Profis Hintergründe Montag, 16.12.2019

Nachbericht Kiel: Leidenschaftlich & verständnisvoll

Foto: Sportfoto Zink

Club-Fans mussten im Heimspiel gegen Holstein Kiel einmal mehr ihr dickes Fell unter Beweis stellen, zeigten aber nach dem bitteren Last-Minute-Remis eine positive Reaktion.

  • Die Nachbetrachtung:

„Da war er wieder, dieser Nackenschlag, der den Club schon in den letzten Wochen regelmäßig ereilt.“ Ein Satz, mit dem schon der Nachbericht vom letzten Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart eingeleitet wurde, lässt sich tragischerweise problemlos auch auf diese Ausgabe anwenden. Der Club bot lange Zeit eine vielversprechende Partie, stand defensiv gegen offensivstarke Kieler sicher, ließ nur wenig zu. Vorne schlug er zweimal eiskalt zu, spielte sich eine vermeintlich sichere Führung heraus. Der ausgelassene Freudentaumel im Max-Morlock-Stadion schlug allerdings schlagartig in ein kollektives „Bitte nicht schon wieder“ um, als Kiel eine Viertelstunde vor dem Ende den Anschluss erzielte. Der FCN fightete, wehrte Angriff um Angriff ab, zog sich aber auch tief in die eigene Hälfte zurück. Den Kieler Dauerdruck hielt er nur bis unmittelbar vor Ablaufen der dreiminütigen Nachspielzeit stand, ehe Stefan Thesker mit der letzten Sekunde doch noch den Ausgleich erzielte.

„Es ist klar, dass in der aktuellen Situation das Selbstverständnis fehlt. Dass die Mannschaft momentan nicht die Brust hat, um das Spiel locker runter zu spielen, dürfte jedem klar sein“, sagte Cheftrainer Jens Keller nach dem Spiel, der – abgesehen vom Ergebnis – ein zufriedenes Resümee zog. „Mit der Einstellung können wir absolut zufrieden sein.“ Konkret meint der 49-Jährige: „In der Situation so ein Spiel abzuliefern, so zu fighten und füreinander da zu sein.“ Zumal mit Holstein Kiel eines der form- und auswärtsstärksten Teams der Liga zu Gast war. Das Sonntagsremis mit eingerechnet, verloren die Störche nur eines der letzten sechs Auswärtsspiele, generell holte nur Spitzenreiter Bielefeld mehr Zähler auf fremden Rasen.

Die Leistung erkannte daher auch das Publikum an, die Kurve baute die Mannschaft nach diesem nur schwer zu verdauenden Moment vorbildlich auf. „Wenn man jetzt noch draufhauen würde, tut das der Psyche nicht gut“, erklärte der beim Ausgleich machtlose Torwart Felix Dornebusch. „Ich habe gedacht, dass wir wieder Lack kriegen und war wirklich froh, dass die Fans unsere Leistung anerkennen.“ Auch Behrens lobte den Support der Club-Anhänger: „Die Reaktion der Fans war ein gutes Zeichen“, fand der Kapitän.

  • Das sagen die Fans:

Sven Gillarek (via Facebook): „Bei all der permanenten Kritik, die in Nürnberg ohnehin Gang und Gäbe ist (gehört wohl zur Fankultur), aber das heute war defintiv die beste Leistung seit einiger Zeit. Der Sieg wäre verdient gewesen. Am Ende war es einfach Pech... man muss aber auch mal etwas anerkennen, statt nur immer drauf zu hauen...“

Markus Gatzke (via Facebook): „Wenn die Mannschaft so kämpft und sich reinhaut wie heute, stehe ich 100% hinter ihr. Egal, wie bitter es momentan auch ist!!!“

  • Das sagen die Medien:

