Gegner-Check Bochum: Dem Aufstieg nahe

Im letzten Heimspiel der Saison 2020/21 trifft der FCN auf den VfL Bochum. Der Anpfiff ertönt am Sonntag um 15.30 Uhr, die Mannschaft aus Bochum kann mit einem Sieg den Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen.

Der Verein

Im Jahre 1848 war in der Zeitung „Märkischer Sprecher“ von einem Aufruf zur Gründung eines Turnvereines zu lesen. Das war der Beginn des Vereinssportes in Bochum. Der erste Fußballverein in der Stadt wurde allerdings erst im Jahre 1906 gegründet. Fünf Jahre später fand dann das erste Fußballspiel an der Castroper Straße statt. Bereits 1922 verfolgten 40.000 Zuschauer das Länderspiel zwischen Deutschland und Ungarn im immer noch zweitältesten Fußballstadion der Bundesrepublik. Der heutige VfL Bochum entstand anschließend durch die Fusion der Vereine TuS Bochum, Germania 06 und des Turnvereins Bochum. Mit der Gründung einer eigenständigen Fußballgemeinschaft innerhalb des VfL war der nächste Grundstein für den Profifußball gelegt. Per Münzwurf stieg man 1965 in die Regionalliga-West auf.

Nationale Bekanntheit erreichten die Bochumer drei Jahre später, als man gegen den 1. FC Köln im Pokalfinale stand. 1971 setzten sich die Westfalen gegen Tasmania Berlin in der Aufstiegsrunde durch und verließen die Regionalliga in Richtung Bundesliga. Ganze 22 Jahre blieben die Bochumer in der höchsten deutschen Spielklasse. Doch der VfL schaffte den direkten Wiederaufstieg. Ein Szenario, das in den Folgejahren (1996, 2000, 2002, 2006) noch vier weitere Male wiederholt wurde. Hinzu kamen Auftritte im internationalen Wettbewerb, 2002 war man für drei Spieltage Tabellenführer in der Bundesliga, doch 2010 trat der VfL Bochum erneut den Gang in Liga zwei an. 2019 holte man Thomas Reis als Cheftrainer an die Castroper Straße und ist nun auf dem besten Wege zurück in die Bundesliga.

Die Form

Seit dem 23. Spieltag grüßt der VfL von der Tabellenspitze. In den vergangenen fünf Spielen verlor die Reis-Elf auswärts in Paderborn und in Darmstadt. Das Auswärtsspiel in Heidenheim konnte mit 2:0 gewonnen werden und auch in den beiden Heimspielen blieb man siegreich. Gegen Hannover 96 erzielte Tesche in der 92. Spielminute das entscheidende 4:3 in einem wahren Torspektakel. Am vergangenen Spieltag besiegten die Bochumer den Jahn aus Regensburg nach einem 0:1-Rückstand noch mit 5:1 und sicherten sich dadurch mindestens die Relegation. Sollte Fürth am Sonntag im Parallelspiel gegen Düsseldorf nicht gewinnen, steigt der VfL definitiv auf - unabhängig vom eigenen Ergebnis. Alternativ reicht ein eigener Sieg für den Aufstieg.

Der Spielstil

An der Grundformation der Westfalen gibt es nichts zu rütteln. Thomas Reis schickt seine Männer nahezu immer in einem 4-2-3-1 auf den Platz. In dieser Formation hat sich mit Tesche und Losilla auf der Doppelsechs, Zulj auf der Zehnerposition und Zoller im Sturm eine Achse gebildet. Diese Achse koordiniert auch das Angriffsspiel der Bochumer. Die drei zentralen Mittelfeldspieler lassen den Ball zirkulieren und versuchen, die Außenspieler in Szene zu setzen. Da hat man mit Holtmann unter anderem den schnellsten Spieler der Liga (36,43 km/h), der immer wieder die aufgerückten Mittelfeldspieler und natürlich Zoller (15 Saisontreffer) bedient. Darüber hinaus sorgen die Bochumer Standards von Zulj immer wieder für Gefahr, denn auch in Sachen Standard-Tore ist die Bochumer Mannschaft Spitzenreiter in Liga zwei.

Die vorderen Spieler haben aber nicht nur im Angriffsspiel eine wichtige Rolle, sondern auch in der Defensivarbeit. Immer wieder laufen die Westfalen ihre Gegner früh an, erzwingen so Ballverluste, um blitzschnell umschalten zu können. Gelingt dies nicht, zwingen sie ihre Gegner dennoch zu langen Bällen, die dann von den Innenverteidiger Bella-Kotchap und Leitsch abgefangen werden. Mit Unterstützung der beiden Sechser rollt dann die nächste Angriffswelle auf den Gegner zu.

Der Spieler im Fokus

Gerrit Holtmann wechselte im Sommer vom FSV Mainz 05 zum VfL Bochum. Er stand in dieser Saison in 28 Spielen für den VfL auf dem Platz und sorgt mit seinem unglaublichen Tempo in beiden Aspekten des Bochumer Offensivspiels für Gefahr. Wenn die gegnerische Mannschaft tief verteidigt und die Bochumer den Ball um den Sechzehner zirkulieren lassen, kann er mit seinen Antritten oftmals das Eins-gegen-Eins-Duell für sich entschieden und von der Grundlinie für gefährliche Hereingaben sorgen. Gewinnen die Bochumer in ihrem Angriffspressing den Ball, hat der schnellste Spieler der ersten und zweiten Bundesliga genug Platz, um die Umschaltaktionen der Reis-Elf voranzutreiben. Mit vier Toren und sechs Vorlagen in der bisherigen Saison setzte der 26-Jährige diese Qualitäten auch schon in viele Scorerpunkte um.

Was beide Vereine verbindet

Beide Trainer trafen im Hinspiel zum ersten Mal im Profifußball aufeinander, doch Robert Klauß und Thomas Reis kennen sich schon aus vergangenen U19-Zeiten. In der Spielzeit 2017/18 war Klauß Cheftrainer den A-Junioren von RB Leipzig und Thomas Reis trainierte die U19 des VfL Wolfsburg. Beide Trainer gewannen jeweils eine Partie.