Profis Dienstag, 09.02.2021

Rekordspieler Behrens im Interview: "Wie schnell die Zeit doch vergeht"

Im Sommer 2015 wechselte Hanno Behrens zum 1. FC Nürnberg. Ein "Riesen-Ding" sei der Wechsel damals für ihn gewesen. In den fast sechs Jahren beim Club erlebte unsere Nummer 18 vieles. Aufstieg, Abstieg, Relegationsdrama: Hanno Behrens ist ein Teil der Club-Historie - und seit Samstag FCN-Rekordspieler in der 2. Bundesliga.

fcn.de: Hanno, herzlichen Glückwunsch! Durch deine Einwechslung in Darmstadt bist du nun alleiniger Rekord-Spieler des 1. FCN in der 2. Bundesliga. Hattest du bis zuletzt auf dem Schirm, dass dieser Rekord bei dir ansteht?

Hanno Behrens: Danke schön! Bis letzte Woche hatte ich das überhaupt nicht auf dem Schirm, bis ihr es getwittert habt. Das hatte mir dann meine Mutter geschickt. Da ist mir das erst bewusstgeworden. Im Spiel habe ich dann auch nicht direkt dran gedacht, ich war auf die Partie fokussiert. Aber es ist schon komisch. Man denkt zurück, was man alles erlebt hat und wie schnell die Zeit doch vergeht.

fcn.de: Deine Mama hat uns übrigens mal gemailt, als wir auf der Homepage ein falsches Alter bei dir angegeben haben. 'Ich muss es wissen, ich bin die Mutter', schrieb sie damals.

Hanno Behrens: (lacht) Ja, sie ist eine ganz stolze Mutter auf alle drei Söhne. Sie verfolgt alles, für mich persönlich manchmal einen Tick zu viel, manches will ich gar nicht wissen. (lacht) Aber sie verfolgt aus dem Norden alle News, weil sie von mir leider auch nicht so viel hat, ich bin ja nur selten zuhause. Deswegen verfolgt sie immer vieles sehr intensiv.

fcn.de: Dann wird sie sicher auch dieses Interview lesen, liebe Grüße! Hanno, was bedeutet dir denn dieser Rekord?

Hanno Behrens: Das ist ein schöner Rekord. Man nimmt das als Fußballer an sich gar nicht so wahr, wie lange man schon hier ist, weil alles immer Schlag auf Schlag geht. Man kommt nie zur Ruhe und kann mal runterkommen, sich über alles, was passiert ist, Gedanken machen. Die ersten Gedanken waren dann 'Krass, ich bin schon so lange hier'.

fcn.de: 2015 bist du zum Club gewechselt. Welche Erinnerungen hast du speziell an deine Anfangszeit?

Hanno Behrens: Meine erste Erinnerung ist wie mein Berater mir mitgeteilt hat, dass Nürnberg Interesse hätte. Man hört ja immer erst mal viel von den Beratern, oft wird aber nichts daraus. Bei meinem ersten Gespräch mit Wolfgang Wolf wurde mir dann signalisiert, dass ein großes Interesse vorhanden ist. Da dachte ich dann auch: 'Wow, Nürnberg ist ein Riesen-Verein. Für so einen Verein zu spielen wäre ein Riesen-Ding.' Dann kam ich her und wollte direkt Stammspieler werden, das hat sehr schnell geklappt, was mich sehr gefreut hat. Wir haben eine überragende Saison mit 65 Punkten gespielt, die in der Relegation endete. Der Aufstieg wäre natürlich die Krönung gewesen. Die Anfänge waren sehr cool. Das war eine tolle Zeit, wir waren eine super Truppe.

fcn.de: 147 Zweitliga-Spiele sind für dich seitdem vergangen: Welches war das für dich prägendste?

Hanno Behrens: Das waren schon ein paar. Zum Beispiel in der Aufstiegssaison das Spiel in Kiel. Da habe ich auch zweimal getroffen. Meine Familie und viele Freunde waren da, ich musste um die 40 Karten besorgen. Dass wir da den Aufstieg quasi klargemacht haben, war sehr besonders. Auch in Sandhausen der Aufstieg an sich war toll. Und wie gesagt: in der ersten Saison hatten wir viele gute Spiele, da erinnere ich mich speziell an den 4:0-Sieg am Millerntor oder den 3:1-Sieg zuhause gegen Leipzig.

fcn.de: Du hast in den letzten mittlerweile fast sechs Jahren beim Club jede Menge mitgemacht. Es gab viele schöne Highlights, aber sicher auch weniger schöne Momente. Was hast du in der Zeit menschlich für dich mitgenommen?

Hanno Behrens: Ich glaube schon, dass ich mich verändert habe. Ich habe viele Dinge mitgenommen. Positive wie negative. Ich weiß nicht, was da das richtige Wort ist, vielleicht bin ich etwas abgebrühter geworden. Manches lässt einen erkennen, dass es nur darum geht, Erfolg zu haben. Und wenn der nicht da ist, wirst du schnell von vielen Leuten fallengelassen, die dich zuvor noch gefeiert haben. Dadurch baut man einen Schutzwall auf. Das muss man auch tun.

fcn.de: Mehrere Verletzungen und deine Corona-Infektion haben die jetzige Saison auch für dich persönlich erschwert. Wie blickst du auf die aktuelle Spielzeit zurück?

Hanno Behrens: Trotzdem habe ich mich nie hängen lassen, im Training immer Gas gegeben. Zuletzt durfte ich ja wieder spielen. Das war ein schönes Gefühl und ich glaube, dass ich auch ganz anständige Spiele gemacht habe, auch wenn wir leider nicht gewonnen haben. Ich versuche mich weiter reinzukämpfen und der Mannschaft zu helfen.

fcn.de: Dein Vertrag läuft im Sommer aus. Welche Ziele hast du generell noch in deiner Karriere?

Hanno Behrens: Im Fußball ist es schwer, Dinge groß zu planen. Jetzt ist gerade die Transferperiode vorbei, deshalb mache ich mir keine Gedanken und schaue auf die Mannschaft. Das Ausland war immer ein Thema, das mich reizt. Ob das aber jetzt schon im Sommer was wird, weiß ich nicht. Ich kann da noch keine Tendenz sagen. Es ist ja auch noch ein bisschen hin.

fcn.de: Zum Abschluss ein kurzer Blick auf die sportliche Gegenwart: Im Februar stehen wichtige Spiele an. Was stimmt dich optimistisch, dass wir jetzt in den kommenden Wochen Boden gut machen?

Hanno Behrens: Der Sieg in Darmstadt war unglaublich wichtig, auch wenn er glücklich war. Wir müssen den Schwung mitnehmen, gegen St. Pauli wird es auch sehr wichtig. Wir trainieren gut, wir hauen uns rein und deswegen glaube ich, dass wir ein anständiges Saisonende hinkriegen werden.

 


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