Fans Freitag, 26.05.2017

Fan-Geschichte zum Pokalsieg: Berlin, Berlin, ich radel nach Berlin!

Im Vorfeld des Pokaljubiläums hat fcn.de die Fans aufgerufen, uns ihre persönlichen Pokalgeschichten zu schicken. Exemplarisch für viele tolle Einsendungen veröffentlichen wir an dieser Stelle die Geschichte von Andi Haberzettl.

Lange Zeit vor dem Pokalendspiel 2007 hatte ich mir geschworen, sollte der Club irgendwann einmal im DFB-Pokalfinale stehen, fahre ich mit dem Fahrrad von Nürnberg zum Endspiel nach Berlin. Irgendwie muss ich es frühzeitig geahnt haben, bereits nach dem eher holprigen Achtelfinalsieg gegen Unterhaching bestellte ich mir das erste Mal überhaupt für das Pokalfinale in Berlin zwei Karten beim DFB, die ich auch später zugelost bekam.

Im 1/4-Finale wurde im Elferkrimi mit Daniel Klewer Hannover 96 aus dem Weg geräumt und nach der "magischen Nacht" im Halbfinale gegen Frankfurt war klar, jetzt wird es ernst. Der Club steht im Pokalfinale! Im Stadion wurde sofort mit den befreundeten Clubberern diskutiert, wie das wohl mit den Karten wird, und ob man zusammen nach Berlin fährt. Mit meiner Ansage "Ich fahre mit dem Fahrrad" nach Berlin, überraschte ich die Kumpels doch sehr.

Start am 20. Mai

Am 20.05.2007 war es dann soweit. Vom Valzerweiher aus startete ich die erste Etappe. Nachdem zeitgleich ein Training stattfand, war sofort das Blickpunktsport-Team vom BR auf mich aufmerksam geworden und interviewte mich und filmte mich bei der Abfahrt.  Ich verabschiedete mich von vielen Freunden und Bekannten, mit Hans Meyer, Marek Mintal und einigen anderen Spielern wurde noch ein gemeinsames Foto gemacht. Nach rund 65 km kam ich in der fränkischen Schweiz an, die erste Etappe war geschafft. Wildschweinessen auf Burg Rabenstein war als Abendbeschäftigung nicht die schlechteste Wahl. Am nächsten Tag ging es sehr bergig bei großer Hitze knapp 90km nach Hof. 

Die "Pressearbeit" artete schon fast in Stress aus, am frühen Morgen rief mich Stadionsprecher Guido Seibelt auf dem Handy an und interviewte mich wie auch die folgende Tage live auf Sendung für Radio Gong. In Hof wartete abends eine Reporterin der ortsansässigen Frankenpost am "Fernwehpark Hof", wo mich die Freunde zu Hause über eine Webcam beobachteten. Am Abend traf ich mich in einem Biergarten mit befreundeten Club-Fans aus der Region um dann letztendlich spät in der Nacht bei einem der Clubberer unter einem überdimensionalen Club-Logo zu schlafen, wenn das keine Motivation für den Rest der Tour war.

Im Fokus der Medien

Die 3. Etappe stand am Dienstag auf dem Programm, von Hof nach Gera, rund 110km. In Zeulenroda machte ich am Marktplatz eine kurze Pause, eine Reporterin der Ostthüringschen Zeitung war auf mich aufmerksam geworden, und wollte unbedingt wissen, "wieso, weshalb, warum"  ich mit den Fahrrad zum Pokalfinale nach Berlin fahre. Überhaupt stand ganz Thüringen hinter dem Club! Vor allem wegen Hans Meyer, der ja in der Region sehr erfolgreich schon zu DDR-Zeiten tätig war. Im Einkaufsmarkt würde ich gleich früh auf die "Blickpunkt-Sportsendung" vom Montagabend angesprochen, und auch ständig an der Straße oder an der Ampel, die Leute ließen die Scheibe am Auto  runter und wünschten viel Glück, viel Spaß und einen Sieg für den Club.

