Business Dienstag, 19.07.2022

Internationales Walther-Bensemann-Gedächtnisturnier am Valznerweiher

Foto: Hennes Elbert

Veranstaltet von der Intitiative !NieWieder und Makkabi Deutschland trägt der 1. FC Nürnberg auf seinem Vereinsgelände am Valznerweiher von Donnerstag, 28.07, bis Sonntag, 31.07., das internationale Walther-Bensemann-Gedächtnisturnier aus. Das U17-Turnier mit acht internationalen Vereinen zu Ehren von Walther Bensemann, unter anderem Gründer des ersten deutschen Fußballmagazins „kicker“, und einer der wichtigsten Pioniere des deutschen Fußballs, setzt dabei ein nachhaltiges Zeichen für Toleranz, Vielfältigkeit und Völkerverständigung; gegen Diskriminierung, Hass und Antisemitismus. Charlotte Knobloch, Dr. Josef Schuster, Horst Hrubesch und OB Marcus König übernehmen die Schirmherrschaft des Turniers. Eingebettet in das Turnier ist auch der Abschluss des diesjährigen „Jenö Konrad-Cups – Fußball trifft auf Geschichte“.

Walther Bensemann erlitt als Jude in der Weimarer Republik in den 1930er Jahren ein ähnliches Schicksal wie der ehemalige jüdische Club-Trainer Jenö Konrad. 1933 musste er vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ins Exil in die Schweiz fliehen. „Aus leidvoller eigener Erfahrung wissen wir, was es bedeutet, wenn wertvolle Menschen gehetzt und mit menschenverachtenden Kampagnen bloßgestellt werden. Es war für uns deshalb selbstverständlich und im Gedenken an Jenö Konrad eine Verpflichtung, das internationale Walther-Bensemann-Turnier zu unterstützen. Wir können das Leid, das Jenö Konrad, Walther Bensemann und allen anderen angetan wurde, nicht ungeschehen machen. Aber wir tun alles dafür, die Erinnerung an ihre Schicksale hochzuhalten und uns zusammen mit unseren Fans, Mitgliedern und Mitarbeitenden dauerhaft dafür einzusetzen, dass so etwas nie wieder geschieht“, so Niels Rossow, Kaufmännischer Vorstand des 1. FC Nürnberg.

Am Donnerstag, 28.07., findet deshalb auch das FCN-Schülerprojekt in Gedenken an das Schicksal Jenö Konrads – der „Jenö Konrad-Cup – Fußball trifft auf Geschichte“ – seinen Abschluss. Die Schülerinnen und Schüler der diesjährigen Runde präsentieren zunächst ihre Projektarbeiten, ehe sie sich dann zum Fußballspielen auf dem Rasen treffen.

Völkerverständigung und den europäischen Gedanken stärken

Die Veranstalter des Walther-Bensemann-Turniers sind die Intitiative !NieWieder und Makkabi Deutschland. Gemeinsam mit zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern bringt die Initiative die jungen Spieler in Nürnberg, der Stadt der Menschenrechte, zusammen. Circa 200 junge Fußballer stehen auf den drei Turniertagen in Gedenken an Walther Bensemann auf dem Platz

Walther Bensemann, der trotz widriger äußerer Umständen mit dem erfolgreichen „kicker“ das erste deutsche Fußballmagazin aus der Taufe hob, waren Völkerverständigung und der europäische Gedanke stets ein wichtiges Anliegen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er ein echter Vordenker seiner Zeit. Mit der Teilnahme von acht internationalen U17-Teams wird der Vision Bensemanns auf dem mehrtägigen Turnier alle Ehre gemacht. Neben dem 1. FC Nürnberg haben sich Maccabi Tel Aviv, FC Bologna, Chelsea FC, Cracovia Krakow, Karlsruher SC, Eintracht Frankfurt sowie der FC Bayern München angekündigt.

Mats Möller Daehli: „Nicht nur Fußball spielen“

Europäischer Zusammenhalt ist auch jetzt noch aktuell und dieser Gedanke soll 2022 in Nürnberg neu aufleben. Club-Spieler Mats Möller Daehli freut sich sehr, dass das Walther-Bensemann-Turnier zum ersten Mal seit knapp 30 Jahren wieder auf dem Gelände des 1. FC Nürnberg stattfindet: „Beim Walther-Bensemann-Gedächtnisturnier wird nicht bloß Fußball gespielt. Hier in Nürnberg, einer Stadt mit starker NS-Vergangenheit, und heute der Stadt der Menschenrechte, machen wir uns gegen Diskriminierung, Hass, Antisemitismus, Krieg und für mehr Toleranz und Vielfalt stark.“

Bereits 1934, dem Jahr in dem Walther Bensemann verstarb, wurde das Gedächtnisturnier durch Albert Mayer, Dr. Ivo Schricker (FIFA-Generalsekretär), Dori Kürschner (Trainer Grashoppers Zürich) und Georges Singer (Präsident AS Strasbourg) gegründet. Die Premiere feierte das Turnier dann 1937. Bis heute wurde es 31-mal ausgetragen.

