Profis Montag, 25.03.2024

Christopher Schindler: Expertise weitergeben

Foto: Sportfoto Zink

208 Zweitligaspiele, 18 DFB-Pokalspiele, 101 Championship-Partien und 74 in der Premier League – Christopher Schindler hat in seiner Karriere bei 1860 München, Huddersfield Town und dem FCN einiges an Erfahrung gesammelt. Diese möchte der 33-Jährige während seines Aufbautrainings bei den Profis verstärkt an die junge Talente des Club weitergeben.

Angefangen hat alles mit den NLZ-Patenschaften vor rund drei Jahren. „Schindi“ wurden gemeinsam mit Johannes Geis und Manuel Schäffler die Teams von der U16 bis zur U19 zugewiesen. „In dieser Zeit habe ich schon gemerkt, dass mir das Thema enorm Spaß bereitet, weswegen ich mich auch sehr engagiert habe“, blickt der Innenverteidiger auf die Anfänge zurück.

Über die Jugendarbeit beim 1. FC Nürnberg findet er nur lobende Worte. Nicht zuletzt untermauern die NLZ-Talente Can Uzun, Nathaniel Brown und Finn Jeltsch in dieser Saison seine Einschätzung. Nach seinem Mittelfußbruch Anfang des Jahres erlebte der gebürtige Münchener eine schwierige Zeit – vor allem mental. Seit Anfang März findet er im Training der U15 Ablenkung und eine neue Aufgabe, während er fleißig am Comeback bei der ersten Mannschaft arbeitet. Beim Team von Trainer Lukas Steinbrenner übernimmt der Club-Profi bis zum Ende der Saison Teile des Trainings. „Es ist natürlich neu für mich, an der Seitenlinie zu stehen und das Spiel aus einer anderen Perspektive zu lesen. Außerdem ist es spannend zu sehen, wie sich durch gewissen Kniffe die Trainingsformen verändern.“ Sein Fokus liegt dabei – natürlich – auf der Abwehrkette.

Tipps für Abwehrtalente

Eines der größten Abwehrtalente des Club ist U17 Welt- und Europameister Finn Jeltsch. Mit ihm stand Schindler vor seiner Verletzung in der Wintervorbereitung noch gemeinsam bei Testspielen auf dem Platz und war da schon begeistert vom 17-Jährigen: „Man merkt ihm sein Alter gar nicht an. Er macht das sehr gut. Natürlich hätte ich gerne noch mehr Zeit auf dem Trainingsplatz oder in Spielen mit ihm verbracht, um gewissen Dinge, die ich mit 26 oder 27 Jahren gelernt habe, weiterzugeben“, sagt der ehemalige deutsche Juniorennationalspieler. Und die wären? „Wenn du als Jugendspieler ins Profiteam rückst, musst du auf dich selbst schauen und deine Leistung bringen. Als Innenverteidiger im Speziellen gilt es darüber hinaus, den Rechtsverteidiger, den Sechser und den anderen Innenverteidiger zu lenken. Außerdem brauchst du eine gute Verbindung zu deinem Torwart.“

In der Premier League musste Schindler dreimal gegen den aktuellen Bayern-Spieler Harry Kane verteidigen. „In diesen Begegnungen habe ich wieder gemerkt, wie wichtig das Blockverhalten sowie das Zusammenspiel mit dem Torwart ist. Das wird aus meiner Sicht unterschätzt. Es passiert noch viel zu häufig, dass Mannschaften ein Gegentor bekommen, weil der Abwehrspieler mit offener Grätsche versucht, den Ball zu blocken, dieser dann durch die Beine von ihm und ins kurze Eck geht. Solche Fehler sind einfach zu vermeiden, indem man ein gutes Zusammenspiel mit dem Torwart hat.“

Veränderungen im Jugendbereich

Er selbst begann seine Karriere in der Jugend von 1860 München und beobachtet einige Veränderungen in der Jugendarbeit. „Wir haben die Trainer früher noch gesiezt. Inzwischen ist das Verhältnis zwischen Spielern und Trainern enger und persönlicher geworden. Es gibt keine Berührungsängste.“ Dass die Jugendspieler gewisse Anweisungen zu wörtlich nehmen und sich darauf versteifen, hat Schindler auch in seiner eigenen Mannschaft schon erlebt und kann sich dadurch in beide Rollen hineinversetzen und somit Schwierigkeit früh erkennen. Von jedem Trainer, unter dem er in seiner Karriere auflief, hat er sich etwas abgeschaut. Die Balance zwischen Nähe und Distanz seinem Team gegenüber ist ihm dabei sehr wichtig, genauso wie Authentizität. „Ich würde immer erst an Prinzipien arbeiten, denn auf die kannst du immer zurückgreifen. Wenn die stimmen, gilt es, an den Feinheiten zu arbeiten.“

Voll integriert

Neben dem Perspektivwechsel sind auch die Trainingszeiten für einen Fußballprofi ziemlich ungewohnt. Die Einheiten der U15 beginnen abends. Dadurch sieht Schindler seine Familie später als sonst, gegen halb neun am Abend ist der Vater zweier Mädchen erst zu Hause. Dort kommt er dann aber mit einem positiven Gefühl und einer gewissen Euphorie an. Denn zuvor hat er etwas Anderes, etwas Neues erlebt, dass ihm sehr viel Spaß macht und ihn vor allem ablenkt: „Ich kann meine Expertise weitergeben, ohne ein Studium in dem Bereich absolviert zu haben. Natürlich gibt es aber noch einiges an Erfahrungen zu sammeln und darauf freue ich mich in den nächsten Monaten.“


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