Etappenziel Gera wurde am Abend erreicht und ich wurde in der Niederlassung unserer Sanitärgroßhandlung von Mitarbeitern mit einem selber gemalten Transparent begrüßt. Das Abendprogramm war auch an diesem Abend wenig isotonisch und sportlergerecht, im Elstertal wurde beim ortsansässigen Niederlassungsleiter landestypisch Roster und Rostbrätel verspeist. Am vierten Tag führ ich die 105km von Gera nach Halle. Auf dem Saaleradweg ging es über Merseburg nach Halle. In Halle angekommen, wurde ich von einem Nürnberger Rechtsanwalt angesprochen, der in Halle seine Kanzlei hatte und mich auch in der Blickpunktsport-Sendung gesehen hatte. Er bestand darauf, mir die Stadt zu zeigen und lud mich anschliessend in einem schönen Biergarten zum Abendessen ein. So sind eben echte Clubberer. Zusammenhalt!

Letzte Etappe

Am fünften Tag stand die längste meiner 6 Etappen an, 130km von Halle nach Brandenburg an der Havel. Während dem täglichen Radio-Interview auf dem Fahrrad wurde ich von einer Polizeistreife überholt, der erhobene Zeigefinger genügte um das Gespräch kurz zu unterbrechen, die Polizisten lachen und führen weiter. Selbst hier, in Sachsen Anhalt wurde ich auf meine Tour angesprochen, an einer Baustelle meinte ein Baggerfahrer "Du fährst doch mit dem Fahrrad zum Pokalendspiel nach Berlin", das habe ich doch in der Bild-Zeitung gelesen.

Ich war vom ersten Tag an überrascht, welches Medienaufsehen meine Radeltour nach Berlin erregte! Am Abend traf ich mich mit Clubfans aus dem Raum Berlin, und befreundeten Clubfans, die bereits 2 Tage vor dem Finale angereist waren. Etappe 6 führte mich an mein Ziel, von Brandenburg a d. Havel nach Berlin. Die 85km gingen schnell vorbei, die Vorfreude auf Berlin war riesengroß. Vom Wannsee fuhr ich zum Berliner Olympiastadion, hier unterhielt ich mich mit ein paar Argentiniern, die auch Karten fürs Pokalfinale hatten und Pinola und dem Club die Daumen drückten.

Kein Halten mehr

Am Abend traf ich dann im Sony-Center zufällig  meinen täglichen Interviewer Guido Seibelt, hier wurde mit allen bereits anwesenden Clubfreunden und meiner Familie  entspannt und stimmgewaltig gefeiert. Samstag: Pokalfinale!  Bereits am frühen Vormittag war auf der Fanmeile am Brandenburger Tor die dominierende Farbe rot-schwarz. Ich traf Freunde über Freunde, glücklicherweise waren alle inzwischen mit Karten für das Pokalfinale ausgestattet. Auf der Bühne der Fanmeile wurde ich noch von RBB interviewt, es war eine ausgelassene Stimmung und eigentlich waren alle vorsichtig optimistisch, dass der Club das Finale gewinnen wird.

Ich ließ es mir nicht nehmen auch mit dem Rad vom Brandenburger Tor zum Olympiastadion zu fahren, ich war spät dran, die Straße, an der Siegessäule war wie leergefegt. Nach dem Sieg gab es kein Halten mehr! Überall jubelnde, weinende, sich in den armen liegenden FCN-Fans. Geradelt war ich die letzten Tag mit ca.600km genug, und so entschloss ich mich nach dem Sieg vom Olympiastadion mit 2 Freunden und einem selbst gebastelten Pokal zur Siegessäule zu joggen. Mein Fahrrad fand einen dankbaren Abnehmer, ein Freund fuhr damit direkt zum Brandenburger Tor, wo wir uns eine Stunde später wieder fanden.  Nachts trafen wir noch Marek Nikl und einige anderer Clubspieler die gerade das Ritz-Carlton-Hotel am Potsdamer Platz verließen.

Unvergessliches Erlebnis

Meine Radtour nach Berlin, war für mich etwas ganz besonderes, ein Erlebnis, das ich sicher mein Leben lang nicht vergessen werde. Die Radtour an sich, die Herzlichkeit der Menschen unterwegs und auch zu Hause, die gedanklich alle bei mir waren und mich begleitet haben. Möglich gemacht hat das alles die Pokalsiegermannschaft 2007! Ich sag jetzt einfach mal "Danke Jungs"!


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