Business Dienstag, 13.12.2022

Neues Club-Buch: "Heulen mit den Wölfen. Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder"

Das erste eigene Club-Buch ist da! Präsentation im ClubHaus von "Heulen mit den Wölfen. Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder".

Im Januar 2021 machte der 1. FC Nürnberg einen sensationellen Fund: In einem ungenutzten Kellerraum entdeckte Club-Historiker Bernd Siegler die verschollen geglaubte Mitgliederkartei der Jahre 1928 bis 1955. Schwarz auf weiß war nun belegt, dass der Club zum Stichtag 30. April 1933 insgesamt 142 jüdischen Mitglieder aus dem Verein in vorauseilendem Gehorsam ausgeschlossen hatte.

Wer waren diese Club-Mitglieder? In Bernd Sieglers neuem Buch „Heulen mit den Wölfen. Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder“ erhalten diese Menschen nun einen Namen und eine Biografie. Das 470-seitige Werk entstand in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Nürnberg, ist erschienen im starfruit publications Verlag von Manfred Rothenberger und herausgegeben vom 1. FC Nürnberg (Abteilung Community & Membership).

„Mit diesem Buch möchte ich den bislang namenlosen und unbekannten jüdischen Mitgliedern des Clubs eine Geschichte und ein Gesicht geben. Sie wurden vor knapp 90 Jahren in bürokratischer Manier mit dem Datumsstempel ‚30. APR. 1933‘ gleichgemacht, obwohl ihre Biografien nicht unterschiedlicher hätten sein können. Sie hatten sich bewusst für die Mitgliedschaft in einem bürgerlichen Sportverein entschieden und wurden schmählich ausgestoßen. Sie sollen nun wieder zu einem integralen Bestandteil der Geschichte des 1. FC Nürnberg werden", sagt Bernd Siegler bei der offiziellen Buchvorstellung und einem exklusiven Meet & Greet vorab mit Club-Mitgliedern im ClubHaus.

Weitere Beiträge und Selbstverpflichtung

„Heulen mit den Wölfen“ blickt neben dem weiteren Schicksal der jüdischen Mitglieder auch auf die historischen Zusammenhänge und schildert die Geschichte des Club im Nationalsozialismus. Wer waren die Verantwortlichen im Verein zu dieser Zeit? Wichtiger aber noch: Was hat der 1. FC Nürnberg daraus gelernt, wie sieht Erinnerungsarbeit aus? Ein Kapitel widmet sich deshalb auch der Vergangenheitsbewältigung. Mit Angeboten im Bereich ClubBildung, wie dem Jenö Konrad-Cup, Clubverführungen mit Bezug zum Nationalsozialismus und Club-Bildungsfahrten zu NS-Gedenkstätten, informiert und sensibilisiert der Club seit Jahren. Unter Einbindung der Experten Pavel Brunßen und Robert Claus wird schließlich der Bogen gespannt zu einem leider immer noch existenten Antisemitismus im Fußball.

„Dieses Buch trifft uns in unserem Innersten, legt es doch ein schwarzes Kapitel unseres Vereins offen. Bewusst arbeiten wir den Ausschluss unserer jüdischen Mitglieder intensiv auf, da wir das gleichzeitig als immerwährende Selbstverpflichtung sehen“, sagt Niels Rossow, Kaufmännischer Vorstand des 1. FC Nürnberg, und ergänzt weiter: „Herzlichen Dank an alle Beteiligten für diese wichtige Aufklärungsarbeit, allen voran an Bernd Siegler.“ In der digitalen JHV im Oktober 2021 nahm der 1. FC Nürnberg den Ausschluss der jüdischen Club-Mitglieder zurück.

Detektivarbeit und großes Puzzle

Bis das Buch druckfrisch in den Händen liegen konnte, vergingen anderthalb Jahre an aufwändiger Recherche. Ausgangspunkt war für Bernd Siegler immer die Meldedatei im Stadtarchiv Nürnberg, dann ging es in die Staatsarchive in Nürnberg und München sowie ins Bundearchiv in Berlin. Darüber hinaus nutzte er jede Menge öffentlich zugänglicher Datenbanken, wie zum Beispiel vom Leo Baeck Institute in New York, United States Holocaust Museum in Washington oder Memorial de la Shoah, aber auch von privaten Initiativen zur Erforschung jüdischen Lebens in bestimmten Regionen oder die Gedenkbücher für die Opfer des Holocausts in Nürnberg oder München. Dazu kamen kostenpflichtige Tools für die Stammbaumforschung wie beispielsweise Ancestry. Dort finden sich zum Beispiel die Passagierlisten aller Schiffe, die jüdische Flüchtlinge von 1933 bis 1945 von deutschen Häfen in die USA gebracht hatten.

„Das Ganze glich einer Detektivarbeit, einem groß angelegten Puzzle. Bis zuletzt kamen immer wieder neue Detailinformation ans Tageslicht. Es war spannend und sehr zeitraubend“, fasst Bernd Siegler zusammen. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat.

„Heulen mit den Wölfen. Der 1. FC Nürnberg und der Ausschluss seiner jüdischen Mitglieder“ (ISBN: 978-3-922895-53-4) erscheint am Donnerstag, 08.12.22, bei starfruit publications. Zum Preis von 28 Euro ist es im ClubHaus, im Service-Center am Max-Morlock-Stadion sowie im Online-Fanshop und über den Buchhandel erhältlich.


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