-Elf insgesamt nur 13 Zähler. Und da passt es ins Bild, dass sie die jüngste Partie am Millerntor gegen die abstiegsbedrohten Löwen aus München mit 0:2 verlor – übrigens auch gegen Paderborn und den FSV Frankfurt setzte es in diesem Jahr Heimpleiten. Kein Wunder also, dass das „Hätte“ und „Wenn“ dieser Tage Hochkonjunktur hat beim FC St. Pauli.
Vom Kellerkind zum Aufstiegsaspiranten
St. Paulis Kellerkinder-Bilanz kommt allerdings nicht von ungefähr, sondern deckt einen seiner Schwachpunkte auf. Wobei Schwachpunkt? Schmeißt ein Gegner die Betonmischmaschine an, was nun mal abstiegsbedrohte Teams gerade auswärts in der Regel gerne tun, haben damit sehr viele Klubs ein Problem. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Hamburger gegen betont tief stehende Gegner mitunter keine Räume und Lücken gefunden haben oder die notwendige Effizienz im Abschluss vermissen haben lassen. Hinzu kommt das Glück, das fehlende, versteht sich, doch letztendlich ist es eine Kunst, rein auf Konter lauernde Teams beständig den Zahn zu ziehen. „Diese Qualität hatten wir nicht“, gibt Trainer Ewald Lienen deswegen auch unumwunden zu.
Klingt, isoliert betrachtet, zunächst mal nur negativ. Wenn man aber den eingangs erwähnten Blick zurück wirft, sieht es wieder ganz anders aus. Vor rund einem Jahr sah die Welt des FC St. Pauli sportlich noch ganz anders aus: Da war er nämlich einer der besagten Kellerkinder, das Abstiegsgespenst nahm höchst reale Züge an, erst am allerletzten Spieltag verschwand es – und dies auch nur, weil 1860 verlor und Aue nicht gewinnen konnte. Mit anderen Worten: Die Lienen-Elf hat unabhängig davon, wie die letzten beiden Partien ausgehen, eine tolle Entwicklung hingelegt.
Die neue Saison fest im Blick
Die Defensive gut organisiert, das Umschaltspiel schnell und damit gefährlich – das klingt doch vielversprechend für die unmittelbare Zukunft, sprich kommende Spielzeit, womit wir endlich beim Blick nach vorne angelangt wären. Mit dem FC St. Pauli wird zu rechnen sein, auch wenn der eine oder andere Leistungsträger an höherer und zahlungskräftiger Stelle Begehrlichkeiten geweckt hat: So geht der treffsicherste Stürmer, Lennart Thy, sicher zu Werder Bremen. Dann läuft zum Beispiel der Vertrag des vom Außen zu einem der besten Sechser der Liga umgeschulten Marc Rzatkowski aus, dem 26-Jährigen liegen gleich mehrere Angebote aus der Bundesliga vor.
Grund zum Trübsal blasen hat St. Pauli trotzdem nicht, denn Sportchef Thomas Meggle hat bereits die eine oder andere Erfolgsmeldung vorzuweisen. Der pfeilschnelle Angreifer Jean-Fabrice Picault hat erst kürzlich seinen Vertrag bis 2018 verlängert, und Stürmer Aziz Bouhaddouz, dessen Kontrakt in Sandhausen ausläuft, hat trotz mehrerer Erstliga-Angebote dem Kiez-Klub sein Ja-Wort gegeben. Und gerade Letzterer soll dafür sorgen, dass es in der nächsten Saison auch gegen die Kellerkinder klappt. Er ist ein wuchtiger, durchsetzungsstarker Angreifer, der sich im Strafraum wohl fühlt und zu dessen Qualitäten es gehört, mit dem Rücken zum Tor zu agieren. Damit könnte er entscheidend mithelfen, dass St. Paulis Probleme gegen Teams mit massierter Deckung deutlich geringer werden. Damit aber genug mit der Zukunft, zurück ins Heute – und das verheißt ein packendes Spiel am Sonntag, 08.05.16, denn so wenig St. Pauli mauernde Teams mag, so wenig mauert es selbst.
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- 1. FC Nürnberg
- 22. Niclas Füllkrug 1:0
- FC St. Pauli
- –
- Stadion
- Grundig-Stadion
- Datum
- 08.05.2016 14:30 Uhr
- Schiedsrichter
- Marco Fritz
- Zuschauer
- 50000
- 1. FC Nürnberg
- Rakovsky - Brecko - Margreitter - Bulthuis - Leibold
- Behrens
- ?? - Stieber (60. Gíslason) - Blum (64. Petrak) - Füllkrug - Burgstaller
- Reservebank
- Hovland, Gíslason, Petrak, Hercher, Teuchert
- Trainer
- René Weiler
- FC St. Pauli
- Himmelmann - Hornschuh - Sobiech - Gonther (57. Sobota) - Keller (57. Thy) - Ziereis - Nehrig
- Buchtmann - Maier - Buballa - Fafa (83. Miyaichi)
- Reservebank
- Brodersen, Kalla, Kyoung-Rok, Miyaichi, Sobota, Thy
- Trainer
- Ewald Lienen




