Profis Samstag, 13.03.2021

Jan Polak: "Ich fühle mich noch immer als Teil des Vereins"

Foto: Sportfoto Zink

Jan Polak gewann mit dem FCN 2007 den Pokal und feiert an diesem Sonntag seinen 40. Geburtstag. Wir haben uns mal bei ihm erkundet, wie es ihm und seiner Familie so geht und unter anderem über seine Zeit mit Dieter Hecking beim VfL Wolfsburg gesprochen.

fcn.de: Servus Jan, wie geht’s dir? Was machst du aktuell?

Jan Polak: Es geht mir gut. Letzten Sommer habe ich meine Profi-Karriere beendet. Die aktuelle Zeit ist natürlich nicht optimal, da man nicht gerade viel machen kann. Ich habe mich aber mit dem regionalen Fußballverband bei mir auf eine Zusammenarbeit im Jugendfußball geeinigt. Ich bin als Botschafter bei nationalen und internationalen Turnieren und Fußball-Camps dabei. Aber da gilt es natürlich jetzt auch erst mal abzuwarten.

fcn.de: Du hast in deiner Zeit beim FCN deine fußballbegeisterten Söhne bei den FCN-Fußballcamps angemeldet. Wie kommen sie mit der aktuellen Situation zurecht?

Jan Polak: Es ist natürlich schwierig für sie. Beide spielen immer noch und haben Spaß am Fußball. Beide haben individuelle Trainingspläne bekommen, welche sie jetzt abarbeiten müssen. Spaß macht das natürlich nicht, weil da mehr Lauf- und Krafteinheiten dabei sind und nichts mit dem Ball. Aber ich bin froh, dass ich zu Hause sein kann und ihnen helfen kann, da machen wir dann auch viel mit dem Ball. Denn was sie jetzt mit dem Ball lernen, dass können sie dann nachher auf dem Platz einsetzen. Man weiß natürlich noch nicht, ob sie auch einmal Fußball-Profis werden, aber aktuell haben sie immer noch Freude am Sport und wir werden sehen, was da rauskommt.

fcn.de: Welcher Trainer ist dann der strengere? Der Trainer ihrer Mannschaft oder der Papa zu Hause?

Jan Polak: (lacht) Da müsst ihr meine Söhne fragen. Natürlich ist das so, wenn Papa was sagt, dann denken sie 'Was will er wieder von mir'. Aber natürlich wissen sie auch, dass ich ihnen helfen kann und werde, wenn die Möglichkeit dazu besteht. Zu Beginn des Trainings ist es dann immer etwas schwieriger, aber mit der Zeit verstehen sie, was ich von ihnen möchte und beginnen es umzusetzen. Aber ich bin kein strenger Mensch. Als Fußballer war ich immer sehr diszipliniert und das verlange ich dann auch von meinen Söhnen, da Disziplin sehr wichtig ist, um im Fußball weiter zu kommen.

fcn.de: Aber Trainer ist ein gutes Stichwort. Du hast beim VfL Wolfsburg zwei Jahre lang unter Dieter Hecking gespielt. Wie habt ihr euch verstanden? Wie war er als Trainer?

Jan Polak: Ich habe mich mit Dieter sehr gut verstanden. Ich denke, wie haben untereinander sehr gut harmoniert. Ich war damals ja schon über 30 Jahre alt und dann weiß man: wenn der Trainer etwas sagt, muss man das umsetzen. Natürlich ist man etwas traurig, wenn man nicht spielt. Aber da ist man Profi und wenn der Kopf da ist, wo er sein muss, dann ist alles ok. Aber ich war mit Dieter sehr zufrieden und war auch oft gesetzt. In meiner letzten Saison beim VfL Wolfsburg kamen dann Stars wie Luiz Gustavo oder Kevin de Bruyne. Auch Ivan Perisic hat sehr gut gespielt. Da habe ich dann nicht mehr so viel gespielt, aber ich war Teil der Mannschaft und habe dies akzeptiert. Ab und zu kam ich dann zum Einsatz und ich denke, sie haben es dann geschätzt, dass ich meine Sache gemacht habe und nicht zu viel gelabert habe. Also als Dieter zum VfL kam, waren wir auf der gleichen Welle, aber da müsst ihr natürlich auch ihn noch einmal fragen.

fcn.de: Hättest du dir damals vorstellen können, dass Dieter Hecking einmal Sportvorstand wird?

Jan Polak: Ich habe Dieter sehr geschätzt als Trainer. Aber jeder hat eigene Ziele und Wünsche. Vielleicht hat er nach seinen Trainerstationen einfach mal etwas anderes ausprobieren wollen. Aber Dieter ist lange im Geschäft und ich denke, Nürnberg ist eine gute Wahl. Natürlich ist es in der letzten Zeit etwas schwierig in Nürnberg, da ein wenig die Konstanz fehlt. Aber die Leute müssen an ihn glauben und dann wird das auch wieder mit den Ergebnissen.

fcn.de: Wieso bist du damals vom Bundesligisten Wolfsburg nach Nürnberg gewechselt und gingst mit dem FCN in die zweite Liga?

