Profis Samstag, 02.05.2020

120 Jahre 1. FC Nürnberg: Auf dem Fahrrad zur Premiere

Die Spieler des 1. FC Nürnberg (in gestreiften Hemden) und des 1. FC 01 Bamberg am ersten "offiziellen" Spieltag der Club-Geschichte (Foto: Archiv 1. FCN).

Was für eine Historie: Kein Verein in Deutschland feierte so viele Erfolge (neun Meisterschaften, vier Pokalsiege) und kann gleichermaßen auf so viele dramatische Momente zurückblicken. Langweilig war und wird es beim Club wohl nie, inzwischen seit immerhin 120 Jahren. Zum Geburtstag am Montag, 04.05.2020, beleuchten wir in einer kleinen Serie besondere Momente der umfassenden Club-Historie. Heute: die ersten offiziellen Partien gegen den 1. FC 01 Bamberg.

29. September 1901. Rund anderthalb Jahre, nachdem 18 Gymnasiasten in der Nürnberger Burenhütte den 1. FC Nürnberg gründeten, bestritt der Club in Bamberg seine erste offizielle Partie. Es sollte ein sportlicher Städtewettkampf werden: ein Hinspiel beim gerade erst gegründeten 1. FC 01 Bamberg, ein Rückspiel in Nürnberg. Gleichzeitig sollte das Aufeinandertreffen Aufmerksamkeit und Werbung für den neuen Sport erzielen.

„Wie damals der Kontakt zustande kam, ist nicht genau bekannt. Wahrscheinlich waren sie wie alle Mannschaften auf der Suche nach Gegnern, die nach Assoziationsregeln spielten“, erklärt Bernd Siegler, Archivar des 1. FC Nürnberg, über ein Jahrhundert später. Das erste Jahr nach der Gründung wurde beim Club nämlich nicht der Fußball gespielt, wie man ihn heute kennt. „Das war eine ziemlich wilde Zeit, eher eine Mischung aus Rugby und dem englischen Assoziationsfußball. Damals durfte man den Ball noch mit der Hand aufnehmen.“

Mit dem Fahrrad nach Bamberg

Erst nach einem Jahr legte sich der 1. FCN fest, nach Assoziationsregeln zu spiele. Fortan wurde der Ball nur noch mit den Füßen gespielt. Die Gründe dafür: „Für die Rugby-Regeln wurden 30 Spieler benötigt, man hatte nicht genug zur Verfügung. Außerdem gab es einfach keine gescheiten Mannschaften als Gegner“, stellt Siegler dar.

In einem Probespiel gegen die Angestellten der Schuckertschen Elektrizitätswerke testeten die früheren Cluberer erstmals das neue Regelwerk und gingen prompt als Sieger hervor. Am 29.09.1901 folgte schließlich das erste offizielle Spiel in Bamberg. Aus heutiger Sicht etwas kurios erscheinend: Weil sich ein Großteil der Mannschaft kein Zugticket nach Bamberg leisten konnte, bewältigte das Team die 60 Kilometer am Spieltag einfach mit dem Fahrrad.

Sieg im Hinspiel

4-2-3-1, 4-4-2, 4-3-3 – eher Fehlanzeige. Heutige Taktik-Fanatiker wären bei einer Zeitreise in diese Fußball-Epoche zumindest in dieser Hinsicht wohl nicht auf ihre Kosten gekommen. Die Ur-Jahre des Fußballs waren weit weg von dem, wie wir ihn heute kennen und lieben. Das zeigte sich auch in den Begegnungen zwischen Bamberg und Nürnberg. Wo der Ball, da auch sämtliche Spieler – mit Ausnahme der Torhüter. Vor den Augen hunderter Zuschauer – die Partie wurde im Vorfeld in der Bamberger Presse groß angekündigt – stürzten sich die Akteure auf den Ball, kämpften wild und mit viel Kampf um das ledernde Spielgerät.

Im Hinspiel sollte der Club die Oberhand behalten, mit 2:0 gewann der 1. FCN. Vor der Heimreise verbrachten die Spieler beider Teams noch einen geselligen Abend, stießen auf den Fußball an und ließen ihre Partie Revue passieren.

Deutlicher Sieg im Rückspiel

Drei Wochen später kam es in Nürnberg zum Wiedersehen. Auf der Deutschherrnwiese traten beide Teams erneut gegeneinander an, diesmal fiel das Ergebnis sogar deutlicher aus. Mit 5:1 dominierte der FCN die Partie und sicherte sich somit den zweiten Sieg in Folge. Auch wenn zu der Zeit das Medieninteresse überschaubar war - die Nürnberger Presse druckte nicht eine einzige Zeile zum Spiel - die zwei Partien gegen Bamberg erzeugten eine neue Leidenschaft, mit der sich der 1. FC Nürnberg in den folgenden Jahren erst in Bayern und schließlich bundesweit einen großen Namen machte.

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