Bewegende Workshops mit Holocaust-Überlebenden

„Bensemann verdanken wir heute nicht nur das Fußballmagazin kicker, sondern auch die zentrale Erkenntnis, dass Fußball die Menschen grenzüberschreitend zusammenbringen kann. Mit dieser Idee war Bensemann in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts seiner Zeit meilenweit voraus. Sein Andenken in Ehren zu halten und die von ihm vertretenen Werte zu befördern, ist deshalb heute das Gebot der Stunde“, sagt Charlotte Knobloch, Schirmherrin des Walther-Bensemann-Gedächtnisturniers.

In verschiedenen Workshops, Zeitzeugengesprächen und Exkursionen lernen die Mannschaften darüber hinaus nicht nur über die dunkle NS-Vergangenheit von Nürnberg sondern lassen die Vision von Walther Bensemann wieder aufleben. Dass dabei mit Holocaust-Überlebenden echte Zeitzeugen im Gespräch mit den Jugendspielern berichten können, ist ungemein wertvoll: „Es ist sehr wichtig, dass ich das erzähle und ich empfinde das auch als meine Pflicht. Junge Menschen, denen ich in Gesprächen davon erzähle, sind mir jedes Mal aufs Neue dankbar. Sie sagen mir auch, dass es ganz anders ist, einen Film bzw. Dokumentation über den Nationalsozialismus zu sehen, als einen Zeitzeugen vor sich zu haben“, erzählt Holocaust-Überlebende Eva Szepesi.

Offenes Miteinander, Vielfalt und Solidarität

Auf diesen Austausch freut sich auch U17-Club-Spieler Nicolas: „Ich bin vor allem sehr gespannt darauf, was die Zeitzeugen zu erzählen haben.“ Club-Spieler Mats Möller Daehli findet: „Gerade junge Menschen sollten sich diesen Themen widmen, und auch in Zukunft für ein geeintes Europa eintreten. Deshalb freue ich mich, dass so viele junge Spieler aus ganz Europa zum Walther-Bensemann-Gedächtnisturnier kommen und ein Austausch in dieser Form stattfinden kann.“

Geschichtsinteressierte und Fans sind auf dem Turnier herzlich willkommen. Niels Rossow freut sich sehr auf das Turnier und möglichst viele Fans: „Der 1. FC Nürnberg ist stolz und sehr gerne Gastgeber für das internationale Walther-Bensemann-Gedächtnisturnier. Wir begrüßen die acht U17-Teams aus Israel und Europa und möglichst viele Zuschauerinnen und Zuschauer herzlich bei uns am Sportpark Valznerweiher. Bei diesem Turnier geht es um mehr als Fußball und Gewinnen. Es geht um ein offenes Miteinander, um Vielfalt und Solidarität und damit um wichtige Werte für unsere Gesellschaft, für die wir als Verein stehen und in unserem Leitbild verankert haben. Sport kann Brücken bauen. Das sollen alle Spieler und Fans an diesen vier Tagen bei uns auch spürbar erleben.“

Zahlen und Fakten zum Turnier

  • Datum: 28. – 31. Juli 2022
  • Ort: Vereinsgelände 1.FC Nürnberg, Sportpark Valznerweiher
  • Teilnehmer: Vier deutsche und vier internationale Mannschaften: Chelsea FC, Maccabi Tel Aviv, FC Bologna, Crakovia Krakau, 1. FC Nürnberg, Karlsruher SC, Eintracht Frankfurt, FC Bayern München
  • Spielmodus: Das Turnier in diesem Jahr wird in zwei Gruppen mit je vier Mannschaften und nach den FIFA-Fußballregeln gespielt. Alle Spiele des Turniers werden über 2 x 25 Minuten mit 10 Minuten Halbzeitpause ausgetragen. In der K.O.-Phase geht es bei Unentschieden nach der regulären Spielzeit ohne Verlängerung direkt ins Elfmeterschießen.
  • Zeitzeugen / Holocaust Überlebende: Ernst Grube, Eva Szepesi, Zvi Cohen, Paul Shaul Ladamy, Walter Frankenstein
  • Gefördert von: UEFA, DFB Kulturstiftung, DFL, Stiftung Erinnerung, 2021 Jüdisches Leben in Deutschland
  • Unterstützt von: 1. FC Nürnberg, Evangelische Jugend Nürnberg, Stadt Nürnberg, der kicker, Makkabi Nürnberg
  • Veranstalter: Makkabi Deutschland,!NieWieder Initiative Erinnerungstag im Deutschen Fussball
  • Schirmherrin & Schirmherren: Horst Hrubesch, Fußball-Europameister als Spieler und Trainer Charlotte Knobloch, Trägerin des großen Verdienstkreuzes mit Stern Marcus König, Oberbürgermeister Stadt Nürnberg Dr. Josef Schuster, Präsident Zentralrat der Juden in Deutschland

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