Business Montag, 04.09.2023

FCN-KoLULUmne #2: Die Reise startet

Foto: fcn.de

Seit diesem Sommer schreibt Club-Spielerin Luisa „Lulu“ Guttenberger monatlich in ihrer Kolumne über das Bundesliga-Abenteuer der Clubfrauen und was sie in dieser Zeit bewegt. Über das Team, aus dem Team. Im zweiten Teil blickt sie auf die nahezu abgeschlossene Saisonvorbereitung und hat ehrliche Worte zum Eklat rund ums WM-Finale.

Von Luisa Guttenberger

0.45 Uhr im Trainingslager. Im Flur ertönt ein nervtötender Klassiker über unsere Musikbox: „Guten Morgen Sonnenschein“. Mein erster Gedanke (nett ausgedrückt): Wer will mich hier veräppeln? (Top-Kandidaten für Pranks in unserem Team dafür wären übrigens Lara Schmidt, Lara Felix oder Nele Bauereisen). Als ich jedoch nach 30 Sekunden Schockstarre die Stimmen unseres Staffs gehört habe, wusste ich: das ist kein Prank, das ist Ernst.

Wir hatten fünf Minuten Zeit, uns auf dem Rasen vor der Unterkunft zu versammeln, am besten in Klamotten, die auch dreckig werden dürfen (*ein Detail, das bei vielen von uns Spielerinnen in der Hektik untergegangen war; am Ende stand ich nämlich mit meinem Schlafanzug da). Was dann folgte, war Teambuilding Extreme. Steine, Baumstämme und Medizinbälle waren unser Equipment, Wald und Wiese unser Spielfeld. Klingt das alles im ersten Moment eher ungewöhnlich? Absolut. Hat das Event Wirkung gehabt? 100 Prozent! Es gibt Momente, die einen als Team zusammenschweißen, die ein Team formen. Und diese Erfahrung um 1 Uhr in der Nacht, an einem Dienstag im beschaulichen Hohenroda, war definitiv solch ein Moment für unser Team.

Neue Impulse und Ideen

Jetzt sind wir fast am Ende unserer Vorbereitung angekommen. Es liegen intensive Wochen hinter uns. Intensive Trainingseinheiten und viele Testspiele, unter anderem gegen Champions-League-Teilnehmer. Eintracht Frankfurt und Ajax Amsterdam waren zwei Testspiele, die uns als Team in der Vorbereitung gefordert, aber auch weitergebracht haben. Denn auf Gegner dieser Qualität werden wir in dieser Saison vermehrt treffen und dann heißt es gegenhalten und performen. Wir haben gut gearbeitet, neue Impulse gesetzt und die neuen Ideen des Trainers verinnerlicht.

Parallel zur Saison-Vorbereitung haben natürlich auch wir im Team die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland verfolgt. Das Finale zwischen England und Spanien war ein denkwürdiger Abend für den Frauenfußball. Auf dem Platz bedeutete dieses Match-Up, dass es einen Weltmeister geben wird, der zuvor noch nie die Trophäe in den Händen gehalten hat. Es zeigt gleichzeitig, dass nun neue und mehr Nationen Anspruch auf Titel erheben können – ein Plädoyer für die ganzheitliche Entwicklung des Frauenfußballs weltweit. Nationen wie Kolumbien haben begeisternden Fußball gespielt. Linda Caicedo ist für mich die Spielerin, die in den kommenden Jahren für noch mehr Aufmerksamkeit sorgen wird. Manche mögen sagen, sie sei ein Generationentalent.

Die Matildas (= die australische Frauen-Nationalmannschaft), mein Geheimfavorit auf den Turniersieg vor dem Turnier, haben den Frauenfußball in Australien auf ein Level gehoben, welches ohne dieses Turnier niemals möglich gewesen wäre. Andere Nationen, insbesondere Brasilien und Deutschland, haben enttäuscht. Spanien hat den Erfolg in den Nachwuchsmannschaften endlich auf die Frauen-Nationalmannschaft repliziert. Doch kaum einer redet über den sportlichen Erfolg der spanischen Nationalmannschaft. Denn neben dem Platz hat dieser Tag auch gezeigt, auf welchen Ebenen viele Spielerinnen im Frauenfußball immer und immer wieder zu kämpfen haben.

Der Kampf um Respekt

Gianni Infantino, der Präsident der FIFA, hatte ein paar Tage vor dem Finale der Weltmeisterschaft folgende Worte wiedergegeben:

I say to all the women, that you have the power to change. Pick the right battles. Pick the right fights. You have the power to change. You have the power to convince us men what we have to do and what we don’t have to do. You do it. Just do it. With me, with FIFA, you will find open doors. Just push the doors. They are open.

Der Kuss-Eklat rund um den spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales hat uns alle schockiert. Da stellt sich mir die Frage, was genau unser FIFA-Präsident meint, wenn er davon spricht, dass wir Spielerinnen die Macht hätten, Dinge fundamental zum Positiven zu verändern, wenn wir doch nur die richtigen Kämpfe auswählen. Laut ihm hätten wir die Macht, Männer zu überzeugen, was sie zu tun und zu lassen haben.

Kurz und klar: Wenn nach wie vor an fundamentalen Bausteinen gearbeitet werden muss, können die nächsten Schritte im Frauenfußball nur sehr schwer gelingen. Es ist ein Kampf für Respekt. Respekt, den sich viele Frauen leider immer und immer wieder zurück erarbeiten müssen.

Mit euch zum Heimsieg

Jetzt freuen wir uns, dass es diese Woche mit dem Pokalspiel gegen Jena und die Woche drauf mit dem Heimspiel gegen Werder Bremen endlich losgeht. Für alle Fans des 1. FC Nürnberg: wir brauchen euch! Kommt ins Stadion, unterstützt uns und lasst uns auch der 1. Frauen-Bundesliga zeigen, was für ein toller Verein der Club ist. Wir freuen uns, die Reise „1. Liga“ mit euch gemeinsam zu beginnen.

"Wenn Träume wahr werden" - hier geht's zum ersten Teil der KoLULUmne

Der Bundesliga-Auftakt gegen Werder Bremen - hier geht's zum Ticket-Verkauf!


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