Nachwuchs Mittwoch, 19.10.2016

Michael Köllner: Mit Empathie und Tolstoi

Foto: Sportfoto Zink

NLZ-Chef Michael Köllner über die Nachhaltigkeitsaspekte der Ausbildung junger Spieler.

fcn.de: Herr Köllner, wie sieht der künftige Fußballer des 1. FC Nürnberg aus?

Michael Köllner: Wir trainieren heute für die Zukunft, damit unsere Spieler dieser standhalten. Darunter verstehen wir, dass wir bereits bei einem 13-Jährigen wissen müssen, was dieser in vier bis sieben Jahren können muss, um bei uns im Leistungsfußball und insbesondere in unserem Profikader eine Rolle spielen zu können. Wir denken da an selbstbewusste, ausdrucksstarke Siegertypen. An komplex ausgebildete Spieler, die unsere Art des Fußballs spielen können. Das ist ein variabler, tempoorientierter Angriffsfußball mit zielgerichtetem Kombinationsspiel, sehr gutem Spiel gegen den Ball und einem blitzschnellen Umschaltspiel in beide Richtungen.

Daraus ergeben sich auch die Adjektive für unsere Spieler. Sie müssen mutig, strategisch denkend, athletisch und variabel einsetzbar sein, zudem hart und resolut in der Defensive. Wir wollen Spieler so fördern, sodass sie am Ende auf alle Fragen des Fußballspielens Antworten haben. Das muss auf und außerhalb des Platzes geschehen.

fcn.de: Für welche Pädagogik steht der 1. FC Nürnberg dabei?

Michael Köllner: Wir setzen auf Bildung. Wir wollen die Jungs nicht nur als Fußballer, sondern auch als Menschen ausbilden. Das sind wenige Worte, aber das tägliche Umsetzen ist ein sehr intensiver Prozess, der jeden Mitarbeiter enorm fordert.

fcn.de: Wie kann das in Zeiten unserer Sparpolitik gelingen?

Michael Köllner: Die Finanzen erleichtern einem sicher viele Thematiken. Aber entscheidend für Erfolg sind immer noch Empathie, Leidenschaft und die Identifikation. Darüber hinaus musst du kreativ und top organisiert sein mit schlitzohrigen Ideen und starken Konzepten. Am Ende wird der Trainer aber immer der Schlüssel bleiben.

fcn.de: Welche Wege geht der 1. FCN künftig in Sachen sportlicher Qualitäts- und Talententwicklung?

Michael Köllner: In beiden Worten steht Entwicklung. Das impliziert, dass dies Tag für Tag ein laufender Prozess ist. Wir sind nie am Ende, immer mittendrin und müssen daher hartnäckig dranbleiben. Wir haben uns einige Benchmarks gesetzt, die wir tagtäglich umsetzen und entwickeln wollen. Wir arbeiten an einer einheitlichen Methodik, Didaktik und Übungsauswahl bis hin zur abgestimmten Führung unserer Mannschaften und all unserer Spieler. Unsere U21-Mannschaft dient hierfür als Labor für all unsere Bemühungen und Ziele, die wir erreichen wollen. Unsere U14- bis U19-Trainer arbeiten dort ebenfalls mit. So können wir unsere Leitlinien optimal entwickeln und verbindlich in alle Jahrgänge transportieren.

fcn.de:  Prozess, Methodik, Leitlinien: Wie würden Sie also die Jugendtrainer-Philosophie des 1. FCN in wenigen Worten beschreiben?

Michael Köllner: Ich benutze nur ein Wort: Empathie! Jeder Trainer muss Empathie für seine Spieler und sein Team entwickeln. Ich greife hier gerne ein Zitat von Leo Graf Tolstoi auf: „Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen, Eisen schmieden. Aber man kann nicht ohne Liebe mit Menschen umgehen.“


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