I-Tüpfelchen gegen Unterhaching

Nürnberg - Am Dienstagabend (19.12.06, 19.30 Uhr) ist es nach über einem Jahr endlich mal wieder so weit: Im easyCredit-Stadion darf Pokalatmosphäre geschnuppert werden! Der 1. FC Nürnberg empfängt im Achtelfinale des DFB-Pokals den Zweitligisten SpVgg Unterhaching. Zum letzten Mal gab es am 25. Oktober 2005 vor heimischer Kulisse in der 2. Runde des Pokals einen 3:0-Sieg gegen Dynamo Dresden.

Im Vorfeld der diesjährigen Begegnung ist die Stimmung am Valznerweiher nach der tollen Hinrunde ausgezeichnet. "Ohne, dass wir uns zurücklehnen oder selbst beweihräuchern wollen: Was uns mit dieser Mannschaft bis jetzt gelungen ist, hätte ich vorher wirklich nicht geglaubt. Da bin ich richtig zufrieden", zog Hans Meyers am Montag auf der Pressekonferenz eine positive Zwischenbilanz. Den guten Eindruck gilt es, mit einem Sieg im Pokalspiel für die Winterpause zu konservieren. "Wir wollen der guten Vorrunde das i-Tüpfelchen aufsetzen", so Meyer.

"Unsere Spieler sind vorgewarnt"

Nürnberg und Unterhaching treffen im DFB-Pokal zum ersten Mal aufeinander. In der zweiten Liga gab es zwischen 1995 und 2004 aber insgesamt sechs Begegnungen, von denen der Club keine einzige verlor. Im heimischen Stadion fuhr der 1.FCN zwei Siege und ein Remis ein - bei 6:2 Toren. In Unterhaching trennten sich die Kontrahenten dreimal unentschieden (3:3 Tore). Das letzte Pflichtspiel fand  am 28. März 2004 in Nürnberg statt. Die Franken siegten nach Toren von Robert Vittek, Sasa Ciric und Jacek Krzynowek überlegen mit 3:0, eroberten die Tabellenführung und standen nur wenige Wochen später als Aufsteiger ins Oberhaus fest. Dennoch: Niemand beim Club erwartet, dass die Partie gegen Haching ein Selbstläufer wird.

"Wir nehmen den Gegner sehr ernst", ist von allen Seiten zu hören. Meyer erinnerte an die Blamage des Herbstmeisters aus Bremen: "Pirmasens ist meiner Meinung nach schwächer einzuschätzen als Unterhaching. Trotzdem haben die Werder Bremen aus dem Pokal gehauen. Unsere Spieler sind also vorgewarnt und werden den Gegner nicht unterschätzen." Zumal Unterhaching den Bremen-Bezwinger Pirmasens in der zweiten Pokalrunde auswärts mit 3:0 besiegte. In der ersten Runde hatte sich Harry Deutingers Elf bei SSVg Velbert ebenfalls mit 3:0 durchgesetzt. Die Cluberer, die durch Siege in Cloppenburg (1:0) und Paderborn (2:1 n. V.) ins Achtelfinale eingezogen sind, haben auch noch aus dem Testspiel vom 1. August dieses Jahres beste Erinnerungen an den Zweitligisten. Damals verloren sie bei den Oberbayern mit 0:2. Beide Treffer der Partie erzielte der wohl torgefährlichste Hachinger Michal Kolomaznik.

Unterhaching in der zweiten Liga in Abstiegsgefahr

In der Meisterschaft lief es für die Kicker aus dem Vorort von München bislang nicht gut. "Mit 18 Punkten in der Vorrunde können wir nicht zufrieden sein", bestätigte Abwehrmann Carsten Sträßer. Die Spielvereinigung belegt mit einem Zähler Vorsprung auf den 15. Rang den letzten Nicht-Abstiegsplatz. Aber die Tabellensituation ist nicht unbedingt ein Abbild des aktuellen Leistungsstandes der Mannschaft, die in den vergangenen zehn Jahren nur eine Saison nicht dem Profifußball angehörte. Am vergangenen Freitag spielten Deutingers Schützlinge besser als Spitzenreiter Rostock und kamen lediglich aufgrund der eigenen Abschlussschwäche nicht über ein 0:0 hinaus.

Dass Unterhaching ein sehr unbequem zu spielender Gegner ist, der kompakt steht, die Räume dicht macht, um aus einer massiven Abwehr heraus seine tödlichen Stiche in Form von Kontern zu setzen, musste vor kurzen auch 1860 München erfahren. Die Löwen gerieten bei der Spielvereinigung mit 1:5 unter die Räder. Für Innenverteidiger Frederic Page Grund genug, sich optimistisch zu geben: "Wenn wir so auftreten wie zuletzt, ist eine Überraschung möglich." Teamkollege Sträßer ergänzte: "Mit einem Sieg gegen Nürnberg ist Weihnachten gerettet." Ähnlich denkt Hachings Trainer Deutinger (59), der dem Verein seit 21 Jahren in wechselnden Funktionen die Treue hält und inzwischen in der zweiten Saison den Stuhl des Cheftrainers inne hat: "Wir tun alles dafür, um die Sensation zu schaffen."

