Business Dienstag, 25.04.2023

Am Sonntag: Stolperstein-Verlegung in der Lohengrinstraße

Die Stolpersteine für die Lohengrinstraße

Dass der FC Bayern München mit Kurt Landauer einen jüdischen Präsidenten hatte, ist vielen bekannt. Dass auch der 1. FC Nürnberg mit dem Rechtsanwalt Dr. Leopold Neuburger einen jüdischen Präsidenten hatte, das wissen nur ganz wenige Insider. Das wird sich nun ändern. In Gedenken an den ehemaligen jüdischen Vorsitzenden des 1. FC Nürnberg, seine im KZ ermordete Witwe Hedwig und ihre Kinder Hilde und Kurt lässt der Club zusammen mit "Geschichte Für Alle e.V." am Sonntag, 30.04.23, um 11 Uhr in der Lohengrinstraße 13 in Nürnberg Stolpersteine verlegen.

„Zum Gedenken an unsere am 30. April 1933 von der Mitgliederliste gestrichenen jüdischen Mitglieder initiiert der Club jetzt erstmals und ab dann jedes Jahr an diesem Tag eine Stolpersteinverlegung“, betont Niels Rossow, Kaufmännischer Vorstand des 1. FC Nürnberg. Am 30. April 1933 hatte der 1. FCN schon kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland in vorauseilendem Gehorsam 142 seiner Mitglieder von der Mitgliederliste gestrichen, nur weil sie Juden waren.

Dieses Jahr geht es bei der Stolperstein-Verlegung um die Familie Neuburger. Der jüdische Rechtsanwalt Dr. Leopold Neuburger war als Vorsitzender des 1. FC Nürnberg maßgeblich am Aufschwung des Club in den 1920er Jahren beteiligt. Mit Kauf und Ausbau des Sportpark Zabo legte er die wirtschaftliche Basis für fünf Deutsche Meisterschaften in den „Goldenen Zwanzigern“. Er setzte sich für Völkerverständigung und gegen Nationalismus im Sport ein. Am 25. Juli 1928 verstarb Dr. Leopold Neuburger im Alter von nur 46 Jahren.

Club-Fans und Geschichtsinteressierte sind herzlich eingeladen

Seine Ehefrau Hedwig spielte Tennis beim 1. FCN, Sohn Kurt war in der Leichtathletikabteilung des 1. FC Nürnberg aktiv. Zum 30. April 1933 wurde Hedwig Neuburger von der Mitgliederliste gestrichen, zum 31. Dezember 1933 ihr Sohn Kurt. Hedwig Neuburger, die mit Kindern und Mutter längere Zeit in der Lohengrinstraße 13 lebte, wurde am 29. November 1941 zusammen mit 1.000 weiteren Juden aus Nürnberg ins KZ Jungfernhof nahe Riga deportiert und dort ermordet. Ihr Sohn Kurt emigrierte 1934 nach Großbritannien, seine Schwester Hilde folgte 1937.

Vor dem Wohnhaus in der Lohengrinstraße 13 werden am Sonntag, 30.04.23, ab 11 Uhr Niels Rossow, Kaufmännischer Vorstand des 1. FC Nürnberg, begrüßen und Club-Historiker Bernd Siegler über die Familie Neuburger informieren. Über das Engagement des 1. FC Nürnberg gegen Antisemitismus berichtet Hannes Orth, Bereichsleitung Community & Membership 1. FC Nürnberg, und zu den Stolpersteinen als Teil der Erinnerungskultur in Nürnberg informiert Dr. Pascal Metzger, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Verein „Geschichte Für Alle“. Club-Fans und Geschichtsinteressierte sind zur Stolpersteinverlegung herzlich eingeladen.

Stolpersteine: größtes dezentrales Mahnmal der Welt

Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Mit kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Die bronzenen Steine werden meist vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der NS-Opfer in den Gehweg eingelassen. Mit über 75.000 Stolpersteinen in Deutschland und 21 europäischen Ländern gelten sie als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Im letzten Jahr wurde u.a. vor dem Max-Morlock-Stadion mit Stolpersteinen an den ehemaligen jüdischen Club-Trainer Jenö Konrad, seine Frau Grete und die Tochter Evelyn Stolpersteine gedacht.

Dr. Leopold Neuburger

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