Nachwuchs Donnerstag, 12.08.2021

NLZ-Chef Wiesinger im Interview: "Erster Schritt Richtung Normalität"

Foto: Volgardt

fcn.de sprach mit dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums über Corona, die Vorbereitung und die Erwartungen an unsere Nachwuchs-Bundesligateams.

fcn.de: War dieser Sommer ein erster Schritt zurück in die Normalität?

Michael Wiesinger: Was die Planungen angeht, auf jeden Fall. Die Rückkehr unserer Mannschaften in die Vorbereitung hatte schon Züge von einer gewissen Normalität. Wenn auch alles immer mit Einschränkungen aufgrund der Hygieneregeln und der Maskenpflicht. Aber wir haben wieder einen regelmäßigen Spiel- und Trainingsbetrieb, befinden uns so langsam im Wettkampfmodus. Daher war es ein großer Schritt nach vorne.

fcn.de: Sind im Alltag Folgen der Pandemie zu sehen?

Michael Wiesinger: Das wird sich erst noch zeigen. Wir müssen sehen, wie sich die Jungs individuell entwickelt haben, auch körperlich. Ein großes Thema ist sicher die Prävention. Wie beugen wir Verletzungen vor? Wie machen wir die Jungs stabiler? Wir glauben, dass wir aufgrund der verlorenen Wettkampfzeit genau hinsehen und spezielle Dinge berücksichtigen müssen. Die Vorbereitung wurde daher auch anders gestaltet. Man kann nicht von 0 auf 100 gehen, wenn der klassische Fußballalltag ein Jahr lang nicht gegeben war. Unsere Trainer wissen, worauf sie achten müssen und dass sie sehr aufmerksam sein müssen. Darum sind wir aber auch breit aufgestellt und müssen diese Manpower nutzen.

fcn.de: Im Leistungsbereich des NLZ hat es einen großen Umbruch gegeben. Wie lautet dein erstes Fazit nach gut zwei Monaten?

Michael Wiesinger: Das muss man unterschiedlich betrachten. Der Übergang in der U21 lief sehr schnell. Cristian Fiel hatte nur knapp vier Wochen Vorbereitung, ehe die Saison in der Regionalliga Bayern losging. Hier musste in der Kürze der Zeit schneller und intensiver hochgefahren werden. Die neu zusammengestellte Mannschaft musste sich noch schneller in diesen Prozess hineinfinden. U17 und U19 hatten dagegen knapp einen Monat mehr, sich zu finden. Es war hier sicher ein Vorteil, dass der Spielraum größer war und man die Planung auch zwischendurch im Bedarfsfall anpassen konnte. Dazu gab es die Möglichkeit, viel zu spielen und so langsam in den Wettkampfmodus zurückzukehren.

fcn.de: Ist die fehlende Zeit eine Erklärung dafür, dass die U21 sich in der Regionalliga noch ein wenig schwer tut?

Michael Wiesinger: Grundsätzlich muss man sagen, dass wir uns bewusst für eine U21 entschieden haben. Aktuell ist es sogar eher eine U20. Dementsprechend muss man dem Ganzen auch Zeit geben, ehe sich die Spieler an den Seniorenfußball, die Körperlichkeit und die Intensität gewöhnen. Der ein oder andere merkt nun, dass es im Männerfußball eben anders zur Sache geht, als in der U19-Bundesliga. Wir haben das einkalkuliert und bewusst einen Trainer gewählt, der damit umgehen kann und dies mit den Jungs aufarbeitet. Für mich ist es wichtig, wie die Mannschaft auftritt. Und da sehe ich eine klare Handschrift, die Jungs wollen Ballbesitz, sie wollen zielstrebig nach vorne spielen. Dass wir uns in gewissen grundlegenden Elementen noch weiterentwickeln müssen, ist auch klar.

fcn.de: Worin konkret?

Michael Wiesinger: Dass wir die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen und die einfachen Fehler abstellen, um Gegentore zu vermeiden. Und dass wir in kritischen Situationen ruhiger bleiben. Daran gilt es zu arbeiten.

fcn.de: Drei Platzverweise in sechs Spielen unterstreichen das.

Michael Wiesinger: Junge Spieler müssen lernen, ihre Emotionen zu kontrollieren. Das ist ein Thema, das zu einer Ausbildung gehört und Basis für erfolgreichen Mannschaftssport. Denn im Seniorenbereich wird es nicht oft Spiele geben, in denen der Gegner das nicht ausnutzen kann.

fcn.de: Bei den Leistungsteams hat es einen großen Umbruch gegeben. Was zeichnet die neuen Trainerteams in der bisherigen Arbeit aus?

Michael Wiesinger: Wir pflegen tagtäglich eine intensive Kommunikation. Ich erwarte, dass jeder Trainer im Leistungsbereich die Jungs von der U16 bis zur U21 in- und auswendig kennt. Das geht nur, wenn gesprochen wird, wenn Trainingseinheiten und Spiele verfolgt werden. Aber das Leben die Trainer aktuell auch so vor. Wir haben eine große Teamfähigkeit im NLZ, jeder schaut über seinen Tellerrand hinaus und hat den Ausbildungsgedanken verinnerlicht. Im Sportlichen steht die tägliche Ausbildung über allem – auch, wenn wir die Ergebnisse natürlich nicht außer Acht lassen wollen.

fcn.de: Ab dem Wochenende startet die Nachwuchs-Bundesliga. Welche Ergebnisse erwartest Du von U17 und U19?

Michael Wiesinger: Als 1. FC Nürnberg haben wir natürlich auch einen sportlichen Anspruch und wollen in beiden Bundesligen eine gute Rolle spielen. Grundsätzlich möchte ich, dass die Jungs mit der Art und Weise ihres Auftritts überzeugen.


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