Gegner-Check Hannover 96: Kocaks Abschied

Zum letzten Mal rollt am kommenden Sonntag ab 15.30 Uhr der Ball in der Saison 2020/21. Für den FCN geht’s nach Hannover, wo man sich nach dem Spiel vom Trainer verabschiedet.

• Der Verein

Im Jahre 1913 vereinten sich der Hannoversche Fußball Club 1896 und der BV Hannovera 1898 zum Hannoverschen Sport-Verein 1896. Davor konzentrierten sich die Vereine eigentlich auf die Sportart Rugby, doch spätestens 1914 bei einem Freundschaftsspiel gegen Tottenham Hotspur vor 10.000 Zuschauern war klar, dass Fußball die Sportart Nummer ein des Vereines wird. 24 Jahre später setzten die Niedersachsen das erste Ausrufezeichen im deutschen Fußball. Im Finale um die Deutsche Meisterschaft bezwang man in zwei dramatischen Endspielen den Favorit aus Gelsenkirchen und feierte den ersten Titel in der Vereinshistorie.

1954 wiederholte Hannover 96 diesen Erfolg im Hamburger Volksparkstadion gegen den Vertreter aus Kaiserslautern. Um als Gründungsmitglied in der neu erschaffenen Bundesliga teilzunehmen, reichte es 1962 zwar noch nicht, doch zwei Jahre später sicherte sich die Mannschaft sportlich den Aufstieg in die Beletage. Diesen Erfolg feierten die Hannoveraner sogar mit einem Zuschauerrekord, da sie mit ihrem Niedersachsenstadion die größte Arena Westdeutschlands besaßen. Trotz aller Erfolge kämpfte der Verein in Folgejahren meistens um den Klassenerhalt und stieg mehrmals in die Zweite Liga ab. Doch dazwischen schrieben die Niedersachsen Fußball-Geschichte. 1992 gewann man als erster Zweitligist den DFB-Pokal. In den frühen 2010er-Jahren folgte noch einmal ein sportlicher Höhenflug mit zwei Teilnahmen an der Europa-League. Seit 2019 ist Hannover nun wieder Teil der Zweiten Bundesliga und wird von dem im Sommer scheidenden Kenan Kocak betreut. Gespielt wird im mittlerweile umgebauten Niedersachsenstadion, welches seit 2013 den Namen HDI-Arena trägt.

• Die Form

Hannover 96 pendelte sich im Mittelfeld der Liga ein. Aktuell rangiert die Mannschaft von Kenan Kocak mit 42 Punkten auf Platz elf. Aus den letzten fünf Spielen resultierten drei Niederlagen und zwei Siege. Nach einem 3:1-Erfolg gegen Jahn Regensburg musste die Mannschaft eine kleine Niederlagenserie gegen Sandhausen, Darmstadt und Kiel hinnehmen. Dieser Trend wurde aber am vergangenen Spieltag mit dem 2:1-Auswärtserfolg auf St. Pauli gestoppt. Für was das Team aus Hannover aber steht, ist Unterhaltung. In den letzten zehn Spielen mit Hannoverscher Beteiligung fielen im Schnitt 3,9 Tore.

• Der Spielstil

Die Grundformation von Kenan Kocak variiert zwischen einem 4-2-3-1 und einem 4-4-2 mit Raute, wobei die letztere in der Rückrunde häufiger zum Einsatz kam. Die Raute wird allerdings ein wenig nach Außen orientiert aufgestellt und konzentriert sich nicht auf das Zentrum. Für das Offensivspiel der 96er ergibt dies durchaus Sinn und lässt sich am besten mit dem Wort zielstrebig beschreiben. Im Spielaufbau suchen die beiden Innenverteidiger oder der Sechser oftmals die zwei Spitzen mit einem langen Pass. Diese fungieren quasi dann als Wandspieler und lassen den Ball auf den spielgestaltenden Haraguchi klatschen. Der 30-jährige Japaner verteilt die Bälle klug. Dadurch kreieren sie immer wieder gefährliche Abschlusspositionen für die beiden Angreifer. Marvin Ducksch hatte bisher sogar die meisten Torabschlüsse der ganzen Liga und traf dabei schon 15 Mal ins Schwarze.

In der Defensivbewegung setzt die Kocak-Elf meist auf ein Mittelfeld-Pressing. Damit machen es die Niedersachsen ihren Gegnern schwer, in Tornähe zum Abschluss zu kommen. Dies schlägt sich auch in den Statistiken nieder, denn Hannover belegt bei den zugelassenen Torschüssen den dritten Rang. Zudem fällt auf, dass Hannover am wenigsten Gegentore vor der Pause kassiert hat. Das bringt im Umkehrschluss aber auch eine höhere Anfälligkeit auf Tore, je länger das Spiel dauert.

• Der Spieler im Fokus

Wie oben bereits erwähnt, ist Genki Haraguchi der Chef im Angriffsspiel der 96er. Mit fünf Torvorlagen belegt er hinter Marvin Ducksch den zweiten Platz der Top-Vorbereiter. Vor allem seine Präzision im Passspiel zeichnet den Japaner aus. Seine Passquote beträgt rund 80 Prozent, was bei der Betrachtung der gespielten Pässe ein starker Wert ist, da diese häufig in die Schnittstelle oder sogenannte „Risikopässe“ sind. Haraguchi spielt bereits seit 2014 in Deutschland und seit 2018 bei Hannover 96. Womit er in der zu Ende gehenden Spielzeit ebenfalls beeindrucken konnte, war sein Abschluss. Mit neun Saisontreffer stellte er seinen persönlichen Saisonrekord auf.

• Was beide Verein verbindet

Zwei Spieler beider Vereine treffen am Sonntag auf ihren Ex-Verein. Oliver Sorg war von 2015 bis 2019 für Hannover 96 aktiv, Mike Frantz von 2008 bis 2014 beim Club. Beide spielten zudem ein Jahr zusammen beim SC Freiburg.