Profis Teamcheck Sonntag, 07.12.2014

1860 München: Ein Verein sehnt sich nach der Bundesliga

Vor dem anstehenden Heimspiel beleuchtet fcn.de den Gegner und benennt die Stärken der Münchner.

Foto: Sportfoto-Zink

Tradition kann vieles, verbinden zum Beispiel, stolz machen oder Türen öffnen. Und da sie zu den wenigen Dingen gehört, die man nicht kaufen kann, ist sie ein echter Schatz. So gesehen ist der TSV München 1860, wie sein Namenszusatz verrät, eigentlich ein reicher Klub. Allerdings lehren die Löwen, einer der stolzesten und bekanntesten Vereine unserer Republik, dass Tradition mitunter ein Rucksack sein kann, denn aus ihr erwachsen auch Erwartungen und Verpflichtungen. "Ein Verein wie 1860 gehört einfach in die Bundesliga" ist ein Satz, den man nicht nur in München oder aus den Mündern der Löwen-Fans hört, sondern auch mal in Flensburg vernimmt. Die handelnden Personen des Traditionsvereins waren und sind somit in gewisser Weise auch Getriebene der alten Triumphe:  Nichts wie raus aus der Zweitklassigkeit, verheißen diese und wurden somit zum Imperativ der Vereinspolitik.

Hinzu kommt der Umstand, dass für die Blau-Weißen auch aus ökonomischen Gründen die Rückkehr in die Bundesliga nahezu Pflicht ist, die Historie lässt ebenfalls grüßen, wenn auch in diesem Fall die jüngere. Die Entscheidung, als gleichberechtigter Partner mit dem FC Bayern die Allianz-Arena zu bauen, entpuppte sich spätestens mit dem Bundesliga-Abstieg 2004 als viel zu hohes Risiko. Hätten die Bayern den Löwen deren Anteile ein paar Jahre später nicht abgekauft, den TSV 1860 würde es in dieser Form nicht mehr geben. Das Ganze hat freilich aus der Sicht der Löwen einen Pferdefuß, einen riesigen dazu:  Sie sind Mieter und zahlen dementsprechend für jedes Heimspiel an den Ortsrivalen – und dies aufgrund alter Verträge in einer Höhe, die nur ein Bundesligist mehr oder minder problemlos stemmen könnte.

Aufbruchstimmung schnell verpufft

Somit konnten die Löwen auch vor dieser Saison gar nichts anders, als die Vision vom Aufstieg wieder einmal energisch zu postulieren. Die einen wie Sportdirektor Gerhard Poschner dezent in einer Aber-Tonlage, die anderen wie Trainer Ricardo Moniz mit Selbstbewusstsein. Auf die Frage, wer denn aufsteigen werde, erwiderte der Niederländer nur drei Buchstaben: "wir" – und dies zu einem Zeitpunkt, als er zwar wusste, dass er mit einem offensiv aggressiven 4-3-3-Spielstil die Spitze der Liga im Sturm nehmen wollte, sich allerdings noch im Unklaren darüber befand, welches Personal ihm genau zur Verfügung stehen würde.

Die Hardcore-Löwen-Fans saugten diesen Optimismus auf wie süßen Honig. Die Pragmatiker indes fragten sich voller Skepsis, ob der Trainer sich und seinem Team nicht eine zu hohe Bürde auferlegen würde. Heute wissen wir längst: Letztere haben Recht behalten, der für seine Trainingsgestaltung allerseits anerkannte Fachmann Moniz ist seit dem achten Spieltag bereits wieder Geschichte.

Von Ahlen neuer Coach

Für ihn hat Markus von Ahlen übernommen, ein geerdeter, ruhiger Mann, der sich in der vergangenen Saison als Übergangslösung für Friedhelm Funkel hervorragend geschlagen hatte und Anfang Oktober mit Bernd Schuster einen berühmten Mitbewerber auf den Cheftrainer-Posten ausgestochen hat. Seine bisherige Bilanz, zumindest die nackten Zahlen, liest sich ernüchternd. Nach dem jüngsten 0:2 zu Hause gegen den FSV Frankfurt ist oben endgültig ganz weit weg, unten hingegen, sprich die Abstiegsplätze, bedrohlich nahe.