Jan Polak: Im Sommer 2014 ist mein Vertrag in Wolfsburg ausgelaufen und die Möglichkeit, wieder nach Nürnberg zu wechseln, entstand. Ich schätze die Zweite Bundesliga sehr, weil die auch eine hohe Qualität hat und dann bin ich zurück nach Nürnberg, wo ich meine Karriere im Ausland begonnen habe. Ich kannte da auch noch manche Leute im Verein, wir haben uns damals in der Stadt wohlgefühlt und die Mannschaft und das Stadion waren perfekt. Daher wollte ich wieder zurück.

fcn.de: Du hast dann mal in einem Interview gesagt: „Ich denke, Nürnberg und ich, wir passen einfach zusammen.“ Waren die Leute, das Umfeld und der Verein die Gründe dafür?

Jan Polak: Ja genau. Meine Familie und ich haben sich in der Stadt sehr wohlgefühlt und wir waren vor der Corona-Pandemie auch noch ein paar Mal in Nürnberg zu Besuch. Wenn die Pandemie dann wieder vorbei ist, werde ich auch wieder sehr gerne nach Nürnberg zu einem Heimspiel kommen und die Stadt besuchen. Nürnberg ist ja zum Glück nicht so weit weg von meiner Heimat.  

fcn.de: Du hast mit dem Club selber in der 2. Liga gespielt. Wie bewertest du die aktuelle Situation?

Jan Polak: Ich verfolge natürlich die Ergebnisse. Zum Glück konnte im Sommer der Abstieg in die dritte Liga verhindert werden. Ich habe da auch sehr mitgefiebert, denn ich fühle mich immer noch als Teil des Vereins. Danach gab es viele Wechsel, neue Spieler, neuer Sportvorstand, neuer Trainer. Jetzt braucht es Zeit, bis die Konstanz wieder zurückkehrt. Natürlich hören das die Fans nicht so gerne, aber man muss geduldig bleiben und weiter hart arbeiten und dann hoffe ich, dass Nürnberg wieder vorne mit dabei ist.

fcn.de: Kannst du dich noch an den 02.05.2006 erinnern?

Jan Polak: Pokalsieg, oder?

fcn.de: Nein, da hast du dein erstes Bundesligator für den FCN erzielt.

Jan Polak: Echt? Ja, entschuldige, der Pokalsieg war ja 2007. Ja, da kann ich mich noch dran erinnern. Da bin ich über den halben Platz gerannt und habe dann endlich mal getroffen. Ich denke, ich hatte davor schon mehrere Möglichkeiten auf ein Tor, aber da ging überhaupt nichts. Aber zum Glück habe ich dann getroffen. (lacht)

fcn.de: Aber wenn du schon den Pokalsieg ansprichst ... Hand aufs Herz: Welcher Pokalsieg war schöner, der mit Anderlecht oder der mit dem FCN?

Jan Polak: Da muss ich schon den mit dem FCN nennen. Das war mein erster Pokalsieg. In Anderlecht habe ich ja direkt nach meinem Wechsel auch den Pokal gewonnen. Die Stimmung in Berlin war überragend und in der Mannschaft hat einfach alles gepasst. Ich habe heute noch Gänsehaut, wenn ich mich daran zurückerinnere.

fcn.de: Du hast ja bereits erwähnt, dass du im vergangenen Sommer deine Karriere in der Heimat beendet hast. Fehlt dir das aktive Fußballspielen?

Jan Polak: Nein, das Fußballspielen fehlt mir nicht. Was mir aber manchmal fehlt, ist die Bewegung. Ich muss mich immer bewegen, aber ich hatte in meiner Karriere einige Verletzungen und wenn man etwas älter ist, gibt der Körper das einem jetzt zurück. Daher kann ich jetzt nicht mehr so viel machen wie vorher, aber wenn es geht, gehe ich sehr gerne laufen oder bin mit meinen Jungs im Garten. Aber der Fußball an sich fehlt mir nicht, da schaue ich jetzt lieber mehr Fußball im Fernsehen.

fcn.de: Am Wochenende wirst du ja 40 Jahre alt. Wie feierst du deinen Geburtstag?

Jan Polak: (lacht) Das ist eine gute Frage. Hier in Tschechien befinden wir uns ja im Lockdown und dann darf man sich nicht zwischen den einzelnen Regionen bewegen. Also werden wir zu Hause mit meiner Familie feiern, denn mit mehreren Menschen ist es leider nicht möglich. Vielleicht hole ich das dann aber noch nach.

fcn.de: Dann bedanken wir uns für deine Zeit Jan und wünschen dir für die Zukunft und deinen Geburtstag alles Gute!

Jan Polak: Dankeschön. Es war gut, wieder einmal die deutsche Sprache zu hören. Liebe Grüße auch an Dieter und alles Gute für die restliche Saison. Ich hoffe, dass ich nach der Corona-Pandemie wieder einmal ins volle Max-Morlock-Stadion zu einem Spiel kommen kann.

fcn.de: Wir werden dich mit offenen Armen begrüßen.


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