Profis Mittwoch, 01.04.2020

Auf zwei Freibier mit Robert Vittek

Foto: privat

Pokalsieger mit dem Club, WM-Held für die Slowakei – und seit heute 38 Jahre jung. Der ehemalige FCN-Stürmer Robert Vittek feiert an diesem Mittwoch Geburtstag. Zwölf Jahre ist es mittlerweile her, dass der slowakische Angreifer den Club in Richtung Frankreich verließ. „Ich wäre gerne geblieben“, gesteht er, noch heute hängt sein Herz am 1. FC Nürnberg.

Robert Vittek beginnt das Gespräch mit einem Scherz und einem fröhlichen Lachen. „Ich weiß nicht, ob das gut ist, dass ich Geburtstag habe.“ 38 Jahre wird der Slowake, fünf davon verbrachte er am Valznerweiher. Eine Zeit, auf die er überwiegend positiv zurückblickt. „Ich bin wirklich stolz, dass ich für den 1. FC Nürnberg in der Bundesliga auflaufen durfte“, verrät Vittek. „Das war eine der besten Zeiten, die ich im Ausland erleben durfte. Mein Herz hängt an Nürnberg, ich habe dort tolle Jahre gehabt.“

Tolle, vor allem aber auch erfolgreiche Jahre. Im August 2003 schloss sich Vittek den Franken an. Nicht ganz unschuldig an dem Wechsel: Landsmann Marek Mintal. „Er rief mich damals an und hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihm zu spielen. Auch seinetwegen bin ich nach Nürnberg gekommen.“ Seite an Seite schoss das Duo den Club zur Zweitliga-Meisterschaft und in die Bundesliga, 29 Treffer gingen auf das Konto der slowakischen Co-Produktion. Aus den Mitspielern wurden enge Freunde. „Marek ist wie ein Bruder für mich.“

Pech mit Verletzung, Glück mit Meyer

Doch die erfolgreichen Jahre beim Club, sie hatten auch ihre negativen Seiten und Vittek erlebte auch in Nürnberg das, was ihn mehrfach in seiner Karriere einholen sollte: das Verletzungspech. Sein Bundesliga-Premierenjahr musste Vittek vorzeitig beenden, kam dennoch auf immerhin fünf Saisontore. Wären die Verletzungen nicht gewesen, „vielleicht hätte ich noch mehr zeigen können“, denkt er sich heute, betont aber trotzdem: „Ich bin nicht unglücklich oder traurig, sondern trotzdem stolz auf meine Karriere.“

In seinem zweiten Bundesliga-Jahr spielte Vittek eine durchwachsene, weil torlose Hinrunde, Club-Coach Wolfgang Wolf baute nicht mehr auf den als verletzungsanfällig geltenden Slowaken. „Im Winter war ich dann eigentlich schon mit einem Bein in Marseille, der Trainer hatte nicht mehr auf mich gesetzt.“ Der folgende Trainerwechsel – Hans Meyer ersetzte Wolf – gab Vittek einen neuen Schub. „Meyer wollte nicht, dass ich gehe und hat mir viel Selbstvertrauen gegeben. Das half mir, so eine erfolgreiche Rückrunde zu spielen.“ Sage und schreibe 16 Treffer steuerte Vittek bei, der Club holte 30 Rückrunden-Zähler und kletterte so vom 15. auf den achten Tabellenplatz.

Kakás Klassenkamerad

Ein Jahr später folgte der Pokalsieg. „Die Mannschaft hat in dieser Zeit sehr gut funktioniert, unter Meyer waren wir echt gut“, erinnert sich Vittek an seine erfolgreichsten Jahre, durch die er noch heute, ein Dutzend Jahre später, im Gedächtnis der Club-Fans geblieben ist. Erst kürzlich spazierte Vittek durch die Fußgängerzone Bratislavas, als ein Club-Fan plötzlich seinen Namen skandierte. „Dem habe ich erst mal zwei Bier ausgegeben“, schmunzelt Vittek, den es ein Jahr nach dem Pokalsieg nach Frankreich zog. „Ich wäre gerne in Nürnberg geblieben, aber der Verein war wohl nach dem Abstieg auf Einnahmen angewiesen.“

Für Vittek ging es in Lille weiter, 2010 folgte der Wechsel in die Türkei, wo er innerhalb von zwei Jahren für drei Klubs auflief. Erst im Mai letzten Jahres beendete Vittek seine Karriere in der Heimatstadt Bratislava - inzwischen feilt er aber bereits an der nächsten. Bei der UEFA absolviert Vittek derzeit ein Management-Programm für ehemalige Nationalspieler, drückt dort für 20 Monate mit Weltstars wie Kaká, Drogba, Arshavin und Malouda die "Schulbank". „Das ist eine sehr interessante Sache, ich sammle dort wertvolle Kontakte.“

Trainer oder Sportdirektor

Theoretisch könnte es für Vittek nach erfolgreichem Abschluss in die Sportdirektor-Richtung gehen, doch auch eine baldige Trainer-Laufbahn schließt er nicht aus. "Ich würde meine Erfahrung gerne an junge Spieler weitergeben, daher sage ich auch nicht 'Nein' zum Trainer-Job. Aktuell habe ich aber keine Angebote, der Markt ist in der Slowakei sehr klein." Zeitlichen Druck hat Vittek ohnehin nicht, mit gerade einmal 38 Jahren hat für ihn die Karriere nach der Karriere schließlich gerade erst begonnen.


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