Profis Hintergründe Sonntag, 01.11.2015

KSC: Wenn der Trainer immer Recht hat

Foto: Picture Alliance

Die Zusammenarbeit zwischen dem KSC und Trainer Markus Kauczinski ist bislang eine echte Erfolgsgeschichte – die allerdings im Sommer endet.

Einst hing es penetrant häufig in diversen deutschen Büros und mitunter gar in Wohnzimmern, das Schild mit der Aufschrift, dass der Boss gefälligst immer Recht zu haben hat. Mittlerweile ist es aus der Mode geraten – und selbst wenn nicht, beim KSC wäre es derzeit höchst überflüssig. Der Boss, sprich Trainer Markus Kauczinski, hat nicht Recht zu haben, er hat Recht. Punkt. Im Sport im Generellen und im Profi-Fußball im Speziellen ist es schließlich so, dass der Erfolg dem Trainer Recht gibt. Und Erfolg, den hat der sympathisch-unaufgeregte Kauczinski beim KSC nicht zu knapp.

Er war es, der im Sommer 2012 den soeben abgestiegenen Traditionsverein in Liga 3 mit bescheidenen  Mitteln und einem guten Händchen für Talente neu aufbaute und neu aufstellte. Und zwar so, dass der KSC erstens umgehend den Betriebsunfall Abstieg korrigieren und sich dann zweitens im Anschluss sofort in der Spitzengruppe der 2. Liga festbeißen konnte. Gut, momentan ist dies nicht der Fall, aber dies hat in erster Linie der große Erfolg in der vergangenen Saison zu verantworten.

In der Relegation gescheitert

Der vermeintlichen Fußball-Weisheit vom verflixten zweiten Jahr nach dem Aufstieg strafte die Kauczinski-Elf eindrucksvoll Lügen: Auf Platz 3 beendete sie die Spielzeit und löste damit das Ticket für die Aufstiegsrelegation, in der sie sich gegen den HSV bravourös schlug. Die Badener standen mit einem Fuß bereits auf der Schwelle zur Bundesliga, als ihnen die Türe im sprichwörtlich letzten Moment vor der Nase zugeschlagen wurde.

In der Nachspielzeit kassierte der KSC im zweiten Spiel den Ausgleich, musste in die Verlängerung, in der dann bekanntlich der HSV das bessere Ende für sich hatte. Dass besagter Ausgleich auf einer völlig falschen Freistoß-Entscheidung basierte, war dem Beinahe-Bundesligisten kein Trost, im Gegenteil, es vergrößerte seine Niedergeschlagenheit noch. Sie kroch in die Knochen, nistete sich in den Köpfen ein – und war auch nicht wieder verschwunden, als diese Saison für die Badener in Fürth wieder begann. 0:1 hieß es dort und der KSC war dabei dem Kleeblatt weitaus deutlicher unterlegen, als es das Ergebnis ausdrückte.

Relegation wirkte nach

Für den Boss war dies keine Überraschung. "Die gescheiterte Relegation wirkt nach. Und es wird auch noch länger dauern, ehe wir diesen Rucksack ablegen können", führte Kauczinski damals aus. Erneut sollte er Recht behalten. Im Fußball gilt es ja als ausgemacht: Wer als klassentieferer Verein als unglücklicher Verlierer aus einer Aufstiegsrelegation herausgeht, tut sich in der darauffolgenden Saison hart – diese Formel besitzt ligaunabhängig Jahr für Jahr in den allermeisten Fällen Gültigkeit.

Auch der KSC konnte in dieser Spielzeit zunächst nicht die Ausnahme von der Regel geben. Dabei erwies sich besonders vom fünften bis zum siebten Spieltag der Relegationsrucksack als Mühlstein, 0:6 in Braunschweig, 0:3 gegen Union, 0:2 in Paderborn – es ging im Sauseschritt hinab in die Abstiegszone. Inmitten des Stimmungs- und Ergebnistiefes demonstrierte Kauczinski, warum ihn die Verantwortlichen in dieser Phase nie in Frage stellten. Er zeigte unerschütterliche Zuversicht, passte den Trainingsalltag den Umständen an, änderte hier ein wenig die Aufstellung, änderte dort ein wenig mehr die Spielweise und beschwor dabei alle, nur "die Ruhe zu bewahren". Sein Zusatz: "Dann werden wir auch wieder in die Erfolgsspur finden."

Seit fünf Spielen ungeschlagen

Tja, und wieder hat der Boss damit was? Richtig, Recht. In Zahlen: Seit fünf Spielen ist der KSC ungeschlagen, die jüngsten zwei Partien beendete er mit einem Sieg. Und wurden zu Beginn der Erfolgsserie bei den Badenern noch in erster Linie Kampfkraft und taktische Disziplin großgeschrieben, so stehen mittlerweile auch wieder Spielwitz und Offensivfreude auf ihrem Blatt.

Welches Wort auch darauf zu finden ist: Trainerdebatte. Kauczinski, der auch in den schweren Monaten niemals ernsthaft in Frage gestellt wurde, steht nunmehr kurioserweise im Fokus. Der Grund: Er hat kürzlich zum Leidwesen der KSC-Verantwortlichen seinen Abschied aus dem Wildpark nach der Saison öffentlich verkündet – ohne übrigens einen neuen Arbeitgeber zu haben, wie er  beteuert. "Ich werde bis dahin weiterhin in jeder Sekunde alles für den KSC geben und meine Arbeit wie bisher machen", betont er.

13 Verträge laufen aus

Daran zweifelt die sportliche Führung auch keine Sekunde, allerdings möchte sie den Trainer auch in die Planung für die kommende Saison nicht mehr einbinden. Einerseits logisch, andererseits problematisch, denn es laufen im Sommer immerhin 13 Verträge aus. Kauczinski selbst geht übrigens davon aus, dass sein feststehender Abschied nichts am letztlich positiven Verlauf dieser Saison ändern werde. Und der Boss hat schließlich immer Recht.

Spieldaten

13. Spieltag, 2. Bundesliga 2015/2016
0 : 0
1. FC Nürnberg
Karlsruher SC
Stadion
Grundig-Stadion
Datum
02.11.2015 19:15 Uhr
Schiedsrichter
Arne Aarnink
Zuschauer
25439

Aufstellung

1. FC Nürnberg
Kirschbaum - Brecko - Margreitter - Bulthuis - Sepsi - Behrens - Erras - Schöpf - Leibold - Füllkrug (74. Blum) - Burgstaller
Reservebank
Rakovsky, Hovland, Blum, Evseev, ??, Polak, Sylvestr
Trainer
René Weiler
Karlsruher SC
Orlishausen - Valentini - 18466 - Mauersberger - Kempe - Prömel - 18466 - Barry (46. Torres) - Nazarov (83. Manzon) - Yamada - Hoffer (64. Diamantakos)
Reservebank
Vollath, 18466, Traut, Meffert, Torres, Diamantakos, Manzon
Trainer
Markus Kauczinski

Ereignisse

43. min Spielstand: 0:0
Boubacar Barry

46. min Spielstand: 0:0
Manuel Torres kommt für Boubacar Barry

64. min Spielstand: 0:0
Dimitris Diamantakos kommt für Erwin Hoffer

74. min Spielstand: 0:0
Hiroki Yamada

74. min Spielstand: 0:0
Danny Blum kommt für Niclas Füllkrug

83. min Spielstand: 0:0
Vadim Manzon kommt für Dimitrij Nazarov

90. min Spielstand: 0:0
Enrico Valentini

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