Profis Donnerstag, 24.06.2021

Meisterschaft 1961: Jung, wild & fränkisch zu Titel & Teppich

Bilder: FCN-Archiv

Vor genau 60 Jahren feierte der 1. FC Nürnberg seine 8. Meisterschaft mit einem Team von "jungen und wilden" Franken, angeführt von der größten Club-Legende aller Zeiten.

  • Jung, wild und fränkisch

Die 8. Meisterschaft war eine echte fränkische Erfolgsgeschichte, denn: Zwölf der 14 Meister-Cluberer waren gebürtige Franken. Und selbst für die beiden „Auswärtigen“ war Franken längst zur Heimat geworden. Torwart Roland Wabra, geboren in Prag, wuchs in Unterreichenbach bei Schwabach auf und der in Ungarn geborene Stefan Reisch in Ansbach.

Mit einem Durchschnittsalter von nicht mal 24 Jahren sorgten die Cluberer dann als die „jungen Wilden“ deutschlandweit für Furore. Acht der 14 Spielern entstammten der eigenen Club-Jugend. Heini Müller war mit 27 Jahren bereits zweitältester Akteur. Angeführt wurde das Team von Club-Legende und Weltmeister Max Morlock, der beim Titelgewinn 36 Jahre alt war.

  • Die Nürnberger Helden

Insgesamt 14 Spieler kamen in der Saison 1960/1961 zum Einsatz und holten am Ende die 8. Meisterschaft nach Nürnberg: Roland Wabra, Paul Derbfuß, Helmut Hilpert, Josef Zenger, Ferdinand Wenauer, Stefan Reisch, Gustav Flachenecker, Max Morlock, Heinz Strehl, Heini Müller und Kurt Haseneder bildeten die Elf, die das Endspiel in Hannover bestritt. Auswechslungen gab es damals nicht.

Außerdem im Einsatz in dieser Spielzeit waren Tasso Wild, Heinz Kreißel, Richard Albrecht. Mit Heini Müller, Stefan Reisch, Tasso Wild, Richard Albrecht, Kurt Haseneder und Josef Zenger erleben noch sechs der Meisterhelden den heutigen 60. Jahrestag der 1961er-Meisterschaft.

  • Die Meistermacher

Vor der Saison holte der Club Herbert Widmayer als Trainer vom VfL Bochum nach Nürnberg und sorgte damit für einen wichtigen Impuls. Der 46-jährige Kieler forcierte noch einmal den Verjüngungsprozess und zog die beiden 19-jährigen Youngster Reisch und Haseneder aus der Jugend nach oben. Und er legte großen Wert auf körperliche Fitness und Kondition und damit die Grundlage für den folgenden Triumph.

Zuvor war der Club sechs Jahre von Bimbo Binder trainiert worden, der der Nürnberger Mannschaft einen technisch anspruchsvollen Fußball beigebracht und über die Jahre die Talente Wenauer, Strehl, Derbfuß, Hilpert, Albrecht, Flachenecker und Wild integriert hatte. Vor der Meistersaison zog es den gebürtigen Wiener dann weiter zu PSV Eindhoven.

  • Die Zahlen der Saison

Im Grunde lief es für den Club von Anfang an rund. Am 3. Spieltag schlug er Bayern Hof mit 8:0, eroberte damit erstmals die Tabellenführung in der Oberliga Süd und holte sich die Süd-Meisterschaft am Ende souverän wie kaum zuvor. 96 Tore erzielte der Club in der Oberliga, davon gingen 22 auf das Konto von Top-Torjäger Strehl. Mit 16 bzw. 15 Treffern waren Flachenecker und Wild ebenfalls äußerst treffsicher.

Und hinten stand die Abwehr um Keeper Wabra äußerst sicher, kassierte nur 30 Gegentreffer und blieb in 14 von 30 Partien ohne Gegentor. In den Spielen der Endrunde blieb der der Club dann in allen sechs Begegnungen gegen die favorisierten Kölner (3:3, 2:1), Bremer (4:2, 4:0) und Berliner (2:0, 3:3) ungeschlagen und schaffte so den Sprung ins Endspiel.

  •  Das Endspiel

Am 24. Juni 1961 traf der Club im Niedersachsenstadion von Hannover auf Borussia Dortmund. 82.000 Zuschauer waren gekommen, um zu sehen, wer sich den Titel holt. Der Club erwischte einen Start nach Maß und ging bereits in der 6. Minute durch einen Kopfball von Haseneder nach Zenger-Flanke in Führung. Kurz vor der Pause war Müller zur Stelle und lenkte eine Strehl-Hereingabe zum 2:0 ins Netz.

Als in der 67. Minute dann erneut der Club jubelte, war die Entscheidung gefallen. Dieses Mal bereitete Müller den dritten Nürnberger Treffer vor und Strehl vollendete.

Die Aufstellungen

FCN: Wabra, Derbfuß, Hilpert, Zenger, Wenauer, Reisch, Flachenecker, Morlock, Strehl, Müller, Haseneder

Dortmund: Kwiatkowski, Burgsmüller, Thiemann, Kurrat, Geisler, Peters, Kelbassa, Schmidt, Schütz, Konietzka, Cyliax

  • Die Feierlichkeiten

Nach der Nachkriegsmeisterschaft 1948 hatte der Club endlich wieder einen Titel nach Nürnberg geholt. Dementsprechend wurde dann auch gefeiert. Rund 200.000 Menschen, heißt es, hätten sich am Tag nach dem Triumph zur Rückkehr der Mannschaft auf den Straßen Nürnbergs getummelt. Der Hauptmarkt platzte aus allen Nähten und feierte seine Helden.

Die erhielten für ihren Erfolg übrigens vom Verein 1.000 Mark und ein Goldstück als Prämie. Zudem durften sich Morlock und Co. noch über je ein Fahrrad, zwei Anzüge, einen Zinnteller von der Stadt sowie einen Teppich freuen. Am Ende des Jahres wurde der Club zur „Mannschaft des Jahres“ und Morlock zum „Fußballer des Jahres“ gewählt.


]]>