Profis Sonntag, 02.05.2021

Miso Brecko: "Der Aufstieg am Ende war ein schöner Abschluss"

Foto: Sportfoto Zink

Miso Brecko stieg zum Ende seiner Karriere 2018 mit dem Club in die Bundesliga auf. Am gestrigen Samstag wurde der ehemalige Rechtsverteidiger 37 Jahre alt und wir haben mit ihm über seine Zeit beim FCN und seine Erfahrungen im Profifußball gesprochen.

fcn.de: Servus Miso. Wie geht es dir zurzeit? Was machst du aktuell?

Miso Brecko: Mir geht es sehr gut. Momentan mache ich meine Trainerlizenz und bin Co-Trainer der slowenischen U21-Nationalmannschaft.

fcn.de: Du warst drei Jahre lang beim 1. FC Nürnberg. Wie blickst du auf diese Zeit zurück?

Miso Brecko: Es war eine sehr turbulente Zeit mit guten Phasen, aber auch mit schlechten Phasen. Der Aufstieg am Ende war ein schöner Abschluss.

fcn.de: Hast du eine besondere Erinnerung an diese Zeit?

Miso Brecko: Ich bin damals vom 1. FC Köln zum FCN gewechselt, um noch drei Jahre in einem ruhigen Umfeld Fußball zu spielen. Aber mir wurde schnell klar, dass auch beim FCN nicht sehr viel Ruhe herrscht. In meiner ersten Woche wurde direkt Martin Bader entlassen und ich wurde zum Kapitän ernannt. Das brachte viel Verantwortung für mich mit sich mit. Wir spielten dann eine sehr gute Saison, waren eine gute Truppe. Aber am Ende hat es gegen Frankfurt in der Relegation leider nicht gereicht, um in die Erste Liga aufzusteigen. Wobei man sagen muss, dass Frankfurt mit Niko Kovac eine gute Mannschaft hatte.

fcn.de: Du hast eine ereignisreiche Karriere im deutschen Profifußball hinter dir. Du bist mit dem 1. FC Köln auf- und abgestiegen, warst zudem lange Kapitän der Kölner. Am Ende bist du dann noch mit dem Club aufgestiegen. Wie sehr halfen die Erfahrungen, die du beim FC gemacht hast, für deine Zeit beim FCN?

Miso Brecko: Jede Erfahrung, die man macht, hilft dir irgendwie. Aber am Ende ist Fußball ein Mannschaftssport, wo nicht nur die erste Elf eine wichtige Rolle spielt, sondern das gesamte Team. Nur dann kann man erfolgreich sein.

fcn.de: Und bei beiden Vereinen hast du jeweils eine solche Mannschaft erlebt?

Miso Brecko: Ja. Mit dem 1. FC Köln sind wir relativ souverän aufgestiegen. Beim FCN war das schon ein wenig spannender. In der Aufstiegssaison kam ich auch dann nicht mehr so häufig zum Einsatz. Aber am Ende war es dennoch ein super Abschluss für mich.

fcn.de: Du warst in der ersten Saison unter Michael Köllner Kapitän und Stammspieler. In der zweiten Saison kamst du nicht mehr so oft zum Einsatz. Kommt einem Kapitän dann neben dem Platz eine wichtigere Rolle zu?

Miso Brecko: Ich glaube schon, ja. Das hat nicht unbedingt etwas mit der Kapitänsbinde zu tun, sondern generell spielen die älteren Spieler eine große Rolle. Wenn man als erfahrener Spieler einen guten Charakter hat, kann man trotzdem einen Einfluss auf die Mannschaft haben, auch wenn man nicht mehr so häufig zum Einsatz kommt.

fcn.de: Du hast in deiner Karriere ja schon häufig sportlich schwierigere Zeiten erlebt. Was ist aus deiner Sicht in solchen Zeiten besonders wichtig? Worauf muss man dann achten?

Miso Brecko: In schlechten Zeiten kommt es viel auf Geduld und Wille an. Schlechte Phasen sind im Fußball normal, aber dann muss man viel arbeiten und Geduld haben. Da ist es dann besonders wichtig, dass die gesamte Mannschaft einen guten Charakter hat. Aber auch der gesamte Verein muss dann gute Arbeit leisten. Die handelnden Personen in der höheren Ebene eines Vereines müssen die richtigen Entscheidungen treffen und den Führungsspielern eine klare Rolle zuweisen. Zusätzlich braucht eine Mannschaft einfach eine gewisse Qualität, denn ohne das wird es schwierig, im Profifußball etwas zu erreichen.

fcn.de: Wenn du diese höheren Ebenen ansprichst: Dieter Hecking ist seit Sommer als Sportvorstand bei uns tätig. Was sind deine Einschätzungen dazu?