DFB-Pokal: Große Chance, international zu spielen 

Aber die Nürnberger Profis sind natürlich ihrerseits heiß auf den Einzug ins Viertelfinale, mit dem sie nicht nur eine Prämie von 400.000 Euro einstreichen dürften. Im Falle des Weiterkommens gäbe es nur noch drei Hürden auf dem Weg zum internationalen Comeback nach 1988 zu nehmen. Die beiden UEFA-Cup-Erstrundenspiele gegen Rudi Völlers AS Rom (2:1 und 1:3 n. V.) waren die bislang letzten Auftritte der Franken auf der europäischen Fußballbühne. Das sollte sich, geht alles nach Plan, bald ändern. Hans Meyer: "Die Frankfurter Eintracht hat bewiesen, wie schnell du im Pokal plötzlich in Europa bist. Das ist eine große Chance."

Der Club stand letztmals 1995 im DFB-Pokal unter den letzten Acht (0:1 in Düsseldorf). Die SpVgg Unterhaching feierte ihren größten Erfolg im deutschen Cup-Wettbewerb in der Saison 2002/03, als der damalige Drittligist nach Siegen über Mainz, Union Berlin und Hansa Rostock erst im Viertelfinale knapp gegen Bayer 04 Leverkusen (6:7 n. E.) den Kürzeren zog.

Nürnberg mit nur einer Startelf-Veränderung

Hachings Coach Deutinger wird am Dienstag voraussichtlich auf das Team vertrauen, das in den vergangenen Wochen aufsteigende Tendenz gezeigt hat. Ausfälle muss der Trainer der Oberbayern nicht beklagen. Lediglich Babacar N'Diaye, der gegen Rostock enttäuschte, wird seinen Startplatz voraussichtlich verlieren.

Auch Hans Meyer hat angekündigt, keine Experimente zu wagen und auf die Anfangself aus der letzten Partie gegen Hannover 96 zu bauen. Innenverteidiger Glauber wird erneut ausfallen. Die einzige Veränderung: Für Kapitän Raphael Schäfer, der sich beim 3:1 gegen die Niedersachsen am Knie verletzte (Innenbandanriss), steht Daniel Klewer zwischen den Pfosten. Der zweite Torhüter hatte schon am Samstag bei seinem ersten Saisoneinsatz eine sehr gute Figur gemacht.

Kolomaznik will seine Serie fortsetzen

Schattenkopfball: Ein Sechziger und Michal Kolomaznik (li.)

Nürnberg - Wenn der Club am Dienstagabend (19.12.06) die SpVgg Unterhaching im Pokal-Achtelfinale zum Tanz bittet, ist Obacht bei einem Gäste-Spieler ganz besonders angebracht: Michal Kolomaznik. Der 30-Jährige zeichnet sich durch einen ausgeprägten Torinstinkt aus, was auch schon der 1.FCN zu spüren bekam. Kolomaznik schenkte den Cluberern bei zwei Aufeinandertreffen drei Treffer ein.

Auch für den TSV München 1860, seinem letzten Verein, netzte der technisch gute und bewegliche Stürmer, der sich als hängende Spitze genauso wohl fühlt wie im offensiven Mittelfeld, regelmäßig ein. Gleich in der ersten Saison markierte der Tscheche 15 Treffer in 34 Zweitligaspielen. Wegen Leistenproblemen musste er in der darauffolgenden Rückrunde fast komplett aussetzen. Seine Karriere in Deutschland begann "Kolo" beim SSV Jahn Regensburg (4 Tore in 16 Spielen).


fcn.de: Michal Kolomaznik - schön, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Am Dienstag hofft ihre Mannschaft auf eine Pokal-Sensation beim Club. Wie schätzen Sie die Chancen auf ein Weiterkommen ein?

Michal Kolomaznik: Ich denke schon, dass wir eine gute Chance haben, weiter zu kommen. Wir sind zwar nicht der Favorit, aber das ist eher ein Vorteil für uns. Wichtig wird sein, so lang wie möglich ohne Gegentor zu bleiben.

In der 1. Runde gegen den Oberligisten SSVg Velbert haben Sie ein Tor gemacht, in der 2. Runde gegen den Regionalligisten FK Pirmasens zwei: Wie viele Kolomaznik-Tore muss der 1. FC Nürnberg heute befürchten?
 
Michal Kolomaznik: Wer die Tore macht, sollte nicht so wichtig sein. Hauptsache, wir sind erfolgreich. Es wäre natürlich schön, wenn ich mit einem Tor von mir die Mannschaft in die nächste Runde schießen könnte.

