Hört hier das Portrait zum FC Everton von Mathias Zeck vom Club-Medienpartner Radio Gong 97,1 nach der Gruppenauslosung.

Die Toffees

Der Macher beim FC Everton: Manager David Moyes

Nürnberg - Am Donnerstagabend (08.11.07), ab 21.05 Uhr, ist im easyCredit-Stadion feinste englische Fußball-Tradition zu Gast. Der FC Everton, am 2. Spieltag der UEFA-Cup-Gruppe A erster Gegner des Club, ist eine Legende. Die Liverpooler, auch "Toffees" oder "Blues" genannt, blicken als einziger Verein der Premier League auf 100 Jahre Erstklassigkeit zurück - und das seit mittlerweile mehr als 50 Jahren am Stück.

Mit solchen Zahlen können nicht einmal die fantastischen Vier im englischen Fußball - ManU, Arsenal, Chelsea und der Erzrivale FC Liverpool - aufwarten. Legt man die Drei-Punkte-Regelung für einen Sieg in der Meisterschaft zugrunde, ist Everton hinter Rekordmeister FC Liverpool zweitbester englischer Fußball-Verein überhaupt.

"Goodison's Greatest Night"

"Everton ist eine der traditionsreichsten englischen Mannschaften. Wie lange die schon immer dabei sind, ist sensationell", sagt Nürnbergs Coach Hans Meyer über den 1878 gegründeten Klub. Wie der 1.FCN wurde der Everton Football Club neunmal Meister (zuletzt 1991). Dazu kommen fünf FA-Cup-Siege (zuletzt 1995). Größter Triumph der Toffees auf europäischer Bühne war 1985 der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger im Rotterdamer "de Kuip" gegen Rapid Wien. Noch legendärer das Halbfinale, als die Schützlinge von Erfolgstrainer Howard Kendall den FC Bayern nach einem 0:0 im Münchner Olympiastadion mit 3:1 aus dem Wettbewerb kegelten: "Goodison's Greatest Night" - die Partie gilt heute als die beste, die je im Goodison Park ausgetragen wurde.

Torwart Neville Southall, Trevor Francis und Kevin Sheedy gehörten damals zum Kader. Ein Jahr später wechselte von Leicester City ein gewisser Gary Lineker an den Mersey. Bekanntester Spieler Evertons in der jüngeren Geschichte ist Wayne Rooney, der 2004 für die Ablöse von 23 Millionen Pfund zu Manchester United wechselte. Der Entdecker Rooneys, der ihn als 16-Jährigen in die erste Mannschaft steckte, David Moyes, ist noch heute Teammanager der Toffees. Der Schotte übernahm im März 2002 das Ruder, als dem ruhmreichen Klub der Abstieg drohte. Der weitgehend unbekannte Mann, vom zweitklassigen Preston North End gekommen und ohne jede Erstliga-Erfahrung, rettete Everton. Und führte die Toffees - abgesehen von einem sportlichen Hänger in der Saison 2003/04 - Stück für Stück nach oben.

Alter und neuer Rooney

Sicherlich - das Maß der Dinge in der Premier League bleiben ManU, Chelsea, Arsenal und Liverpool. Aber ein Platz unter den ersten sechs ist für Everton jederzeit möglich. So wie in der vergangenen Saison, als man sich für den UEFA Cup qualifizierte. In die Gruppenphase mühten sich die Toffees gegen die Ukrainer von Metalis Kharkiv mit einem 1:1 und 3:2, um dann am 1. Spieltag mit einem 3:1-Heimsieg gegen Larissa gleich an die Tabellenspitze der Gruppe A zu stürmen.

Moyes und seiner Crew ist es - natürlich auch mit Hilfe der Rooney-Millionen - gelungen, einen schlagkräftigen Kader zusammenzustellen. Und ein "neuer" Rooney ist mit dem 19-jährigen James Vaughan auch schon gefunden. Der schrieb im April 2005 im Alter von 16 Jahren und 271 Tagen mit seinem Treffer zum 4:0 gegen Chrystal Palace als jüngster Torschütze der Premier League Fußballgeschichte. Zugleich unterbot er klubintern als jüngster jemals eingesetzter Spieler und jüngster Torschütze gleich zwei Bestmarken Rooneys. Zuletzt von einer Schulterverletzung schachmatt gesetzt, feierte Vaughan am vergangenen Samstag mit seinem Treffer zum 3:1-Endstand gegen Birmingham ein tolles Comeback.

Drei aus der Bundesliga

Weitere Korsettstangen des Teams, das Moyes zumeist im typisch englischen 4-4-2 formiert, sind der letzte Saison bei Dortmund nicht in Tritt gekommene Südafrikaner Steven Pienaar und der von Evertons Fans in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils zum besten Saisonspieler gewählte Baske Mikel Arteta. Zum Edeltechniker im Mittelfeld gesellen sich Philip Neville (ehemals ManU), der schottische Shootingstar James McFadden sowie der australische Nationalspieler Tim Cahill.

Im Angriff kreuzgefährlich ist der nigerianische Goalgetter Ayegbeni Yakubu. Und als Mann fürs Grobe springt dann auch immer mal wieder der ehemalige Hamburger Thomas Gravesen ein. Der Däne bestritt einst 75 Spiele für den HSV, hat aber keinen Stammplatz. Ebenso wie der frühere Kölner Keeper Stefan Wessels, der hinter US-Goalie Tim Howard die Nummer zwei ist. Zuletzt zeigte Everton ansteigende Form: Nach einem Fehlstart gelangen der Truppe von Motivationskünstler und Fitnessfanatiker Moyes vier Pflichtpiel-Siege hintereinander. In der Premier League kletterten die Toffees auf Rang acht.

Gegen deutsche Klubs noch ungeschlagen

Bislang stehen zehn Europapokal-Teilnahmen (dreimal Landesmeister-, zweimal Pokalsieger- und fünfmal UEFA-Pokal-Wettbewerb) für Everton zu Buche. Abgesehen von den Bayern erlebte mit Borussia Mönchengladbach ein weiterer Bundesligist mit den Blues sein blaues Wunder. Im Achtelfinale des Pokals der Landesmeister 1970/71 stolperten die Fohlen nach Elfmeterschießen. Das erste Kräftemessen Evertons mit einem deutschen Klub im Europapokal gab's allerdings - man höre und staune - gegen den 1.FCN. Beide Teams trafen in der Saison 1965/66 im damaligen Messepokal aufeinander. Nach einem 1:1 in Nürnberg reichte Everton im Rückspiel ein 1:0 zum Weiterkommen.

Auch wenn es den "Mother Noblett's Toffee Shop" unweit des Goodison Parks mit seinen leckeren Pfefferminzbonbons schon lange nicht mehr gibt, käme der erste Sieg einer deutschen Vereinsmannschaft gegen die Toffees - zumindest aus Nürnberger Sicht - noch nicht zu spät.

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