Mittwoch, 28.08.2013

"Es ist eine schöne Sache"

3 Fragen an Christian Mössner von den Ultras Nürnberg, einem der Initiatoren der Jenö-Konrad-Choreografie.

Christian Mössner

fcn.de: UN 94 hat einen großen Beitrag zur Auszeichnung mit dem Julius-Hirsch-Preis 2013 geleistet. Wie hast du die Nachricht aufgenommen?

Christian Mössner: Grundsätzlich freuen wir uns sehr, dass unsere Choreografie mitunter den Impuls zu einer denkwürdigen Veranstaltung gegeben hat. Es ist eine schöne Sache, dass dieses Thema auch Monate später auf diese Art noch einmal in Erinnerung gerufen wird. Als Vertreter einer Ultra-Gruppierung steht man einem Verband wie dem DFB eher kritisch gegenüber und in der Öffentlichkeit wurde die Nürnberger Fanszene oft in ein „rechtes“ Licht gerückt, in dem wir uns definitiv nicht bewegen. Zwar war es nicht die Intention dieser Choreo, dieses Bild gerade zu rücken, aber der Nebeneffekt in der öffentlichen Darstellung, dass die Nürnberger Fanszene nicht rechtsgerichtet ist, ist positiv zu bewerten.

fcn.de: Was ist eurer Gruppe nach der Gedenkveranstaltung vom Januar geblieben?

Christian Mössner: Für uns als Gruppe hat sich nach innen nichts geändert. An diesem Abend hat sich letztlich nach außen gezeigt, dass wir sehr vielschichtig sind. Wichtig ist hervorzuheben, dass wir nicht aus Parteiverbundenheit handeln, im Gegenteil. Aber wenn unser Handeln politisch betrachtet wird, dann haben wir eher den humanistischen Ansatz im Sinne, weil wir kritische Menschen sind. Meiner Meinung nach sollte man den Holocaust aus dem gesunden Menschenverstand heraus verurteilen.

fcn.de: Wie hast du persönlich Evelyn Konrad erlebt?

Christian Mössner: Ich war von der gesamten Veranstaltung sehr gerührt. Evelyn Konrad ist ein begeisternder Mensch, wenn ich sie auch nur kurz kennen lernen durfte. Ihre warmen Worte, die sie an den Verein, die Menschen und die Stadt Nürnberg gerichtet hat, zeigen, dass sie, obwohl sie viel Leid in ihrem Leben erfahren hat, nicht von Ressentiments oder Vorwürfen gezeichnet ist, sondern den Ist-Zustand ihrer früheren Heimat bewertet. Es ist beispielhaft und zeugt von Größe, wenn eine 84-Jährige noch so fit im Kopf ist, nicht im Bösen zurückblickt und offen mit ihrer Vergangenheit umgeht. Das hat mich bewegt.


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