Tradition Sonntag, 18.02.2024

Club-Legende Heini Müller feiert 90. Geburtstag

Bereits als Jugendlicher schwärmte Heini Müller für den Club: „Mein Wunschtraum war es, wenigstens einmal im Stadion mit dem roten Trikot zu spielen.“ Es blieb nicht bei einmal. In 159 offiziellen Punktspielen schoss er 46 Tore für den 1. FC Nürnberg. 1961 wurde er mit den „jungen Wilden“ Deutscher Meister. Am 18. Februar wird er 90 Jahre – und der 1. FC Nürnberg sagt: „Herzlichen Glückwunsch!“

Als Stürmer auf der linken Seite behandelte Heini Müller den Ball so elegant, wie man es sonst nur bei Südamerikanern sieht. Das musste er sich in seiner Kindheit abgeschaut haben, denn die verbrachte er von 1938 bis 1942 in Peru. In Deutschland frönte der junge Müller zuerst dem Radrennsport, bevor er sich dem runden Leder zuwandte. Zunächst beim TSV Roth, wo er mit seiner hohen Ballkunst schnell zum Publikumsliebling avancierte und alle ihn nur noch „Heiner“ nannten. Sein Talent blieb nicht lange unentdeckt. Club-Spion Max Eiberger holte ihn 1954 zum Club.

Gleich in seinem ersten Spiel in der ersten Mannschaft, einem Freundschaftsspiel 1956 gegen Montevideo, machte er sein Tor und gehörte von da an zur Stammformation. An der Seite des erfahrenen Max Morlock reifte Müller zu einem Halblinken der Extraklasse. Gute Ideen, schnelle Reaktion und überlegtes, präzises Abspiel zeichneten ihn aus. „Ich spiele lieber ein bisschen, als dass ich nur die Außenlinie entlangrenne“, lautete seine Devise.

Müller liebte es, etwas zurückgezogen für Druck zu sorgen und seine Kondition auszuspielen: „Ich war wie ein VW. Einmal aufgezogen bin ich gelaufen und gelaufen.“ Das imponierte auch Sepp Herberger. 1957 kam Müller in zwei B-Länderspielen gegen Österreich und Holland zum Einsatz.

Beim DM-Finale 1961 gegen Borussia Dortmund wuchs Müller, der mit seinen 27 Jahren der Zweitälteste der jungen wilden Truppe war, über sich hinaus und machte das Spiel seines Lebens. Er bereitete das 3:0 von Strehl mustergültig vor, das 2:0 schoss er selbst. Für seinen unermüdlichen Einsatz im Endspiel als Antreiber des Nürnberger Sturms hat er eine Erklärung: „Vielleicht die einzige Deutsche, die du mitmachst, habe ich gedacht. Da habe ich mich halt reingehängt."

Müller freute sich nicht nur über den Gewinn der Meisterschaft, sondern auch über ein Victoria-Rennrad, das die Firma jedem Club-Spieler geschenkt hatte. Damit drehte er noch Jahre später seine Runden.

Hatte Müller noch im Pokal-Halbfinale 1962 mitgeholfen, Eintracht Frankfurt mit 4:2 auszuschalten, fehlte er im Finale gegen Fortuna Düsseldorf. Er musste seinen Platz ebenso wie im Meisterschaftsfinale 1962 gegen den 1.FC Köln für Gettinger bzw. Wild räumen. „Die Entscheidung des Trainers kann ich heute noch nicht nachvollziehen.“

Aber Trainer Widmayer blieb ja nicht mehr lange Trainer beim Club. So setzte sich Müller auch in der Bundesliga durch und schoss entscheidende Tore. Im Sommer 1967 war jedoch seine Karriere nach insgesamt 313 Spielen für den Club zu Ende. Max Merkel wusste zwar von den fußballerischen Qualitäten des Automechanikers mit seiner ausgeprägten Leidenschaft für schnelle Autos, er hielt ihn aber für zu alt. „Wenn es eine Verjüngungsspritze gäbe, würde ich dir eine aus meiner eigenen Tasche bezahlen“, sagte Merkel zu Müller.

Im Anschluss daran betreute Müller fünf Jahre die Club-Amateure, dann die Jugend des TSV Roth. Längst hatte sich der Vater eines Sohnes und einer Tochter zusammen mit seiner Frau Carola in Roth nahe dem Schloss ein Gartenfachgeschäft aufgebaut. Sohn Bernd hatte das Talent seines Vaters geerbt und brachte es vom TSV Roth bis in die Amateurmannschaft des 1. FCN und dann zur SpVgg Fürth. Müllers Enkel frönten ebenfalls mit Erfolg dem runden Leder. Der Großvater führte nicht nur akribisch deren Torstatistik, sondern förderte deren Talent durch viele Trainingseinheiten beim TSV Roth.

Wenn er es zeitlich schafft, ist Heiner Müller auch heute bei jedem Club-Heimspiel im Stadion und verfolgt genau das Geschehen beim 1. FC Nürnberg: „Ein Herz für den Club hatte ich schon immer und werde es auch immer haben.“

An seinem Ehrentag geht es ausnahmsweise nicht ins Max-Morlock-Stadion. Eine Würdigung von Heini Müller vor den Club-Fans holt der 1. FC Nürnberg deshalb bei seinem nächsten Stadionbesuch nach.

Alles Gute und viel Gesundheit, lieber Heini! Du bist als Meisterspieler genauso wie als Mensch ein großes Vorbild und Aushängeschild des 1. FC Nürnberg. Wir sind unsagbar stolz, dass Du ein Cluberer bist!


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