Der FSV – und seine rasanten zehn Jahre
Die Mainzer haben eine bemerkenswerte Entwicklung und Parallelen zum Club vorzuweisen.
Der 1. FC Köln und Hertha BSC in Liga 2, während sich der 1. FSV Mainz 05 eine Etage höher im oberen Tabellendrittel festgesetzt und noch gute Chancen hat, sich wie in der Saison 2010/11 fürs internationale Geschäft zu qualifizieren – ein Umstand, der vor gut zehn Jahren noch den Geruch einer kleiner Fußball-Sensation besessen hätte. Heute indes längst nicht mehr, was wiederum verdeutlicht, was die Rheinhessen in der vergangenen Dekade geleistet haben.
Vom scheinbar fest in der Zweitklassigkeit verankerten Provinzklub, der sich voller Selbstironie als Karnevalsverein bezeichnete, hat er sich zu einem etablierten Erstligisten entwickelt, dessen Siegen in der höchsten Spielklasse längst nichts Sensationelles mehr anhaftet. Eine Verwandlung, die im Eiltempo stattfand, mit logisch nachvollziehbaren, weil selbst erarbeiteten Schritten – also ohne einen Großkonzern oder Großmäzen im Rücken.
Mainzer Ab- und Wiederaufstieg
Um diese Leistung entsprechend einordnen zu können, blicken wir auf das Frühjahr 2003 zurück: Da stieg der FSV, damals 99 Jahre alt, erstmals in die Bundesliga auf. Seine Trainingsmöglichkeiten waren selbst für Zweitliga-Verhältnisse gelinde ausgedrückt nicht optimal, sein ehrwürdiges Bruchweg-Stadion zwar eng und stimmungsvoll, aber zu klein und selbst für gehobene Zweitliga-Ansprüche nur noch höchst bedingt tauglich. Der FSV war damals ein exotischer Farbtupfer, dem nur eine kurze Haltbarkeitsdauer im deutschen Fußball-Olymp beschieden schien.
Drei Jahre dauerte die erste Episode des vermeintlichen Erstliga-Abenteuers, drei Jahre, die der damals noch von Jürgen Klopp trainierte Verein geschickt nutzte, um sich und seine Infrastruktur weiterzuentwickeln. Zwei Jahre später war die Rückkehr in Liga 1 bereits keine Überraschung mehr, der FSV galt als Aufstiegsfavorit, obwohl sich mit "Kloppo" einer der Baumeister des neuen FSV vor der Saison in Richtung Dortmund verabschiedet hatte. Der andere, der eigentliche Baumeister, Manager Christian Heidel, ist geblieben – was wiederum für den FSV Gold wert war und ist.
Tuchel für Andersen
Das beginnt damit, dass Heidel ein feines Gespür in Sachen Trainer besitzt. Er, der im Februar 2001 bereits den Spieler Klopp überraschend zum Trainer machte, scheute sich unmittelbar nach der besagten Bundesliga-Rückkehr nicht davor, dem Aufstiegstrainer Jörn Andersen die Papiere in die Hand zu drücken und stattdessen dem damaligen, nur absoluten Insidern bekannten A-Jugend-Trainer Thomas Tuchel die Profis anzuvertrauen.
Ein mutiger Schachzug, der bekanntlich voll aufging, nach Klopp wurde Tuchel der zweite (Trainer-)Geniestreich Heidels. Aus dem damals 35-jährigen Frischling ist einer der meist beachteten Fußballlehrer Deutschlands geworden. Seit nunmehr vier Spielzeiten hält er den FSV problemlos in Liga 1, was allerdings mittlerweile aufgrund der Voraussetzungen alles andere als ein Wunder ist. Der FSV mag, was seinen Etat anbelangt, ähnlich wie der 1. FCN der unteren Tabellenhälfte angehören, stellt jedoch ein absolut erstligataugliches Gesamtpaket dar. Die Trainingsbedingungen sind längst brillant, die neugebaute Coface Arena, seit dem Sommer 2011 die Spielstätte, ist ein zeitgemäßes Schmuckstückchen, und der Verein trotz seiner umfangreichen Investitionen in Steine finanziell so gesund, dass er auch bei den Beinen, also der Mannschaft, keinen gefährlichen Sparkurs fahren muss – ohne dabei freilich mit Euros um sich werfen zu können.
Parallelen zum Club
So ist eine mit viel Bedacht aufgebaute Mannschaft entstanden, die im Lauf der Jahre so gewachsen und eingespielt ist, dass sie auch der Weggang von wichtigen Stammkräften nicht aus der Bahn wirft. Eine Parallele zum Club. Nicht die einzige, womit wir bei der Spielweise wären. Aggressiv wie leidenschaftlich im Team verteidigen, um bei Ballgewinn dann blitzschnell umzuschalten lautet hier wie dort die Marschroute, die den Gegnern ein wenig angenehmes Aufeinandertreffen beschert. Und zuletzt auch ein wenig erfolgreiches.
Der FSV hat zwar jüngst zu Hause gegen Werder mit dem 1:1 ein Remis hingelegt, das sich laut Tuchel "schlecht anfühlt", blieb damit aber im siebten Spiel hintereinander ungeschlagen – der Club bringt es auf derer acht. Wer welche Serie am Sonntag knackt? Ohne an dieser Stelle auf selbstverständliche Hoffnungen einzugehen, so lässt sich eines mit Sicherheit prophezeien: Es wird eine enge Angelegenheit – und ein verdammt hartes Stück Arbeit.
Weitere Artikel zur Partie


- 1. FC Nürnberg
- 54. Per Nilsson (Kopfball) 1:0
69. Per Nilsson 2:1
- FSV Mainz 05
- 60. Nicolai Müller 1:1
- Stadion
- Grundig Stadion
- Datum
- 07.04.2013 14:30 Uhr
- Schiedsrichter
- Tobias Stieler
- Zuschauer
- 35082
- 1. FC Nürnberg
- ?? - Balitsch
- Klose - Nilsson - Pinola - Simons - Chandler - Kiyotake (81. Frantz) - Feulner - Esswein (90. ERROR!) - Pekhart (88. Polter
)
- Reservebank
- Rakovsky, ??, Plattenhardt, Frantz, Kanazaki, Mendler, Polter
- Trainer
- Michael Wiesinger
- FSV Mainz 05
- Wetklo - Pospech - Svensson - Noveski - Díaz - Baumgartlinger
- Kirchhoff (80. Ivanschitz) - Müller - Zimling (80. Ede) - Soto (69. Choupo-Moting) - Szalai
- Reservebank
- Müller, Bell, Caligiuri, Ede, Ivanschitz, Risse, Choupo-Moting
- Trainer
- Thomas Tuchel





