Profis Donnerstag, 16.02.2023

Taylan Duman: „Ich war schockiert“

Foto: Sportfoto Zink & fcn.de

Bewegende Zeiten für unsere Nummer acht mit türkischen Wurzeln: Die Türkei und Syrien wurden von einem schweren Erdbeben erschüttert - persönlich feierte er ein erfolgreiches Comeback im Pokalspiel gegen Düsseldorf. Wie er mit beiden Erlebnissen umgeht, verriet uns „Tay“ im Interview.

fcn.de: In der vergangenen Woche wurden wir alle geschockt von den schlimmen Erdbeben in der Türkei und in Syrien. Wie hast du die Nachricht aufgenommen?

Taylan Duman: Ich habe die Nachricht zusammen mit meiner Familie gelesen. Wir waren extrem schockiert. Ich habe auch ein paar Freunde, die aus der Region stammen. Die habe ich danach sofort angerufen und gefragt, ob mit ihren Verwandten alles in Ordnung sei. Das war in den ersten Stunden nach dem Erdbeben.

fcn.de: Du engagierst dich auch, um den Opfern zu helfen. Wie sieht deine Unterstützung konkret aus?

Taylan Duman: Erst einmal in Form einer Spende. Ich führe ein privilegiertes Leben, wodurch ich die Möglichkeit habe, zu spenden. Mein bester Freund ist vor Ort und unterstützt die Betroffenen, ihm helfe ich auch. Darüber hinaus habe ich Sachspenden für Babys und viele Klamotten von mir gemeinsam mit einer Hilfsorganisation in die Türkei gesandt. Außerdem kann man ab sofort ein Trikot von mir auf der Webseite des FCN ersteigern. Der Betrag wird dann auch an die Erdbebenhilfe gespendet.

fcn.de: Wie schnell hast du für dich den Entschluss gefasst, dass du helfen möchtest?

Taylan Duman: Sofort. Nicht nur, weil es mein Heimatland ist. Wenn man die Möglichkeit hat zu helfen, sollte man das auch tun. Da kommt es auch nicht auf den Umfang der Hilfe an, sondern den Willen. Ich glaube, dass man das dann auch doppelt und dreifach zurückbekommt.

fcn.de: Fußball wird in solchen Zeiten auch ein Stück weit nebensächlich. Wie gehst du damit um?

Taylan Duman: Es wird einem wieder bewusst, dass es wichtigere Sachen im Leben gibt. Wir sollten einfach unsere Gesundheit schätzen. Dafür bin ich extrem dankbar.

fcn.de: Die Gesundheit ist ein gutes Stichwort: Du warst lange Zeit verletzt, jetzt bist du endlich wieder zurück - und schon bei 100 Prozent?

Taylan Duman: Nein. Da fehlt noch etwas. Bevor ich mir die Verletzung gegen Kiel zugezogen habe, war ich auch sechs bis acht Wochen raus. Deshalb war ich jetzt fast viereinhalb Monate nicht dabei. Das in zwei Wochen aufzuarbeiten, ist sehr schwer. Ich habe natürlich in dieser Zeit hart an mir gearbeitet, aber Mannschaftstrainings lassen sich nicht simulieren. Ich versuche mich einfach, Tag für Tag ein Stück ran zu arbeiten.

fcn.de: Du hast in der Mixed-Zone nach dem Pokalspiel von einer schweren Leidenszeit gesprochen…

Taylan Duman: Ich war in der Zeit, als ich verletzt war, natürlich viel alleine und habe meine Mannschaftskollegen nicht mehr regelmäßig um mich gehabt. In den ersten Wochen hatte ich wirklich starke Schmerzen und konnte kaum etwas machen. Da ist dann auch der Kopf echt weit unten, weil man auch in seiner körperlichen Verfassung einen Rückschlag erleidet. Es war einfach eine sehr schwierige Zeit, da ich auch der Mannschaft nicht helfen konnte und nicht das ausüben durfte, was ich am liebsten in meinem Leben mache.

fcn.de: Markus Weinzierl sagt, du tust uns mit deiner positiven und lockeren Art gut. Half dir dieses Mindset auch durch die Zeit?

Taylan Duman: Man lernt zu schätzen, was man in diesem Beruf hat. Ich bin extrem dankbar, dass ich das jeden Tag machen darf. Klar hat man den Leistungsdruck, aber ich darf meinem Hobby nachgehen. Jeden Tag mit der Mannschaft auf den Platz gehen zu können, macht mich einfach glücklich.

fcn.de: Und dann im Pokal direkt so ein Comeback. Besser geht es eigentlich nicht, oder?

Taylan Duman: Wenn jemand ein Drehbuch hätte schreiben müssen, hätte er das genauso geschrieben (lacht). Ich glaube an Gott und daran, dass wenn man hart arbeitet, man an sein Ziel kommen wird. Klar hatte ich in diesen Situationen auch Glück. Das muss man sich aber erarbeiten. Es liefen an diesem Abend viele Sachen für mich.

fcn.de: Als du kürzlich deinen Vertrag verlängert hast, meintest du: «Wir haben noch viel vor». Kannst du das konkretisieren?

Taylan Duman: Ich merke einfach, wie viel Potenzial hier im Verein steckt, die Größe, die Strahlkraft, die Leidenschaft. Ich habe den Verein sehr in mein Herz geschlossen und betone es immer wieder, dass es nicht selbstverständlich war, wie gut ich hier aufgenommen wurde. Das kannte ich auch anders. Ich glaube an die Mannschaft, wir haben viel Potenzial. Wir sind jetzt verantwortlich dafür, dass wir es auf den Platz bringen. Für unseren gemeinsamen Erfolg müssen wir jetzt Tag für Tag arbeiten. Dann wird er auch wieder zurückkehren.

Zu der Auktion von Taylan Dumans-Trikot gelangt ihr hier. Der gesamte Erlös geht an das Deutsche Rote Kreuz zugunsten der Erdbebenopfer.

Ihr wollt selber helfen und spenden? Hier findet ihr eine Spendenmöglichkeit von "Aktion Deutschland hilft".


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