"Wir brauchen Punkte", lautet von Ahlens nüchterne Forderung vor dem Spiel gegen den Club. Dass er kurz nach seiner Beförderung noch davon sprach, dass "der Aufstieg das Ziel sein muss", klingt zunächst nach einem Widerspruch - ohne jedoch einer zu sein. Der 43-Jährige hatte nämlich zugleich Geduld angemahnt und als Ziel eine Entwicklung ausgegeben, die eines Tages zurück in die Bundesliga führt.

Stärke in der Fremde gefunden

Im Hier und jetzt sind die unter von Ahlen noch weiter verjüngten Löwen erst einmal froh, dass sie auswärts antreten dürfen. Während ihnen zu Hause aufgrund einiger unnötigen Pleiten mittlerweile die Sicherheit und das Selbstbewusstsein abhanden gekommen sind, um tiefstehende Gegner entscheidend aus der Reserve zu locken, zeigen sie in der Fremde, dass sie sich sehr wohl weiterentwickelt haben.

In Bochum (3:0) und bei Union (4:1) gefielen sie unlängst, befreit von Aufgabe der Spielgestaltung, als kampfstarkes, kompaktes und eiskalt konterndes Kollektiv. Dass sie als fünftbestes Auswärtsteam der Liga nach Nürnberg anreisen, kommt jedenfalls nicht von ungefähr. 

Spieldaten

16. Spieltag, 2. Bundesliga 2014/2015
2 : 1
1. FC Nürnberg
14. Alessandro Schöpf 1:0
17. Jakub Sylvestr 2:0
1860 München
28. Jürgen Mössmer (Eigentor) 2:1
Stadion
Grundig Stadion
Datum
08.12.2014 19:15 Uhr
Schiedsrichter
Robert Kampka
Zuschauer
31079

Aufstellung

1. FC Nürnberg
Rakovsky - Celustka - Mössmer - Hovland - Bulthuis - Petrak - Polak (67. Candeias) - Koch - Schöpf - Füllkrug (78. Stark) - Sylvestr (89. Dittgen)
Reservebank
??, Bihr, Pachonik, Ramirez, Stark, Candeias, Dittgen
Trainer
René Weiler
1860 München
Ortega Moreno - Angha - Vallori - Schindler - Wittek - Weigl - Stark (83. Claasen) - Wolf (66. 18466) - Adlung - Rama (46. Vollmann) - Mulic
Reservebank
Eicher, Kagelmacher, Volz, Wojtkowiak, Claasen, 18466, Vollmann
Trainer
Markus von Ahlen

Ereignisse

14. min Spielstand: 1:0
Alessandro Schöpf

17. min Spielstand: 2:0
Jakub Sylvestr

28. min Spielstand: 2:1
Eigentor: Jürgen Mössmer

32. min Spielstand: 2:1
Martin Angha

36. min Spielstand: 2:1
Jürgen Mössmer

46. min Spielstand: 2:1
Korbinian Vollmann kommt für Valdet Rama

52. min Spielstand: 2:1
Fejsal Mulic

58. min Spielstand: 2:1
Martin Angha

66. min Spielstand: 2:1
18466 kommt für Marius Wolf

66. min Spielstand: 2:1
Dave Bulthuis

67. min Spielstand: 2:1
Daniel Candeias kommt für Jan Polak

73. min Spielstand: 2:1


78. min Spielstand: 2:1
Niklas Stark kommt für Niclas Füllkrug

79. min Spielstand: 2:1
Robert Koch

83. min Spielstand: 2:1
Daylon Claasen kommt für Yannick Stark

89. min Spielstand: 2:1
Maximilian Dittgen kommt für Jakub Sylvestr

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