Nachwuchs Dienstag, 19.05.2020

Michael Wiesinger im Interview: Mit Herz und sozialer Verantwortung

Foto: Sportfoto Zink

64 Tage sind vergangen, seit am 16. März die Türen am Valznerweiher geschlossen wurden. Die Corona-Pandemie hat die Welt im Griff und damit auch großen Einfluss auf das NachwuchsLeistungsZentrum des 1. FC Nürnberg. Spiel- und Trainingsbetrieb kamen zum Erliegen, Training findet seitdem im Homeoffice statt. Zwar haben die Bayerische Staatsregierung und der Bayerische Fußballverband erste Lockerungen erlassen, doch eine Rückkehr zur Normalität ist derzeit noch nicht in Sicht.

„Wir freuen uns alle auf den Moment, in dem Spieler, Trainer und Mitarbeiter im NLZ wieder ihre Arbeit aufnehmen und ihren Sport ausüben könnten. Doch besonders im Nachwuchsbereich ist es für uns wichtig, dass wir alles sorgfältig prüfen, unserer Fürsorgepflicht nachkommen und jegliches Risiko vermeiden“, erklärt NLZ-Leiter Michael Wiesinger.

Grundsätzlich gilt: Zuerst müssen am Sportpark Valznerweiher alle Maßnahmen und Entscheidungen unter Einhaltung der von der DFL vorgeschriebenen Sicherheitsstandards und Hygieneregeln getroffen werden und insbesondere auch aus Haftungsgründen im Einklang mit dem Schutz des Trainings- und Spielbetriebs der Profimannschaft des 1. FC Nürnberg stehen. Dies impliziert aus Sicherheitsgründen einen eingeschränkten Zugang zu bestimmten Trainingsplätzen am Trainingsgelände.

fcn.de: Michael, wann rechnest du damit, dass am Valznerweiher wieder trainiert werden kann?

Michael Wiesinger: Für das NLZ planen wir frühestens mit dem Ende der Pfingstferien mit einer Rückkehr in den Trainingsbetrieb – sofern dies dann erlaubt und möglich sein wird.

fcn.de: Was wird bis dahin geschehen?

Michael Wiesinger: Wir erarbeiten ein erweitertes Sicherheits- und Hygiene-Konzept für Kabinen und Plätze für das NLZ, um für den vorgesehenen Trainingsstart bestmögliche und sichere Bedingungen für unsere Nachwuchsspieler zu gewährleisten. Wir orientieren uns dabei am DFL-Konzept für die Profis.

fcn.de: Wie geht es mit unseren Teams weiter?

Michael Wiesinger: Bei der U21 und der Regionalliga Bayern müssen wir abwarten. Da wird vieles davon abhängen, was beim DFB-Bundestag für die Dritte Liga entschieden wird.

fcn.de: Und bei den Jugendteams?

Michael Wiesinger: Im Jugendbereich gibt es eine Empfehlung der NLZ-Kommission, die auch unserem Bild entspricht.

fcn.de: Wie sieht diese aus?

Michael Wiesinger: Dass die Saison ohne Absteiger abgebrochen wird, die U19- und U17-Bundesligen aber aufgestockt werden mit den jeweiligen Meistern. Sollte das umgesetzt werden, müssen wir uns hier auf einen sehr harten Wettkampf vorbereiten, denn die Aufstockung wird kurzfristig sicherlich wieder abgebaut werden.

fcn.de: Wie bereitet man eigentlich ein Team vor, das nicht weiß, ob die Saison überhaupt noch einmal losgeht?

Michael Wiesinger: Für solch eine außergewöhnliche Situation gibt es keine Erfahrungswerte. Wir müssen mit unseren Trainern und Fachleuten, den Sportmedizinern, den Physiotherapeuten, den Athletiktrainern und den Spezialtrainern Pläne entwickeln. Dafür müssen viele Gespräche geführt werden, damit wir das Fachwissen bündeln können.

fcn.de: Aufgrund der Pandemie hattet ihr zumindest viel Zeit, euch Gedanken über die nächste Saison zu machen. Sind da bereits Entscheidungen gefallen?

Michael Wiesinger: Ja. Als Verein wünschen wir uns Konstanz auf dem eingeschlagenen Weg. Daher werden im Leistungsbereich Reinhold Hintermaier (U16), Peter Gaydarov (U17), Fabian Adelmann (U19) und Marek Mintal (U21) weiterhin als verantwortliche Trainer mit ihren Jahrgängen arbeiten.

fcn.de: Im Sommer werden für gewöhnlich auch die Kader neuzusammengestellt, wie wird diese Arbeit durch die Pandemie beeinflusst?

Michael Wiesinger: Wir sind ein NachwuchsLeistungsZentrum. Das heißt: Der Leistungsgedanke bestimmt weiterhin unser Handeln. Das bedeutet aber nicht, dass das Herz und der soziale Gedanke keine Rolle spielen. Daher werden wir – vor allem im Grundlagen- und Aufbaubereich – unserer sozialen Verantwortung entsprechend in bestimmten Fällen berücksichtigen, dass Spieler zuletzt nicht mehr die Möglichkeit hatten, uns von ihrer Entwicklung zu überzeugen und ihnen eine weitere Chance einräumen.

fcn.de: Wird es grundsätzliche Veränderungen in der Nachwuchsarbeit geben?

Michael Wiesinger: Ja, wir wollen uns im Grundlagenbereich neu aufstellen. Hier haben wir uns schon seit längerem intensive Gedanken gemacht. Ab der kommenden Saison werden wir keine U8 mehr stellen. Wir wollen die Kinder länger in ihren Heimatvereinen belassen und damit auch unsere Partnervereine noch enger ins Boot holen. Für die U9 und U10 starten wir ein Pilotprojekt mit einer eigenen Spielrunde mit flexiblen Spielformen. Wir versprechen uns dadurch mehr Variabilität und wollen damit gewährleisten, dass die einzelnen Kinder besser gefördert werden und mehr Spielzeit erhalten.

fcn.de: Wer setzt das um?

Michael Wiesinger: Wir haben mit Björn Engehausen jemanden für unser Team gewonnen, der die Struktur und die Umsetzung in die Hand nehmen und sich um die Inhalte von der U9 bis zur U11 kümmern wird.


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