Miso Brecko: Ich kenne Dieter Hecking zwar nicht persönlich, aber er hat schon viel geleistet im deutschen Fußball. Deswegen wünsche ich mir, dass er beim Club genug Zeit bekommt und gute Entscheidungen trifft. Dann wird der Club auch erfolgreich sein.

fcn.de: Jetzt ist Enrico Valentini als Rechtsverteidiger Kapitän beim Club und ist quasi in deine Fußstapfen getreten. Verfolgst du den FCN noch und hast du noch zu irgendwem Kontakt?

Miso Brecko: Ja, ab und zu habe ich noch Kontakt mit einigen Leuten, aber es sind ja nicht mehr so viele Spieler von damals noch da. Enrico kenne ich natürlich noch. Die Mannschaft hat sich jetzt ein wenig stabilisiert in den letzten Spielen. Es waren natürlich zwei sehr schwierige Jahre für den Verein, das ist für jeden Einzelnen nicht leicht. Aber da muss man viel arbeiten, jeder muss ein bisschen mehr geben und dann kommen auch wieder bessere Zeiten.  

fcn.de: Das stimmt, wir haben in der letzten Zeit einiges durchgemacht. Aber kommen wir doch noch auf ein anderes Thema zu sprechen. Du hast mit Slowenien an der WM in Südafrika teilgenommen. Ein Highlight in deiner Karriere?

Miso Brecko: Ja, das war definitiv ein Highlight meiner Karriere. Ich habe mit dem 1. FC Köln oder dem HSV gegen jede große Mannschaft in Deutschland gewonnen. Das waren alles Highlights. In der Bundesliga gegen Bayern zu gewinnen, ist schon etwas Besonderes. Aber die Qualifikation mit dem eigenen Land für die Weltmeisterschaft gehört natürlich auch dazu. Slowenien ist ein relativ kleines Land mit zwei Millionen Einwohnern und schon der Sieg gegen Russland in der Qualifikation war ein großes Ereignis für das gesamte Land. Im ersten Spiel an der WM konnten wir dann Algerien mit 1:0 besiegen und auch im zweiten Spiel gegen die USA haben wir zur Halbzeit 2:0 geführt. Hätten wir dieses Spiel gewonnen, hätten wir uns schon für die Achtelfinals qualifiziert. Am Ende trennten wir uns 2:2 und verloren das dritte Spiel gegen England mit 1:0. Da das Resultat aus dem anderen Spiel unglücklich für uns war, sind wir leider ausgeschieden. Südafrika ist zudem ein sehr schönes Land und die Organisation war echt top. Es war ein super Erlebnis.

fcn.de: Aktuell bist du Co-Trainer der slowenischen U21-Nationalmannschaft. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Miso Brecko: Ich verfolge unsere Spieler, die für unsere Mannschaft in Frage kommen. Generell verfolge ich viele Jugendspieler in Slowenien. Wenn wir dann Spiele haben, betreue ich natürlich die Mannschaft. Im Moment ist das eine gute Position für mich, da ich ja aktuell noch meine Lizenz als Trainer mache.

fcn.de: Ihr habt neulich die EM im eigenen Land ausgerichtet. Bist du trotz des Ausscheidens zufrieden mit dem Turnier?

Miso Brecko: Ja, ich denke, das geht in Ordnung, weil man es realistisch betrachten muss. Gegen Tschechien haben wir einen Punkt geholt und gegen Spanien und Italien verloren. Der Großteil unserer Spieler spielt noch in der slowenischen Liga, die zwar nicht so schlecht ist, aber da fehlt einfach noch die Erfahrung der größeren Ligen. Zudem drei Spiele in einer Woche mit solch einem Tempo und solch einer Intensität zu spielen, war für uns zu viel. Am Ende war da nicht mehr drin. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung für die Spieler und einige haben auch die Qualität dazu, in eine bessere Liga zu wechseln.

fcn.de: Wie hast du denn deinen Geburtstag gefeiert?

Miso Brecko: Im kleineren Rahmen mit der Familie. Im Moment ist durch die Corona-Maßnahmen natürlich nicht so viel möglich, wie man es sich wünscht. Das Wichtigste ist, dass wir alle gesund bleiben.

fcn.de: Dann bedanken wir uns für deine Zeit Miso und wünschen dir weiterhin alles Gute!

Miso Brecko: Danke. Wenn die Zeiten dann wieder besser sind, freue ich mich, wieder einmal nach Nürnberg zu kommen und ein Spiel anzuschauen. Ich hoffe, dass es beim FCN jetzt wieder aufwärts geht und ihr sehr bald wieder um den Aufstieg mitspielen könnt. Das wünsche ich mir für den ganzen Verein und die Fans.


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