Süddeutsche Zeitung: „Nachdem Kiels Janni Serra nach 77 Minuten zum 1:2 traf, standen die Nürnberger immer tiefer. Ihnen gelangen keine entlastenden Konter, sie hielten den Ball fast nie länger als ein paar Sekunden über der Mittellinie. Und nach einem von unzähligen hohen und weiten Pässen verlängerte Özcan einen Ball mit dem Kopf zu Stefan Thesker, der per Kopf in die lange Ecke traf. Man sah nun überall Nürnberger Spieler auf dem Boden knien, sitzen und liegen.“

Nordbayern.de: Die meisten Fans bewiesen nach dem Abpfiff ein Gespür für die Gemütsklage der Mannschaft - mangelnden Einsatz konnte man dem Team schließlich auch nicht vorwerfen. Statt lauter Pfiffe gab es diesmal warmen Applaus aus der Nordkurve. Die Mannschaft leidenschaftlich, die Fans verständnisvoll - so könnte es klappen mit einem Sieg im Heimspiel am Freitag gegen Schlusslicht Dynamo Dresden. Vielleicht. 

  • So geht’s weiter:

Die Hinrunde der Zweiten Bundesliga ist beendet, der Rückrunden-Auftakt steht an. Am Freitag, 20.12.19, um 18.30 Uhr gastiert Dynamo Dresden im Max-Morlock-Stadion (Hier gibt's noch Tickets). Die Partie ist gleichzeitig der Abschluss eines Jahres, das vermutlich viele Club-Fans einfach hinter sich lassen wollen. „Das, was wir brauchen, ist ein Erfolgserlebnis“, weiß Cheftrainer Jens Keller. Am besten sofort. „Wenn wir weiter so arbeiten, kriegen wir das Glück zurück. Im Fußball gehört ein Quäntchen Glück dazu."

Spieldaten

17. Spieltag, 2. Bundesliga 2019/2020
2 : 2
1. FC Nürnberg
38. Asger Sörensen 1:0
67. Robin Hack 2:0
Holstein Kiel
77. Janni Serra 2:1
90. Stefan Thesker (Kopfball) 2:2
Stadion
Datum
15.12.2019 13:30 Uhr
Schiedsrichter
Timo Gerach
Zuschauer
25275

Aufstellung

1. FC Nürnberg
Dornebusch - Sorg - Sörensen - Mühl - Valentini - Geis (81. Jäger) - Behrens - Schleusener (85. Zrelak) - Hack - Frey - Dovedan (86. Gnezda Cerin)
Reservebank
Willert, Handwerker, Margreitter, Gnezda Cerin, Jäger, Kerk, Medeiros, Lohkemper, Zrelak
Trainer
unbekannt
Holstein Kiel
Reimann - Neumann (87. Baku) - Wahl - Thesker - van den Bergh - Ignjovski (62. Atanga) - Mühling - Özcan - Iyoha (81. Porath) - Lee - Serra
Reservebank
Weiner, Seo, Todorovic, Atanga, Baku, Eberwein, Khelifi, Porath
Trainer
Ole Werner

Ereignisse

38. min Spielstand: 1:0
Asger Sörensen

42. min Spielstand: 1:0
Elfmeter verschossen: Salih Özcan

62. min Spielstand: 1:0
David Atanga kommt für Aleksandar Ignjovski

65. min Spielstand: 1:0
Fabian Schleusener

67. min Spielstand: 2:0
Robin Hack

77. min Spielstand: 2:1
Janni Serra

81. min Spielstand: 2:1
Lukas Jäger kommt für Johannes Geis

81. min Spielstand: 2:1
Finn Porath kommt für Emmanuel Iyoha

85. min Spielstand: 2:1
Adam Zrelak kommt für Fabian Schleusener

86. min Spielstand: 2:1
Adam Gnezda Cerin kommt für Nikola Dovedan

87. min Spielstand: 2:1
Makana Baku kommt für Phil Neumann

90.(+1) min Spielstand: 2:1
Johannes van den Bergh

90.(+3) min Spielstand: 2:2
Stefan Thesker

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