Zdebel: "Für Mitgefühl ist kein Platz"

Steht Spielmachern wie Diego auf den Füßen: Thomas Zdebel (li.)

Nürnberg - Gegnerische Spielmacher sind seine Sache. Auf teils rustikale Art versucht Thomas Zdebel, Mittelfeldspieler des VfL Bochum, den Kreativkopf des Kontrahenten auszuschalten. Kleine Fouls zu Beginn einer jeden Partie und aggressives Forechecking lebt der Kapitän des Ruhrpottklubs vor. Am Samstag (29.09.07, 15.30 Uhr) könnte es mit Zvjezdan Misimovic einen früheren Kollegen treffen. Vor der Begegnung mit dem Club sprachen wir mit Zdebel, der abgesehen vom Kampf auch spielerisch einiges drauf hat.


fcn.de: Thomas Zdebel, in Stuttgart mussten Sie nach langer Zeit mal wieder die Bank drücken - obwohl Sie fit waren. Wie hat Ihnen Marcel Koller seine Maßnahme erklärt und wie war es, das Spiel von draußen anzuschauen?

Thomas Zdebel: Als Profi will man immer spielen und natürlich macht es einen nicht glücklich, wenn man nur zuschauen darf und nicht aktiv helfen kann. Aber Marcel Koller hat mit mir intensiv gesprochen und seine Beweggründe waren absolut nachvollziehbar. Die Saison ist lang und wir brauchen jeden Spieler. Gerade in den Englischen Wochen ist die Belastung besonders hoch, und da tut eine Pause auch mal ganz gut. Trotzdem war es beinahe unerträglich, nicht aktiv eingreifen zu können.

Sinnbildlich für das 0:1 beim VfB war, dass Defensivkraft Philipp Bönig mit einem Fernschuss die meiste Gefahr erzeugte. Welche Gedanken sind Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie den harmlosen Auftritt Ihrer Teamkollegen gesehen haben?

Zdebel: Es wäre viel zu einfach, jetzt alles auf die offensiven Spieler abzuwälzen. Wir haben hinten sehr gut gestanden und gegen den Ball gearbeitet, nur nach vorne fehlte es an Konzentration und Ideen. Aber es ging schließlich auch gegen den Deutschen Meister und die Stuttgarter haben Spieler mit großen individuellen Fähigkeiten im Team. Wir wollten uns Möglichkeiten herausspielen, das ist leider zu wenig gelungen. Daran werden wir arbeiten und gegen den Club sicher anders auftreten.

Hätte man nicht schon im Vorfeld mit einem offensiveren System und zwei Spitzen ein Zeichen setzen müssen? Denn in der Defensive stand der VfL wieder gut, aber nach vorne ging ja gar nichts...

Zdebel: Hätte, wenn und aber bringen im Nachhinein gar nichts. Wir haben mit dem gleichen System in Leverkusen zahlreiche Chancen gehabt. Es ist nicht immer nur eine Frage des Systems, sondern auch eine Frage, wie die Spieler dieses System und die Vorgaben des Trainers umsetzen. Letztlich ist auch die Tagesform mit entscheidend.

Mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen war Bochum der Saison-Start gut gelungen. Nun aber steht Ihr Klub nach zuletzt drei Spielen ohne Tor mit acht Zählern auf Platz 14. Fehlen in dieser Phase die Pässe von Zvjezdan Misimovic und die Torgefährlichkeit eines Theofanis Gekas?

Zdebel: Die beiden sind nicht mehr bei uns, es lohnt also nicht darüber einen Gedanken zu verlieren. Wir haben gute Qualität im Kader und auch mit den beiden haben wir nicht jedes Spiel gewonnen...

Am Samstag kommt der Club nach Bochum. Erwarten Sie ein anderes Auftreten des VfL vor eigenem Publikum?

Zdebel: Wir werden alles unternehmen, um unseren Fans ein erfolgreiches Spiel zu präsentieren und die Punkte in Bochum zu behalten.

14. gegen 17. - ist das schon ein richtungsweisendes Duell für die nächsten Wochen?

Zdebel: Unser Trainer hat uns in den letzten Jahren eingeimpft, dass wir immer nur von Spiel zu Spiel schauen sollen. Das haben wir verinnerlicht und konzentrieren uns jetzt ausschließlich auf die Partie am Samstag. Natürlich ist das Spiel sehr wichtig, denn der Verlierer kann den Anschluss ans Mittelfeld verpasssen, aber auch nach acht Spieltagen ist die Saison noch lange nicht zu Ende.

Der 1. FC Nürnberg scheint das Pech derzeit gepachtet zu haben, war gegen Leverkusen die bessere Mannschaft und traf in der Schlussminute nur die Latte. Zudem ist Javier Pinola verletzt. Gibt es im Profigeschäft da auch so etwas wie Mitgefühl für den Kontrahenten?

Zdebel: Man nimmt zur Kenntnis, wenn eine Mannschaft einen negativen Lauf hat, aber für Mitgefühl ist in der Bundesliga kein Platz. Man wünscht niemandem etwas Schlechtes, geschweige denn eine Verletzung, aber für Mitleid gibt es keine Punkte und nur die zählen.

Zvjezdan Misimovic kehrt am Samstag an alte Wirkungsstätte zurück. Sie werden sich auf dem Platz wohl besonders um ihn kümmern. Telefonieren Sie mit "Zwetschge" vor dem Spiel?

Zdebel: Ob Zwetschge spielen wird, das wird sich ja noch zeigen. Ob wir vor dem Spiel miteinander sprechen, weiß ich jetzt wirklich nicht, aber danach ist er absolut willkommen.

Sie sind "Experte" in Sachen Gelben Karten, attackieren den Gegner meist schon in der Anfangsphase recht aggressiv. Man hat fast das Gefühl, da steckt Methode hinter...

Zdebel: Methode? Das sicher nicht und ich ärgere mich über jede Karte, die ich bekomme.

Wie sieht eigentlich Ihre weitere Karriereplanung aus. Sie sind 34 Jahre alt und in Polen geboren. Wollen Sie noch mal in der polnischen Liga kicken oder ist Bochum Ihre letzte Station?

Zdebel: Darüber habe ich mir noch keine endgültigen Gedanken gemacht, aber ich werde sicher nicht nach Polen zurückgehen. Ich bin in Deutschland zu Hause und fühle mich mit meiner Familie sehr wohl.

Am Samstag wird's aber nicht so kuschelig. Danke für's Gespräch.

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