Profis Dienstag, 28.04.2020

Scouting im Home-Office: "Kreativ und flexibel"

Foto: Sportfoto Zink

Eigentlich wären Kaderplaner Florian Meier und seine Kollegen in diesen Tagen irgendwo in Deutschland und Europa unterwegs. Die Corona-Krise hat die Lage nun allerdings etwas verändert.

Die Kaderplanung für die Spielzeit 2020/21 war weit fortgeschritten, als das Corona-Virus dem Leiter der Lizenzmannschaft, Florian Meier, und seinem Team einen Strich durch die weitere Planung machte. „Die Spieler, die wir für die kommende Saison verpflichten wollten, bleiben natürlich weiterhin unsere Wunschspieler“, sagt Meier.

Er weiß aber auch, dass diese Spieler Klarheit brauchen, denn normalerweise sei der Kader für die nächste Saison zu diesem schon sehr weit. Diese Planungssicherheit fällt nun erst einmal weg.  

Geheimtipps fallen erstmal aus

Normal ist sowieso nicht viel in diesen Tagen. Aufgrund der Pandemie befinden sich auch die Scouts des 1. FC Nürnberg im Home-Office. Die Wochenenden, die sie sonst auf Reisen durch Deutschland und Europa verbringen, werden nun zu Hause verbracht. Spieler können sie mit Hilfe von Archiv-Material trotzdem scouten. Über ihr Netzwerk aus der Sportwelt holen sie sich nützliche Informationen über diese Spieler ein. Auch Datenbanken geben dem Team um Meier, Kevin Cruickshank, André Martek und Sandro Ried wichtige Erfahrungswerte über die Spieler mit.

„Wir kennen natürlich viele Jungs aus der Vergangenheit und unsere Ziel-Spieler sowieso“, so Meier. Eigentlich bekomme man in dieser Phase der Kaderplanung auch noch einmal den ein oder anderen Geheimtipp – dieser fällt erst einmal aus. Denn mit einer weltweiten Pandemie, die den Sport lahmlegt, hat eigentlich auch niemand gerechnet.

Kreativ und flexibel

Der Fokus wird nun auf die Spieler gelegt, die bereits live gescoutet wurden. „Kreativ und flexibel“ will der 37-Jährige bleiben, falls die Saison weitergeht. Man könnte meinen, dass durch die möglichen Geisterspiele gerade die Spieler der deutschen Klubs ins (Video-)Visier ausländischer Vereine rücken und es somit ein Gerangel um diese Spieler geben könnte.

Darüber macht sich Florian Meier aber keine Gedanken: „Die Scouts können ja nicht vor Ort sein, sie können sich also die Spieler nur per Video anschauen. Außerdem wissen die meisten ausländischen Klubs aktuell gar nicht, wie und wann es in ihren Ligen überhaupt weitergeht.“

„Keine leeren Versprechungen“

Zur Kaderplanung gehören natürlich auch die eigenen Spieler. Ein paar Verträge laufen nach Saisonende aus, auch Leihgeschäfte enden dann. Im engen Austausch befindet sich der Verein mit den Spielern aus der Profi-Mannschaft sowie mit den U21-Spielern, die ab der kommenden Saison einen Profivertrag erhalten sollen. Aber: „Wir wollen den Spielern keine leeren Versprechungen machen. Wir sagen nur das zu, was wir auch einhalten können“. Das Vertrauen zu Beratern und Spielern sei groß.

Robert Palikuca hält vor Ort am Valznerweiher die Fahne hoch. Wobei die Arbeit des Sportvorstands sich überwiegend im Büro abspielt. Aufgrund der aktuellen Inhalte gibt es auf dem Trainingsplatz auch nicht viel zu sehen. Ab dieser Woche wollen sich die Scouts zudem im Büro abwechseln, um die Maßnahmen der Regierung auch am Arbeitsplatz einzuhalten. „Auf so eine Situation kann man sich nicht vorbereiten. Die Berater versuchen nicht wie sonst üblich, ständig Spieler zu vermitteln und wir konzentrieren uns aktuell auf die Kontaktpflege.“

Blick nach vorne

Außerdem wagt Meier einen Blick in die Glaskugel: „Der Markt wird sich verändern, insbesondere in den nächsten Transferperioden. Die Ablösesummen werden niedriger, denn alle Vereine sind auf irgendeine Weise betroffen.“ Außerdem glaubt er, dass Spieler und Berater künftig Abstriche machen müssen. Aber auch der gebürtige Bremer weiß, dass es vielleicht den ein oder anderen reichen Eigentümer eines Fußballvereins gibt, der daraus einen Vorteil ziehen wird.


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