Profis Interview Dienstag, 18.10.2022

Hanno Balitsch im Interview: "Von Hecking habe ich viel mitgenommen"

Foto: Sportfoto Zink

Wenn der Club in Mannheim spielt, wird einer mit Sicherheit ganz genau hinschauen. Hanno Balitsch startete und beendete seine Karriere beim SV Waldhof Mannheim. Von 2012 bis 2014 schnürte der ehemalige Sechser und Rechtsverteidiger seine Schuhe auch für den FCN. Wir haben uns im Vorfeld der Partie mit ihm unterhalten.

fcn.de: Servus Hanno! Wie geht es dir?

Hanno Balitsch: Mir geht es sehr gut. In der heutigen Zeit ist man froh, dass alle aus dem familiären Umfeld gesund sind. Das ist schon einmal viel wert. Ansonsten fühle ich mich auch beruflich gut aufgehoben. Ich bin ja beim DFB tätig, habe trotzdem noch die Möglichkeit, ein bisschen für das ZDF zu arbeiten und habe ein gutes Zeitfenster für meine Familie.

fcn.de: Du bist mittlerweile im TV zu sehen und hast im letzten Jahr deinen Trainerschein erhalten. Wie sieht aktuell dein Alltag aus?

Hanno Balitsch: Ich bin beim DFB im oberen Zyklus Co-Trainer im Juniorenbereich. Das heißt, ich pendle immer zwischen U18 und U20. In dieser Saison bin ich unter Cheftrainer Hannes Wolf bei der U20 dabei. Das ist eine volle Stelle und unterscheidet sich ein wenig vom Bundesliga-Trainerdasein. Während den Abstellungsperioden betreue ich natürlich die Trainings und die Länderspiele. Ansonsten ergibt sich dadurch ein sehr vielfältiger Bereich. Ich bin im Scouting-Bereich tätig, arbeite an Projekten innerhalb des DFB und halte Kontakt zu den verschiedenen Spielern und Vereinen. Zudem kommen immer wieder sporadische Einsätze für das ZDF dazu. Am Mittwoch bin ich beispielsweise Co-Kommentator beim DFB-Pokalspiel Augsburg gegen Bayern.

fcn.de: Wie sehen dann deine Pläne in der Zukunft aus? Willst du eher in den TV-Bereich oder deine Trainerkarriere weiter forcieren?

Hanno Balitsch: Ich habe schon während meiner aktiven Zeit versucht, mich möglichst breit aufzustellen. Ich habe ein Fernstudium im Bereich Sportmanagement mit einer Spezialisierung auf Fußballmanagement abgeschlossen und habe letztes Jahr meine UEFA-Pro-Lizenz erhalten. Zum einen wollte ich meine Trainerausbildung mit der höchstmöglichen Lizenz abschließen, zum anderen wollte ich noch breiter aufgestellt sein. Wenn ich jetzt Dieter Hecking als Beispiel nehme, glaube ich, dass er die Trainer als Sportvorstand ganz anders unterstützen kann, weil er selber als Trainer gearbeitet hat und ebenfalls die höchste Ausbildungsstufe hat. Ich finde, eine UEFA-Pro-Lizenz ist auch in einer leitenden Funktion wie in der eines NLZ-Leiters, Sportdirektors oder Sportvorstandes nur gewinnbringend. Ich habe mich noch nicht festgelegt, ob ich in die Trainerschiene oder in einer übergeordneten Funktion arbeiten will. Aktuell ist es durch mein Engagement beim DFB eher die Trainerschiene, wobei ich da abseits der Lehrgänge auch vielfältige Aufgaben habe.

fcn.de: Du hast in deiner Karriere unter bekannten Trainern wir Jupp Heynckes und Jürgen Klopp gespielt. Welche Erfahrungen nimmst du aus dieser Zeit für deine eigene Trainerkarriere mit?

Hanno Balitsch: Ich habe von jedem Trainer etwas mitgenommen, war ein Spieler, der Sachen reflektiert und hinterfragt hat. Ich habe mir damals schon Gedanken darüber gemacht, wie kommt der Umgang des Trainers, die Trainingsform oder die Taktik bei mir als Spieler an. Die Trainingslehre hat sich natürlich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Aber was Menschenführung oder Teamführung betrifft, konnte ich von jedem Trainer etwas lernen, nicht nur von den vermeintlich großen Namen. Ich durfte zum Beispiel auch zweimal unter Dieter Hecking trainieren und spielen. Von ihm habe ich sicherlich, was die Teamführung in sportlich schwierigen Situationen angeht, vieles mitgenommen.

fcn.de: Bei der U20-Nationalmannschaft hattest du jüngst auch drei Spieler vom Club im Kader. Wie macht sich unser Trio auf internationaler Ebene?

