Business Freitag, 24.05.2024

Clubfrauen in der Bundesliga: Einmal mit der Achterbahn

Foto: DC-Fotografie

Die zweite Bundesligasaison für das Frauenteam des 1. FC Nürnberg ist Geschichte. Auch wenn am Ende der Abstieg steht, bleibt eine Spielzeit mit vielen Erinnerungen und speziellen Momenten.

Das erste Bundesligator gegen Bremen, der erste Bundesligasieg gegen Freiburg oder das spektakuläre 4:3 in Köln. Positive Momente aus der abgelaufenen Bundesligasaison gibt es zuhauf, genauso haben aber auch negative Erlebnisse die Spielzeit geprägt. Sei es das Erstrundenaus im Pokal gegen Jena, das 1:9 gegen Wolfsburg oder die bittere Heimniederlage gegen Leipzig, die den Abstieg nahezu fix machte.

Schwieriger Start & Geschichte in Freiburg

Die neue Saison startete genauso, wie die alte endete – mit einem Eintrag in die Historie des Vereins. 17 Minuten waren im Max-Morlock-Stadion, dem neuen Zuhause der Clubfrauen, gespielt, als Franziska Mai aus dem Getümmel im Strafraum des SV Werder Bremen abzog und das erste Bundesligator seit über 23 Jahren markierte. Der Rest des Spiels war dann allerdings sinnbildlich für einen Großteil der weiteren Vorrunde. Die Mannschaft musste sich erst an das Tempo und die Qualität der Liga gewöhnen, sodass am Ende eine deutliche 1:5-Niederlage zu Buche stand.

Auch in den kommenden Spielen benötigte die Mannschaft Zeit, sich an die Liga zu gewöhnen und verlor drei weitere Begegnungen – immerhin mit einem Lichtblick aufgrund der guten Leistung beim Spitzenteam VfL Wolfsburg (0:1). Mehr als ein Lichtblick sollte dann das Auswärtsspiel am 5. Spieltag in Freiburg werden. Nach nur sechs Minuten eröffnete Burkard mit einem Traumtor von der Strafraumkante das Spiel, das Vanessa Haim in der Nachspielzeit veredelte. Ein Spiel für die Ewigkeit. Der erste Bundesligasieg seit Mai 2000.

Den Schwung daraus konnten Haim & Co. allerdings nicht mitnehmen. Es setzte Niederlagen gegen Köln, Essen und Frankfurt, bevor man mit großen Erwartungen in das Spiel beim Mitaufsteiger aus Leipzig ging. Die über weite Strecken des Spiels gute Leistung bei RBL reichte letztlich nur zu einem Punkt. „Wir waren die bessere Mannschaft, schafften es aber nicht, den Führungstreffer zu erzielen“, ärgerte sich Trainer Thomas Oostendorp rückwirkend über das Unentschieden.

Sensation im Achteck

Zum Jahresabschluss folgte die wohl größte Herausforderung: der amtierende Meister kam nach Nürnberg. Jeder wusste um die Größe und Schwere dieser Aufgabe, die sich durch die schnelle Führung des FC Bayern steigerte. Trotzdem blieb die Oostendorp-Elf ihrem Motto treu und spielte mutig gegen den FCB. Den Ertrag gab es in Minute 70. Viggosdottir traf Haim im Strafraum, Desic verwandelte den fälligen Elfmeter. Ein Punktgewinn vor heimischer Kulisse gegen den FC Bayern München. Es war einer dieser Momente, den keine Spielerin vergessen wird und ein Spiel, das Hoffnung machte.

Diese Hoffnung bekam im ersten Spiel nach der Winterpause weiteren Nährstoff, als Desic und Haim den Club nach nur drei Minuten beim MSV Duisburg mit 2:0 in Führung schossen und auf die Siegerstraße brachten. Mit diesen drei Punkten beim direkten Konkurrenten endete die Hinrunde der Google Pixel Frauen-Bundesliga – mit dem Club über dem Strich.

Ernüchterung & verrückter Sieg in Köln

Was folgte, war eine „Achterbahnfahrt“, wie es Oostendorp formulierte. An den Sieg gegen Duisburg reihten sich einige Rückschläge in Form von vier bitteren Niederlagen am Stück. Zuerst die Niederlage in Bremen, bei der die Mannschaft nach einem unberechtigten Elfmeter zusammenbrach. Dann das knappe 1:2 zuhause gegen Leverkusen, bei dem mehr drin gewesen wäre, das deutliche 1:9 gegen Wolfsburg im Max-Morlock-Stadion sowie eine Niederlage bei den formstarken Hoffenheimern. Ergebnisse, die dem Ziel des Klassenerhalts einen Dämpfer versetzten. Dennoch steckte die Mannschaft nicht auf und erkämpfte sich die Chance auf den Klassenerhalt zurück.

Das Heimspiel gegen Freiburg bestritt die Mannschaft im Sondertrikot, das eine Hommage an die Aufstiegsmannschaft der Vorsaison darstellte. Wie schon im Hinspiel zeigte die Club-Elf einen großen Kampf und hielt den eigenen Kasten sauber, was zu einem weiteren Punkt reichte. Spektakulärer war es dann eine Woche später: „Das Spiel in Köln hatte alles! Wir führen und sind die klar bessere Mannschaft, dann vermasseln wir es uns selbst, gewinnen am Ende aber trotzdem“, blickte Oostendorp ungläubig zurück. Dieser 4:3-Sieg bedeutete auch, dass der Abstand auf das rettende Ufer auf lediglich zwei Punkte geschmolzen war.

Der Abstieg in Liga zwei

Diese Chance wollte die Mannschaft unbedingt ergreifen und den Druck auf Köln erhöhen, verfiel aber zurück in die „Achterbahnsaison“. Zwei klare Niederlagen gegen Essen und Frankfurt, bei einem gleichzeitigen Sieg des Effzeh ließen die Hoffnungen auf den Klassenerhalt auf ein Minimum schwinden und das Heimspiel gegen Leipzig zum Endspiel werden. Auf diese Partie blickte der Nürnberger Cheftrainer wehmütig: „Wir hätten einen Sieg zwar nicht verdient, hatten aber die Chance, das Spiel in kleinen, entscheidenden Momenten auf unsere Seite zu ziehen, was wir nicht geschafft haben.“ So stand es nach dem 0:1 gegen den Ostverein zwei Spiele vor dem Ende der Saison nahezu fest, dass die Reise Bundesliga nach nur einem Jahr wieder beendet sein wird.

Die Niederlage beim deutschen Meister in München besiegelte diese Gewissheit auch mathematisch. Eine Sache blieb der Mannschaft aber noch als Ziel: „Wir wollten den Fans zum Abschied einen Heimsieg gegen Duisburg schenken“, erzählte Stürmerin Desic im Anschluss an die Saison. „Wir sind überglücklich, dass wir den Fans zum Ende etwas zurückgeben konnten.“ Wie im Hinspiel gewann der Club 2:1 gegen die Zebras. Ein „positives Ende“ einer Saison „aus der jede Spielerin enorm viel mitnehmen kann.“ Seien es positive oder negative Erinnerungen.


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