Ondrej Karafiat: "Das war meine letzte Chance"
Gegen Magdeburg sorgte Ondrej Karafiat mit seinem Treffer zum 1:0 für die wichtige Führung. Nicht nur sein zweites Saisontor, sondern auch seine Leistungen sorgten dafür, dass er sich vom Probespieler zum Stammspieler entwickelt hat. Im Interview sprechen wir mit unserer Nummer 44 über seinen Weg beim FCN, wie er diesen forciert hat und was er ihm bedeutet.
fcn.de: War das Tor am Samstag einstudiert?
Ondrej Karafiat: So wirklich einstudiert war es nicht, nein. Ich habe gesehen, dass Ju an den zweiten Ball kommt und bin dann intuitiv auf den ersten Pfosten gelaufen. Das Tor war auf jeden Fall sehr wichtig für uns, da wir direkt zu Beginn treffen konnten. In den letzten Auswärtsspielen hatten wir immer einen schwierigen Start, deshalb hat uns das Tor schon sehr gepusht.
fcn.de: Was hat der Sieg am Samstag in der Mannschaft ausgelöst?
Ondrej Karafiat: Der Sieg in Magdeburg war nach den zuletzt nicht so erfolgreichen Auswärtsspielen sehr wichtig für uns und man hat danach auch eine gewisse Euphorie in der Kabine gespürt. Nach solchen Spielen ist auch die Trainingswoche automatisch besser. Darauf dürfen wir uns aber nicht ausruhen, denn wie ich immer sage: Die Arbeit geht weiter.
fcn.de: Woher kommt eigentlich dein berühmter Satz „Arbeit, Arbeit, immer Arbeit“?
Ondrej Karafiat: Das weiß ich gar nicht so genau. (lacht) Ich kannte das Wort ‚Arbeit‘ schon sehr früh und habe es dann immer vor den Spielen zur Mannschaft gesagt. Als ich dann mein Deutsch verbessert habe, kam es zu ‚Arbeit, Arbeit, immer Arbeit‘. Dass sich das jetzt auch so bei den Fans durchgesetzt hat, freut mich natürlich.
fcn.de: Aber der Spruch passt auch ganz gut zu dir. Viele, auch der Coach, loben deine Einstellung als Vollprofi. Was bedeutet es, „ein Vollprofi“ zu sein?
Ondrej Karafiat: Ich denke, das ist die tschechische Mentalität, weil die Leute in Tschechien schon sehr fleißig sind und hart arbeiten. Klar genieße ich auch das Leben, aber wenn ich beim Club bin, dann gibt es für mich nur 100 Prozent FCN.
fcn.de: Das klingt jetzt vielleicht ein wenig drastisch, aber war die Fahrt im Sommer ins Trainingslager zum Club auch sowas wie deine letzte Chance in deiner Karriere?
Ondrej Karafiat: Ich denke, das war für mich die letzte Chance, noch einmal im Ausland mein Können zeigen zu dürfen. Ich habe es ja bereits auch bei meiner Vertragsverlängerung gesagt: Diese Entscheidung war die beste meiner Karriere! Ich habe hier die Möglichkeit bekommen, noch einmal zu zeigen, was ich draufhabe. Klar war es auch riskant, da ich zwei Wochen hier trainiert habe, ohne zu wissen, was die Zukunft bringen wird. Das war für mich keine einfache Zeit.
fcn.de: Wenn du sagst, dass die ersten zwei Wochen keine einfache Zeit waren: Was ging dir da durch den Kopf?
Ondrej Karafiat: Diese Phase war natürlich von Unsicherheit geprägt, aber ich sage, dass man immer ein gewisses Risiko eingehen muss. Und im Nachhinein betrachtet war es das beste Risiko, das ich jemals eingegangen bin.
fcn.de: Wie hat sich in den letzten Monaten auch deine Rolle in der Mannschaft verändert? Als Probespieler muss man sich sein Standing erst einmal erarbeiten, mittlerweile bist du mit 20 Einsätzen aber Stammspieler.
Ondrej Karafiat: Die hat sich natürlich in gewisser Weise verändert. Ein Grund dafür ist, wie ich mit meiner Gesundheit und meinem Körper umgehe. Denn ich gebe einfach alles dafür, meine beste Performance abzuliefern, und da gehört ein sehr professionelles Verhalten dazu. Ich bin ja auch einer der älteren Spieler im Kader und versuche, den jungen Spielern in dieser Hinsicht ein Vorbild zu sein und die Wichtigkeit von konsequenter Arbeit herauszustellen.
fcn.de: Woher kommt der Spitzname „Beton“, den du von der Mannschaft erhalten hast?
Ondrej Karafiat: Den hat mir Chris Mathenia mal gegeben (lacht). Ich glaube, er hat das von einem Interview mit Jaroslav Drobny, das er mir mal gezeigt hat.
fcn.de: Und du hast dich in Kürze auch ein bisschen zum Fan-Liebling entwickelt. Wie nimmst du das wahr?
Ondrej Karafiat: Für mich ist das unglaublich und eine andere Welt. Ich denke, die Fans sehen, dass ich alles für den Club gebe und mögen meine ehrliche Art. So etwas gibt es in Tschechien nicht, weil der Fußball dort nicht so einen hohen Stellenwert hat. Ich bin einfach dankbar dafür.
fcn.de: Wie blickst du auf den kommenden Sonntag gegen Ulm?
Ondrej Karafiat: Jedes Spiel in dieser Liga ist schwer und wird über die Details entschieden. Aufgrund der letzten Spiele müssen wir vielleicht jetzt auch mit der Favoritenrolle umgehen können. Aber wir werden unser Bestes geben.
fcn.de: Erleben wir dann wieder den tanzenden Karafiat vor der Nordkurve?
Ondrej Karafiat: Ich hoffe es. (lacht)