Hanno Balitsch: Das sind bei allen Drei ganz unterschiedliche Vorzeichen. Sadik Fofana war ja das erste Mal im Kreis der Nationalmannschaft. Bei ihm war es eher ein Reinschnuppern auf internationalem Niveau. Da war schon zu sehen, dass er sich schnell in jedem Training adaptiert hat. Er hat hinten in der Innenverteidigung zwei blitzsaubere Auftritte hingelegt und ein gelungenes Debüt abgeliefert. Jens Castrop kennen wir schon länger, da er letztes Jahr schon als 2003-Jahrgangsspieler bei uns dabei war. Jens hat im Vergleich zum letzten Lehrgang einen Riesenschritt gemacht. Da merkt man, dass er im Profibereich angekommen ist. Das ist aber eher auf die Arbeit im Verein zurückzuführen und habe ich ehrlicherweise so nicht erwartet. Erik war schon fester Bestandteil der Mannschaft und durchlebt gerade eine etwas schwierigere Phase. Da ist es dann unsere Aufgabe gewesen, ihn im Training und über Spielzeiten Rhythmus zu verschaffen. Es war toll zu sehen, wie Erik sich als ja noch junger Spieler nicht hängen lässt und sich voll reinwirft.  

fcn.de: Nun steht am Dienstag das Pokalspiel Waldhof Mannheim gegen den FCN bevor. Bei beiden Vereinen hast du gespielt. Was für Erinnerungen hast du an deine Zeit beim Club?

Hanno Balitsch: Die erste Zeit war super positiv. Ich bin ja im Winter nach Nürnberg gewechselt. In der zweiten Trainingseinheit bricht eine alte Verletzung auf und es war noch nichts unterschrieben. Da hätte Dieter Hecking auch sagen können, wir nehmen Abstand von dem Transfer und holen einen, der uns sofort hilft. Aber er setzte sein Vertrauen in mich und wir haben den Transfer durchgezogen, obwohl ich dann erstmal vier Wochen ausgefallen bin. Diesen Vertrauensvorschuss konnte ich dann unter ihm auch zurückzahlen. Wir haben sicher die Klasse gehalten und hatten im Jahr darauf einen sehr guten Start. Gute Arbeit weckt aber Begehrlichkeiten. Dieter Hecking ist nach Wolfsburg gewechselt, wir haben Leistungsträger verloren und das Konstrukt der Mannschaft ist ein wenig zusammengebrochen. Man muss aber auch ehrlich sein, dass mein Abschied aus Nürnberg nicht schön war. Deshalb sind meine Erinnerungen ein wenig getrübt, weil es aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr geklappt hat. Das gehört aber zum Profi-Dasein dazu.

fcn.de: Bei deinem Abschiedsspiel waren mit Simons, Nilsson, Klose und Feulner auch vier Weggefährten aus deiner FCN-Zeit in deinem Team. Hast du heute noch Kontakt zu Ihnen?

Hanno Balitsch: Ja. Mal mehr, mal weniger. Ich wollte Timmy letztens in Belgien besuchen, aber das hat dann nicht geklappt. Er erkundigt sich auch immer wieder mal nach deutschen Talenten bei mir. Markus Feulner schraubt ja in Augsburg im Juniorenbereich an seiner Trainerkarriere. Da tauscht man sich auch immer mal wieder aus. Mit Per Nilsson hatte ich etwas mehr zu tun, da er sich um die ausgeliehenen Spieler bei RB Leipzig gekümmert hat. Das war für mich natürlich auch interessant. Und zu Timm ist der Kontakt auch nicht abgerissen. Mir hat das auch super viel bedeutet, dass alle bei meinem Abschiedsspiel dabei waren. Die Vier hatten damals auch einen großen Anteil daran, dass die Mannschaft beim Club in sich so gefestigt war.

fcn.de: Bei Waldhof Mannheim hast du deine Karriere gestartet und beendet. Kannst du uns ein wenig mehr über den Verein erzählen?

