Voll im Soll

Wie immer sehr engagiert an der Seitenlinie: Hans Meyer

Nürnberg/Hamburg - Warum sein Team nicht ganz oben in der Tabelle mitmischt, wusste 1.FCN-Trainer Hans Meyer nach dem 0:0 am Samstag (09.12.06) in Hamburg ganz genau: "Nach vorn haben wir zu wenig inszeniert. Wenn wir in jedem Spiel zwei bis drei Tore schießen würden, wären wir nicht im gesicherten Mittelfeld, sondern wie Werder Bremen ganz vorn."

Immerhin - die Cluberer haben sich mit ihrem elften Unentschieden in der oberen Tabellenhälfte behaupten können und liegen gemessen an der vor dem Saisonstart ausgegebenen sportlichen Zielsetzung mit Platz neun und 20 Punkten voll im Soll.

Erst drei Siege, aber erst zwei Niederlagen

An die Adresse aller Fans, die dennoch das ungute Gefühl beschleicht, für den Club sei mehr als das bislang Erreichte drin gewesen, der ebenso alte wie immer noch gültige Hinweis, dass die Tabelle nur selten lügt. So auch im Falle der Nürnberger, die sich einerseits mit dem Gewinnen schwer tun (3 Siege), andererseits nur äußerst schwer zu schlagen sind. Lediglich zwei Niederlagen belasten das Punktekonto der Franken - ligaweit der Spitzenwert!

Auch der krisengeschüttelte HSV, der sich nach dem Sieg in der Champions League gegen ZSKA Moskau schon auf dem Weg der Besserung wähnte, bekam das zu spüren und biss sich an der stabilen und äußerst gut organisierten Deckung der Gäste die Zähne aus. Das freute auch Hans Meyer: "Unsere Abwehrleistung war wie fast immer zuletzt sehr gut." Gleich sechs Mal ließen seine Defensivstrategen den Gegner in die Abseitsfalle tapsen und gestatteten den Hamburgern bzw. Piotr Trochowski im ersten Durchgang lediglich einen Torschuss, der noch dazu einem Freistoß geschuldet war und sich erst in der 39. Minute ereignete.

Meyer kann mit Punkteteilung leben

Ganz anders die Cluberer, die nach einem Kopfball von Schroth (20.) und Schlenzer von Ivan Saenko (23.) im ersten Durchgang sowie dem Kopfball des eingewechselten Banovic (51.) und dem Schuss von Robert Vittek (59.) in der zweiten Halbzeit die bis zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung nur knapp verpassten.

Erst danach steigerte sich der HSV und kam seinerseits zu guten Möglichkeiten. "Angesichts des zunehmenden Hamburger Drucks in der zweiten Halbzeit können wir mit der Punkteteilung leben", bilanzierte Hans Meyer nach dem Schlusspfiff. Und in den Augen seines Trainerkollegen Thomas Doll war die erst sehr spät ansteigende Formkurve seines Teams am Samstagnachmittag sogar "ein kleiner Neuanfang" - auch wenn er zugeben musste, dass "die Tabelle das nicht aussagt."

Schäfer: "Ich war eher am Ball"

Entscheidenden Anteil, dass der abstiegsgefährdete Bundesliga-17. auch sein letztes von insgesamt acht Hinrunden-Heimspielen nicht gewinnen konnte, hatte Club-Keeper Raphael Schäfer, der sich in der letzten halben Stunde der Partie gleich mehrmals auszeichnete. Auch in der 79. Minute, als der Kapitän vor dem heranstürzenden Paolo Guerrero mit einer Faustabwehr den Ball aus der Gefahrenzone boxte. Der HSV-Angreifer verletzte sich bei dem folgenden Zusammenprall mit dem Nürnberger Schlussmann und wurde später mit einer schmerzhaften Bauchprellung zur Beobachtung in ein Krankenhaus eingeliefert. Wie auch die anschließenden Fernsehbilder belegten, traf Schäfer keine Schuld. "Ich war eher am Ball. Er hat mich wohl nicht gesehen. Unglücklich", bedauerte der Keeper den Vorfall.

Guerrero war auf Seiten der ohnehin vom Verletzungspech gebeutelten Hamburger nicht der einzige, der am Samstag eine Blessur davon getragen hatte. Auch Thomas Doll, der mit dickem Pflaster auf der Stirn bei der anschließenden Pressekonferenz erschien, hatte es erwischt. Der Hamburger Trainer war gegen eine Tür gerannt, die HSV-Pressesprecher Jörn Wolf versehentlich und etwas übereilt hinter sich zugemacht hatte.

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