FSV Frankfurt: Jünger, schneller, mutiger
fcn.de hat sich den kommenden Club-Gegner mal etwas genauer angeschaut
Nehmen wir an, man müsste erklären, was eine höchst undankbare Aufgabe bedeutet. Schwierig? Von wegen, die 2. Liga könnte man locker als Beispiel nehmen, in ihr zu bestehen, erfolgreich versteht sich, fällt unter diese Rubrik. Es geht freilich noch kürzer: der FSV, der aus Frankfurt. Das beginnt damit, dass er zu den kleinen Klubs dieser Spielklasse zählt und damit per se eigentlich von den größeren immer geschlagen werden muss.
Eine unangenehme Ausgangssituation – für den Gegner. Dass diese reflexartige Vorstellung so nicht stimmt, nicht stimmen kann, belegt der Umstand, dass die Hessen seit nunmehr acht Spieljahren ununterbrochen der 2. Liga angehören. Anders ausgedrückt: Klubs mit größeren Namen und höherem Etat sportlich gesehen eine lange Nase zu drehen, darin ist der FSV sehr geübt.
Wie eine Wundertüte
Nicht zu vergessen, dass er schwer ausrechenbar ist. Zuletzt überraschte die Mannschaft selbst die eigenen Verantwortlichen – allerdings unangenehm. Nachdem sie in Freiburg dem Aufstiegskandidaten über weite Strecken der Partie auf Augenhöhe hatte begegnen können und etwas unglücklich mit einem 0:2 die Heimreise hatte antreten müssen, setzte es jüngst im Heimspiel gegen Heidenheim ein happiges 0:4. "Ich habe gedacht, wir wären schon weiter", hielt Geschäftsführer Clemens Krüger konsterniert fest.
Dass die Mannschaft derzeit noch einer Wundertüte gleicht, ist wiederum alles andere als verwunderlich. Der Umbruch, den die Verantwortlichen im Sommer vollzogen haben, ist schließlich mit 16 Zu- und 16 Abgängen der mit Abstand größte der Liga gewesen. Ein beabsichtigter Umbruch übrigens, denn der alte Kader hatte die Nerven der Chefetage zuvor zweimal arg strapaziert. Die vergangenen zwei Spielzeiten liefen nämlich exakt nach folgendem Muster ab: gut angefangen, richtig gut sogar, um dann in der Rückrunde so stark abzubauen, dass der Ligaerhalt noch einmal in Gefahr geriet.
Oral für Möhlmann
Im vergangenen Frühjahr in allerhöchste, so dass sich der FSV zum Mittel des Trainerwechsels genötigt sah. Für Benno Möhlmann holten sie mit Tomas Oral jenen Mann zurück, der den FSV 2008 in die 2. Liga führte. Ein Fußballehrer mit Ecken, Kanten – und voller unkonventioneller Ideen. Eine seiner ersten Maßnahmen war es, die Mannschaft durch eine Auto-Waschanlage laufen zu lassen: das symbolische Hochdruck-Wegwaschen der Erfolglosigkeit hat bekanntlich gefruchtet.
Im Rückblick bezeichnet auch der FSV-Coach jene Maßnahme als "gewagt", andererseits will er ja das Wer-nicht-wagt-der-nicht- gewinnt zum Leitmotiv des neuen FSV machen. Heißt konkret: nicht mehr abwartend Abwehrbeton anrühren, selbst angriffslustig die Initiative suchen. Dafür hat Oral dem Kader auch die besagte Radikalkur verordnet. Seine Rezeptur dabei: jünger, schneller, mutiger. Wirkt.
Rückschläge programmiert
Noch nicht immer, was allerdings auch gar nicht möglich sein kann. Bei solchen tiefgreifenden Kursänderungen sind Rückschläge programmiert, mal größere wie das jüngste 0:4, mal kleinere, folgenlose. Der 3:2-Heimerfolg der Hessen über Union fällt zum Beispiel unter diese Kategorie. Zur Halbzeit lag der FSV Frankfurt verdient mit 0:1 zurück – und auch nach der Pause schaute es zunächst nicht gut für ihn aus. Die Berliner dominierten klar, drängten aufs 2:0, während die Oral-Elf so gar nicht ins Spiel zu finden schien. Doch dies sollte sich schlagartig ändern: Mit einem Mal spielte sie wie aus einem Guss und Union an die Wand.
15 Minuten dauerte diese Phase, es stand 2:1 für den FSV, der dann jedoch wieder auf den Verwaltungsmodus schaltete. Die Hauptstädter gaben wieder klar den Ton an, glichen folgerichtig aus und ließen danach aber nicht locker. Es roch stark nach einem Auswärtsdreier, der FSV taumelte, wankte und konnte sich so gar nicht mehr befreien. Alles lief auf einen dritten Treffer für Union hinaus, als die Hessen urplötzlich in der Nachspielzeit einen Angriff aus dem Fußballlehrbuch zelebrierten: schnell, schnörkellos und von Schahin mit einem technisch feinen Heber abgeschlossen. Ein Spielverlauf, der symbolisch für den jungen, neuen FSV steht.
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- 1. FC Nürnberg
- 57. Alessandro Schöpf 1:0
- FSV Frankfurt
- 90. Zlatko Dedic (Elfmeter) 1:1
- Stadion
- Grundig-Stadion
- Datum
- 17.10.2015 12:00 Uhr
- Schiedsrichter
- Florian Heft
- Zuschauer
- 23798
- 1. FC Nürnberg
- ?? - Brecko - Hovland - Bulthuis - Leibold
- Behrens - Erras - Schöpf - ?? - Burgstaller
- Blum (55. Füllkrug)
- Reservebank
- Rakovsky, Sepsi, Füllkrug, Koch, Petrak, Polak
, Kutschke
- Trainer
- René Weiler
- FSV Frankfurt
- Weis - Mangafic (69. Halimi) - Gugganig - Ballas - Haji Safi - Perdedaj - Huber - Maurice Barry (69. Golley) - Epstein (69. Pires) - Dedic - Schahin
- Reservebank
- Pirson, Bittroff, Golley, Halimi, 18466, Pires, 18466
- Trainer
- Tomas Oral