Hanno Balitsch: Waldhof ist ein Traditionsverein. Die ältere Generation der Fans hängt sicherlich auch noch ein wenig der Bundesligazeit hinterher. Mit dem Engagement von Investor Bernd Beetz hat man es wieder geschafft, in die 3. Liga aufzusteigen. Die Vereinsführung hat auch offensive Ziele formuliert und gesagt, man will innerhalb von zwei Jahren aufsteigen. Das würde bedeuten, dass man in diesem Jahr aufsteigen will. Ich glaube aber, dass das schwierig wird, da es doch noch andere Mannschaften in der 3. Liga gibt, die finanziell besser aufgestellt sind und man einige Leistungsträger abgeben musste. Nichtsdestotrotz ist Waldhof ein Arbeiterverein und hat sich immer über die Jugendarbeit definiert. Da sucht man jetzt auch wieder einen Weg, die NLZ-Zulassung zu bekommen. Ich wünsche dem Verein, dass es ihm gelingt, dadurch die eigene DNA wiederzufinden.

fcn.de: Welche Erwartungen hast du an das Spiel am Dienstag?

Hanno Balitsch: Waldhof steht immer noch ein wenig auf dem Sprung in die Spitzengruppe. Das hat man vor allem der Heimstärke zu verdanken. Sie treten Zuhause ganz anders auf als auswärts, daher wird das für den Club kein einfaches Spiel werden. Aus der Ferne würde ich sagen, dass da zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die noch nicht so richtig gefestigt sind. Aber der FCN muss sich darauf einstellen, dass sie auf einen guten Drittligisten treffen, der Zuhause Zweitligaqualität hat. Es wird ein interessantes Spiel mit einem offenen Ausgang.

fcn.de: Wem drückst du am Dienstag die Daumen?

Hanno Balitsch: Da bin ich mittlerweile entspannt. Ich wünsche den Zuschauern einfach ein volles Stadion und ein packendes Spiel. Eventuell gibt es ja eine Verlängerung und ein richtiges Auf und Ab.

fcn.de: Dann bedanken wir uns für das Gespräch, wünschen Dir alles Gute für die Zukunft und freuen uns auf das Pokalspiel!

Spieldaten

DFB Pokal, DFB Pokal 2022/2023
0 : 1
SV Waldhof Mannheim
1. FC Nürnberg
63. Gerrit Gohlke (Eigentor) 0:1
Stadion
Datum
18.10.2022 18:00 Uhr
Schiedsrichter
Christian Dingert
Zuschauer
17757

Aufstellung

SV Waldhof Mannheim
Behrens - Gohlke - Riedel - Seegert - Sommer - Baxter Bahn (85. Taz) - Wagner - Jans - Dörfler (70. Kother) - Rossipal (70. Schnatterer) - Martinovic (75. Keita-Ruel)
Reservebank
Bartels, Kother, Russo, Schnatterer, Taz, Ekincier, Keita-Ruel, Sohm, Winkler
Trainer
Christian Neidhart
1. FC Nürnberg
Mathenia - Gyamerah - Schindler - Lawrence - Wekesser (61. Nürnberger) - Geis - Tempelmann - Castrop (89. Valentini) - Möller Daehli (89. Fofana) - Duah (74. Schleimer) - Wintzheimer (61. Daferner)
Reservebank
Klaus, Fofana, Valentini, Kayo, Nürnberger, Daferner, Köpke, Schleimer, Shuranov
Trainer
Markus Weinzierl

Ereignisse

10. min Spielstand: 0:0
Erik Wekesser

32. min Spielstand: 0:0
Julian Riedel

61. min Spielstand: 0:0
Christoph Daferner kommt für Manuel Wintzheimer

61. min Spielstand: 0:0
Fabian Nürnberger kommt für Erik Wekesser

63. min Spielstand: 0:1
Eigentor: Gerrit Gohlke

70. min Spielstand: 0:1
Dominik Kother kommt für Johannes Dörfler

70. min Spielstand: 0:1
Marc Schnatterer kommt für Alexander Rossipal

74. min Spielstand: 0:1
Lukas Schleimer kommt für Kwadwo Duah

75. min Spielstand: 0:1
Daniel Keita-Ruel kommt für Dominik Martinovic

85. min Spielstand: 0:1
Berkan Taz kommt für Bentley Baxter Bahn

89. min Spielstand: 0:1
Marc Schnatterer

89. min Spielstand: 0:1
Enrico Valentini kommt für Jens Castrop

89. min Spielstand: 0:1
Sadik Fofana kommt für Mats Möller Daehli

90.(+5) min Spielstand: 0:1
Lukas Schleimer

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