Business Montag, 19.09.2022

Gegen das Vergessen: FCN und Club-Fans besuchten KZ-Gedenkstätte Dachau

Foto: fcn.de

Zusammen mit über 20 Fans und Sportvorstand Dieter Hecking war der Club zu Gast in der KZ-Gedenkstätte Dachau.

Nachdem der FCN 2019 in das ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg erstmals eine Bildungsfahrt organisierte, um sich mit der NS-Zeit und seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, wurde am Sonntag, 18.09.2022, an die gelebte Erinnerungskultur des Club angeknüpft.

Sportvorstand Dieter Hecking ließ es sich nicht nehmen, gemeinsam mit den Club-Fans vor Ort zu sein: „Ich bin vom Besuch auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau zutiefst beeindruckt. Für uns als Verein ist es wichtig, zum Beispiel durch solche Bildungsfahrten immer wieder darauf hinzuarbeiten, dass sich solche Gräueltaten nicht mehr wiederholen dürfen. Ich freue mich, dass so viele Fans in Dachau mit dabei waren.“

Vielfältiges Programm zur Aufarbeitung der Club-Vergangenheit in der NS-Zeit

Im Vorfeld wurden die teilnehmenden Club-Fans durch einen Workshop auf die Bildungsfahrt vorbereitet. Dabei ging es um die Geschichte des Nationalsozialismus und des Fußballs von 1933 bis 1945 und die Kultur des Gedenkens am Beispiel von Dachau. Vor Ort führte Diakon Klaus Schultz die Club-Fans durch die KZ-Gedenkstätte und referierte unter anderem über die Verbindung von Fußball und der Dachauer Gedenkstätte. Am Nachmittag referierte Club-Historiker Bernd Siegler über den 1. FC Nürnberg im Nationalsozialismus und der Ausschluss der jüdischen Mitglieder aus dem Verein 1933. Dann erarbeiteten die Teilnehmer*innen unter seiner Anleitung zwei Biografien von am 30. April 1933 ausgeschlossenen jüdischen Club-Mitgliedern, die in Dachau inhaftiert waren bzw. als US-Soldaten an der Befreiung des KZs mitgewirkt haben.

Club-Fan Manuel Ortiz Cortés zog ein rundum positives Fazit zur Bildungsfahrt des Club: „Der Tag und die Einblicke inklusive der Perspektive des FCN auf die NS-Zeit waren enorm interessant und bewegend. Ich finde es sehr wichtig, gerade dieses Kapitel der (Club-)Geschichte aufzuarbeiten. Das war auch einer der Gründe für mich, heute mitzufahren.

„Beitrag leisten, dass so etwas nie wieder passiert“

Marvin Bernhardt vom Fanprojekt Nürnberg, das den Besuch mitorganisierte, fügte hinzu: „Wir freuen uns, dass wir die Bildungsfahrt in Kooperation mit dem FCN erfolgreich umsetzen konnten. Die Aufarbeitung der NS-Zeit ist gerade in der heutigen Zeit ungemein wichtig und notwendig, solche Angebote zu machen, um einen Beitrag zu leisten, dass so etwas nie wieder passiert.“

Karl Freller, MdL, FCN-Vereinsbeirat und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, stieß während der Besichtigung der KZ-Gedenkstätte zu den Club-Fans: „Ich freue mich außerordentlich, dass der Club in dieser großen Zahl kommt. Das ist für mich ein hohes Maß an Verantwortung, das der FCN hier zeigt. Es ist sehr erfreulich, dass sich der Club und seine Fans aktiv um die Erinnerung bemühen.“

Kranzniederlegung zu Ehren ehemaliger jüdischer Club-Mitglieder

In Gedenken an alle ehemaligen jüdischen Club-Mitglieder, die im Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden, legte Sportvorstand Dieter Hecking gemeinsam mit den Club-Fans an Block 8 der KZ-Gedenkstätte, in dem das am 30. April 1933 ausgeschlossene Club-Mitglied Ernst Sichel sowie unter anderem der jüdische Präsident des FC Bayern München Kurt Landauer inhaftiert waren, einen Kranz nieder.

Durch den sensationellen Fund der als verschollen geglaubten Mitgliederkartei von 1928 bis 1955 verfügt der Club als einziger Verein der 1. und 2. Bundesliga neben Hertha BSC über eine vollständige Mitgliederkartei für die NS-Zeit. Das eröffnet weitreichende Recherchemöglichkeiten und die Chance, mit Hilfe dieser Ergebnisse bei Bildungsfahrten zu Gedenkstätten wie jetzt in Dachau Geschichte ganz konkret an der Biografie von einzelnen Personen greifbar zu machen. Die Biografien der 142 im April 1933 ausgeschlossenen jüdischen Club-Mitglieder werden Mitte November als Buch erscheinen. Schon jetzt bietet die interaktive FCN-Geschichtsplattform Clubgeschichte.de allen Geschichtsinteressierten und Fans die Möglichkeit, selbst zu recherchieren. Als erster und bislang einziger Fußballverein der 1. und 2. Liga stellt der FCN sämtliche Vereins-, Stadion- und Mitgliederzeitungen, alle Chroniken und Festschriften seit 1900 online. Insgesamt 90.000 Seiten wurden vom Club digitalisiert und sind nun für jedermann zugänglich.


]]>