Mit dem Club haben Sie bisher zwei Erfahrungen gemacht. Im Zweitligaspiel mit Regensburg in der Saison 2003/04, als ihr Tor zum 1:0-Endstand laut eigener Aussage das schönste ihrer Karriere gewesen sei. Und in dieser Spielzeit im Testspiel mit Unterhaching, als Sie mit zwei Toren die Begegnung im Alleingang entschieden. Treffen Sie gegen den 1.FCN besonders gern?
 
Michal Kolomaznik: Es gibt sicherlich Mannschaften, gegen die läuft es besser, gegen andere schlechter. Man sollte sich aber nicht zu sehr darauf verlassen, was in der Vergangenheit war. Jedes Spiel entwickelt seinen eigenen Charakter. Ich hätte aber, ehrlich gesagt, nichts dagegen, wenn ich diese Serie heute fortsetzen könnte.

In Ihren zwei Jahren beim TSV 1860 lief es eigentlich sehr gut - außer in der letzten Rückrunde, als Ihnen Leistenprobleme zu schaffen machten. Nach nur einem Einsatz am 18. Spieltag legte der Klub auf ihre Dienste keinen Wert mehr und gab Sie im Sommer ab. Die Begründung: Sie seien zu verletzungsanfällig. Für Unterhaching haben Sie in dieser Hinrunde aber 15 Spiele gemacht. Wie passt das zusammen?

Michal Kolomaznik: Ich war natürlich lange Zeit verletzt. Da fehlt Spielpraxis und man kann nicht zeigen, was man drauf hat. Der Wechsel nach Unterhaching war absolut positiv für mich. Zurück schaue ich nicht. In der Winterpause möchte ich mich weiter verbessern und für Unterhaching noch mehr Spiele und wenn möglich auch noch weitere Tore schießen.

Ihre Mannschaft liegt mit 18 Punkten ganz nahe der Abstiegszone auf Platz 14. Wie bewerten Sie die Leistungen der Spielvereinigung in der Hinrunde?

Michal Kolomaznik: Wir haben mit unseren fünf unglücklichen 0:1-Niederlagen viele Punkte verspielt. Außerdem kamen zwei ganz schwache Heimspiele gegen Augsburg und Burghausen dazu. Uns fehlen jetzt natürlich einige Punkte, aber ich bin überzeugt, dass wir uns in der Winterpause noch weiter festigen und konstanter werden. Wir sollten dann hoffentlich so früh wie möglich den Klassenerhalt schaffen.

Das Feld in der unteren Tabellenregion liegt sehr dicht beieinander. Wie sehen Sie die Chancen?

Michal Kolomaznik: Wir haben eine junge, willenstarke Mannschaft, die in der Vorrunde gezeigt hat, dass sie absolut das Potenzial hat, gegen jeden zu bestehen. Wenn wir es schaffen, unsere Chancen noch besser zu nutzen und wir weiterhin defensiv so diszipliniert spielen, sollten wir mit den Abstiegsplätzen gar nichts zu tun haben. Aber wir wissen, dass es bis zum Schluss schwer wird, so ausgeglichen, wie die Liga ist. Aber am Ende werden wir, da bin ich hundertprozentig sicher, mindestens vier Mannschaften hinter uns lassen.

Vielen Dank, "Kolo". Für den Klassenerhalt wünschen wir Ihnen viel Glück!

Weitere Informationen zu Kolomaznik findet ihr auf seiner Homepage.

Unter Kircher zweimal eine Runde weiter

Knut Kircher richtet seine Schnürsenkel beim Spiel in Frankfurt

Nürnberg - Knut Kircher aus Rottenburg leitet am Dienstagabend (19.12.06, 19.30 Uhr) das DFB-Pokalheimspiel des 1. FC Nürnberg gegen die SpVgg Unterhaching. Der 37-jährige Maschinenbauingenieur pfiff bisher zwei Pokalpartien mit Club-Beteiligung, beide Male kamen die Franken eine Runde weiter: beim FC Teningen (1:0) in der Saison 2004/05 und beim 1. FC Eschborn (4:0) in der Saison 2005/06.

In der Bundesliga konnte der Club dagegen unter Kirchers Leitung noch nicht gewinnen. Außer fünf Niederlagen sprangen lediglich fünf Unentschieden (eins davon in dieser Spielzeit, 2:2 in Frankfurt) heraus.

Kircher, der verheiratet ist und drei Kinder hat, pfiff in der Bundesliga bislang 79 Begegnungen und zählt seit 2004 zu den FIFA-Schiedsrichtern. Sein Gespann besteht aus den Assistenten Markus Scheibel und Stefan Lupp sowie dem vierten DFB-Offiziellen Harald Sather.

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